Zerreissprobe an der Urne: Was die Schweiz im Für und Wider bewegt – eine vertiefte Analyse
Warum die Abschaffung des Eigenmietwerts doch noch scheitern könnte
Warum es die E-ID in der Stadt leichter hat als auf dem Land
+++
Warum die Abschaffung des Eigenmietwerts doch noch scheitern könnte
Faire Kompensation oder Steuerausfälle?
Im jüngsten YouGov-Stimmungsbarometer vom August 2025 (Artikel vom 02.September 2025) hat die Zustimmung zu den Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften gegenüber Juli spürbar nachgelassen – von 58 auf 53 Prozent. Berücksichtigt man die statistische Unsicherheit, könnte die Vorlage aktuell sogar scheitern; die untere Schätzgrenze lag zuletzt bei 49 Prozent.
Auf Kantonsebene ist das Bild uneinheitlich: Bei den Liegenschaftssteuern ist der Ausgang in 14 von 26 Kantonen offen. Besonders knapp dürfte es in Kantonen mit tiefer Wohneigentumsquote werden sowie in vielen Bergkantonen, wo der Anteil an Zweitwohnungen hoch ist. Die Argumentationslinien verlaufen entlang zweier Achsen: Einerseits dominieren Fairness-Überlegungen, insbesondere in mieterstarken Regionen. Andererseits steht in Tourismus- und Zweitwohnungskantonen die Frage im Vordergrund, ob die erwarteten Steuerausfälle aus der Abschaffung des Eigenmietwerts ausreichend kompensiert werden können.
Das ist entscheidend, weil sich die kantonalen Mehrheiten nicht einfach entlang der Sprachgrenzen erklären lassen. Vielmehr bestimmen diese beiden unterschiedlichen Deutungsrahmen, ob eine Vorlage Zustimmung findet oder kippt. Wer verstehen will, welche Argumente wo tragen, muss die regionalen Unterschiede in der Debatte berücksichtigen.
Genau hier setzt unsere vertiefte Netzwerkanalyse an. Sie untersucht wie die Befragten ihre Abstimmungsabsicht in ihren eigenen Worten begründen und zeigt, wie sich Begriffe in den Diskussionen «zusammenziehen» und welche Knoten – sozusagen die Schaltstellen der Diskussion – die Debatte in den jeweiligen Kantons-Typen verbinden.

Interpretationshilfe zur Grafik Einflussstärke vs. Themenhäufigkeit (Portfolio)Das Portfolio zur Liegenschaftssteuer stellt die offenen Antworten entlang zweier Dimensionen dar: Auf der X-Achse zeigen wir die Wirkung als Treiber – Themen rechts wirken zustimmungsfördernd, Themen links ablehnungsfördernd, Werte nahe null sind für die Entscheidung wenig richtungsweisend. Die Y-Achse zeigt die Häufigkeit, also wie oft ein Thema spontan genannt wird. Die Grösse der Kreise kombiniert beides (Grösse des Themas × Treiberstärke) und markiert damit besonders prägende Inhalte. So lässt sich das Diagramm intuitiv lesen: grosse Kreise rechts sind starke Pro-Treiber, grosse Kreise links starke Contra-Treiber. Weit rechts oder links, aber tief stehende Punkte sind selten, wirken jedoch sehr stark, wenn sie vorkommen.
Können Steuerausfälle durch den Wegfall des Eigenmietwerts fair kompensiert werden und was haben Mieterinnen und Mieter davon? Diese Fragen sind zentral für die Abstimmungsentscheidung der Schweizerinnen und Schweizer. Ein starker Treiber für die Zustimmung zu den Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften zeigt sich in den Begründungen, welche die neue Steuer als angemessene Kompensation beschreiben und Vorstellungen von Gerechtigkeit und Vermögensverteilung damit verknüpfen. Die Ablehnung speist sich vor allem aus der Befürchtung von Steuerausfällen. Viele bezweifeln, dass die neue Abgabe den Wegfall des Eigenmietwerts tatsächlich auffängt, und stellen die Systemlogik der Kompensation grundsätzlich infrage.
