PlayStation noch immer Nr. 1, doch die Konkurrenz kratzt am Thron

PlayStation hält, trotz Lieferengpässen, in den Augen der Verbraucher die Spitzenposition unter den Game-Konsolen. Aber die Konkurrenz schläft nicht.

Bereits 2020 hat YouGov das steigende Interesse an der PlayStation 5 von Sony und der damals neuen Xbox-Serie X von Microsoft analysiert und dabei untersucht, wie die beiden Game-Konsolen von den Verbrauchern wahrgenommen werden. In diesem Jahr schauen wir uns an, wie sich die immer noch stark wachsende Beliebtheit von Gaming mit den Corona-bedingten Lieferengpässen vertragen haben und ob sich der Launch der Steam Deck Handheld-Konsole des Konkurrenten Valve im Februar 2022 auf die Wahrnehmung der PlayStation ausgewirkt hat.

Wie bereits in der Analyse 2020 prognostiziert, konnte die Playstation ihren Vorsprung gegenüber der Xbox aufrecht erhalten, auch wenn nur knapp: YouGovs BrandIndex zufolge wird die Konsole unter deutschen Verbrauchern immer noch als qualitativ höher eingeschätzt als die Konkurrenz von Microsoft, doch diese Einschätzungen führen nicht zwangsläufig zu hohen Verkaufszahlen, wie ein Blick auf die Seite Analysten von VGChartz zeigt. Sony verkaufte im letzten Jahr deutlich mehr Einheiten der Playstation als Microsoft von der Xbox.

Und wie verändert die Markteinführung des Steam Decks von Valve die Gemengelage? Laut unserem Zielgruppen-Segmentierungs-Tool YouGov Profiles sind Verbraucher, die planen, ein Steam Deck von Valve zu kaufen oder dies bereits getan haben, zwar insgesamt häufiger Kunde von PlayStation als von der Xbox, jedoch sind hierbei die Unterschiede zur Gesamtbevölkerung interessant. Signifikant häufiger nämlich als die Gesamtheit der Befragten in Deutschland greifen die Interessenten des Steam Deck zur Microsoft-Konsole Xbox als zu jener von Sony. Auch ziehen sie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung die Xbox signifikant häufiger in Betracht als die PlayStation.

Der Markt wird größer

Zumindest eine Sache wird deutlich: Die Konkurrenz schläft nicht und kratzt am Thron von Sony. Nicht nur Valve drängt mit dem brandneuen Steam Deck, inklusive Zugriff auf die Steam-Gaming-Library, auf den Markt, sondern auch Nintendo kann mit dem kompakten Nintendo Switch Lite und dem neuen Nintendo Switch OLED-Modell überzeugen und weist laut VGChartz die stärksten Verkaufszahlen 2021 auf. Bei diesen Zahlen fällt natürlich schwer ins Gewicht, dass der Nintendo Switch zu jedem Zeitpunkt in den letzten Monaten, trotz Corona-Pandemie, lieferbar war, im Gegensatz zur PS5 und der Xbox. Daher spiegeln die Verkaufszahlen eher den Zustand der Lieferengpässe wider anstatt der Meinung der Verbraucher.

Lieferengpässe und die Rolle von Bots

Seit dem Launch im November 2020 bleiben die Lieferengpässe der PS5 hartnäckig bestehen. Sonys Angebot wird die hohe Nachfrage auch in naher Zukunft nicht stillen können. Diese Lieferengpässe können für Unmut bei den Verbrauchern sorgen, verschrecken loyale Kunden jedoch nicht, stattdessen hält die Nachfrage unter ihnen ungebrochen an. Die PS5 wird damit sogar zum exklusiven Statussymbol. Viele Kunden greifen stattdessen weiterhin zur PS4, ein Paradebeispiel für die Loyalität von Gamern zu ihren Spielkonsolen. Diese Loyalität könnte Sony mit Belohnungs- und Treueprogrammen und mit exklusivem Zugriff auf beliebte Spiele fördern.

Die Lieferengpässe der PS5 resultieren jedoch nicht nur aus Chip-Knappheiten, es sind insbesondere Bots, also spezielle Computer-Programme, die dafür sorgen, dass die Konsolen oft innerhalb von Sekunden ausverkauft sind. Diese Shopping Bots kaufen große Mengen an PS5 auf und bieten diese dann mit großem Preisaufschlag auf Verkaufsseiten wie eBay an. Das trifft selbst auf das brandneue Steam Deck von Valve zu, das bereits zu horrenden Preisen weiterverkauft wird. Online haben somit viele potenzielle Kunden keinerlei Chance eine Konsole zu kaufen. Entgegen dem Trend der Digitalisierung und des Online-Shoppings sind in diesem Falle Verkäufe in Geschäften vor Ort eine echte Alternative. Der Ansturm auf Media Markt im vergangenen Jahr, nachdem das Unternehmen ein PS5-Kontingent angekündigt hatte, zeigte dies beispielhaft.

Kundenloyalität bleibt, aber die Luft wird dünner

Die wachsende Beliebtheit von Gaming sorgt dafür, dass Verbraucher mehr Geld als jemals zuvor für Spielkonsolen ausgeben. Bisher konnte Sony trotz Lieferengpässen auf die Loyalität seiner Kunden zählen, und weder die Qualität noch der Eindruck der Marke hat in den Augen der Verbraucher gelitten. Doch die Gaming-Branche wächst weiter und damit auch die Konkurrenz: Mit dem Handheld-PC Steam Deck von Valve eröffnen sich neue Gaming-Möglichkeiten, zunehmend drängen mehr und mehr Anbieter von preiswerteren Spielekonsolen auf den Markt, und schließlich ermöglichen Gaming-Pässe Game-Streaming ohne Konsole auf dem PC. Auf Sonys Thron wird die Luft also dünner. Es bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen mit ihrer PlayStation weiterhin auf Kundenloyalität bauen kann und wie es auf den Wettbewerb reagiert.

So erschienen in der WirtschaftsWoche.

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