Unterteilt man die Kantone anhand ihres Zweitwohnungsanteils und der Wohneigentumsquote (bei Zweitwohnungen liegt der Median-Split bei 13 Prozent und bei der Wohneigentumsquote bei 39 Prozent) ergeben die Netzwerkanalysen der offenen Begründungen ein eindeutiges Bild.
Reformkritische Kantone mit hohem Zweitwohnungsanteil: Kompensation vs. Zusatzbelastung
In Kantonen mit einem hohen Zweitwohnungsanteil zeigt sich in Bezug auf das Thema «Steuerausfälle», dass der Dreh- und Angelpunkt der Knoten «Steuer» in der Mitte ist: Von ihm gehen die stärksten Verbindungen zu «zahlen» und «leisten» aus – und weiter zu «Zweitwohnsitz / Zweitwohnung». Das bedeutet, dass die Debatte in diesen Kantonen primär als persönliche Zahlpflicht für Zweitwohnungsbesitzerinnen und -besitzer gerahmt wird («ich muss zahlen / leisten»). An denselben Ast docken «zusätzlich» und «besteuern» an, teilweise mit dem Zusatz «stark» – ein deutliches Signal dafür, dass viele die Vorlage als zusätzliche, spürbare Abgabe auf Zweitliegenschaften interpretieren.
Auf der anderen Netzseite bildet sich eine zweite, gut sichtbare Kette: «Eigenmietwert», «Abschaffung», «sinken», «Steuereinnahme» und «Kanton». Diese Abfolge bringt genau die Logik auf den Punkt: In Regionen mit vielen Zweitwohnungen profitiert der Kanton heute von Einnahmen aus der Eigenmietwertbesteuerung und die Verbindung zu «sinken» und «Steuereinnahme» macht die Befürchtung von Steuerausfällen greifbar, wenn der Eigenmietwert fällt. Dass dieser Strang wiederum in die zentrale «Steuer»-Achse zurückführt, zeigt: Die Einnahmeseite des Kantons und die Zahlpflicht der Eigentümerinnen und Eigentümer werden im selben Argumentationszug verknüpft im Sinne von «wir zahlen mehr, und trotzdem fehlen dem Kanton Einnahmen». Flankierend tauchen «Mietwert» und «Hauptwohnsitz» am rechten Rand auf. Zusammen mit «Zweitwohnsitz» deutet das darauf hin, dass im Diskurs zwischen Haupt- und Zweitobjekt unterschieden wird. Links oben finden sich kleinere Fairness-Cluster um «ungerecht», «bestrafen», «Hausbesitzer» und «Mieter». Sie sind weniger zentral als die beiden Hauptäste, zeigen aber, dass es zusätzlich eine normative Bewertung gibt («Eigentum wird bestraft»), die die Ablehnung emotional untermauern kann.
Im Zusammenspiel stützt das Netz also beide Kernaussagen: Erstens erwarten Stimmberechtigte in Kantonen mit hohem Zweitwohnungsanteil eigene Mehrbelastungen («Steuer zahlen / leisten», «zusätzlich»). Zweitens trauen viele den neuen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften nicht zu, den Wegfall der kantonalen Einnahmen aus der Eigenmietwertbesteuerung ausreichend zu kompensieren («Abschaffung → sinken → Steuereinnahme → Kanton»). Genau diese Doppelwahrnehmung – ich zahle mehr und dem Kanton fehlt trotzdem Geld – erklärt, warum die Zustimmung in diesen Kantonen fragil ist und warum sich dort Nein-Tendenzen besonders leicht verfestigen.

Reformkritische Kantone mit hohen Mieterquoten: Zusatzbelastung ohne Nutzen für Mieterinnen und Mieter
Auch in Kantonen mit tiefer Wohneigentumsquote sind die Zustimmungswerte niedriger. Die Begründung in Bezug auf das Thema «Steuerausfälle» zeigt warum: Im Zentrum steht der große Knoten «Steuer», der eng mit «zahlen / bezahlen» verbunden ist und in einen Cluster aus «zusätzlich», «belasten» und «ungerecht (Steuer)» führt. Ebenfalls nahe liegt «Miete / Mieter». Diese Nachbarschaften machen deutlich, dass die Reform hier vor allem als zusätzliche, unfaire Abgabe wahrgenommen wird – aus einer Perspektive, in der Mieterinnen und Mieter selbst nicht direkt von der Abschaffung des Eigenmietwerts profitieren und deshalb wenig Anreiz sehen, der Verfassungsänderung zuzustimmen.
Dem gegenüber steht auf der rechten Seite ein normativer Strang rund um «fiktives Einkommen», «versteuern», «Vermögen», «finden» und « sinnvoll». Er liefert zwar die inhaltliche Begründung für die Reform – das Versteuern von Nicht-Einkommen gilt als problematisch –, bleibt im Netzwerk jedoch peripherer und schwächer angebunden als der Belastungsblock. Auffällig ist zudem die senkrechte Kette «abziehen», «eher», «reich», «kosten / nutzen» im Umfeld von «Liegenschaft / Zweitliegenschaften». Sie weist darauf hin, dass die Abzugssystematik als Vorteil wohlhabender Haushalte gelesen wird, ein Argument, das die Reform durchaus legitimiert, in der Gesamtstruktur des Netzes aber nicht die Deutungshoheit gewinnt. Für die Frage der Steuerausfälle gilt umgekehrt: Entsprechende Knoten (z. B. «Kanton», «Zweitwohnung») tauchen zwar auf, spielen jedoch keine zentrale Rolle – die Ablehnung speist sich nicht primär aus der Sorge um kantonale Einnahmen, sondern aus dem Fairness- und Zusatzbelastungs-Argumentation rund um die Steuer selbst.
Wo wenige Eigentümerinnen und Eigentümer leben, dominiert die Lesart «zusätzliche, ungerechte Steuer – ohne eigenen Nutzen». Die Pro-Argumenation «fiktives Einkommen korrigieren» ist vorhanden, erreicht aber nicht die gleiche Netzwerkzentralität. Das erklärt, warum die Stimmbevölkerung in Kantonen mit tiefer Wohneigentumsquote der Vorlage skeptischer gegenüberstehen.

Kantone mit hoher Zustimmungsabsicht und wenigen Zweitwohnungen: Fairness durch Systemreform
Ganz anders ist die Tonlage in Kantonen mit niedrigem Zweitwohnungsanteil, diese stehen der Reform eher positiv gegenüber. Die Debatte in Bezug auf das Thema «Kompensation der Steuer» dreht sich kaum um Einnahmelücken oder Steuerausfälle, sondern auffallend stark um Eigentum, Entlastung und Fairness. Im Zentrum liegt ein dichter Block aus Begriffen wie «besitzen», «Immobilie», «Eigentum», teils flankiert von «Immobilienbesitzer», «Haus besitzen» und dem neutral eingebetteten «Steuern». Dieser Eigentums-Cluster fungiert als Drehkreuz, von dem aus zwei Erzählstränge in die Breite gehen. Links davon sitzt ein normativer Fairness-Knoten rund um «Eigenmietwert», «gerecht», «wohnen» und «Sinn». Die Kanten sind hier kurz und kräftig – ein Hinweis, dass der Eigenmietwert in diesen Kantonen nicht primär als Einnahmesäule wahrgenommen wird, sondern als ungerechte Konstruktion, deren Abschaffung «Sinn macht». Diese positive Bewertung trägt spürbar: Der Eigenmietwert wird nicht verteidigt, er wird als Problem markiert, das man lösen möchte.
Vom Eigentums-Cluster nach rechts öffnet sich der zweite, politisch entscheidende Strang: «entlasten», «Wohnraum», «leisten», häufig in Nachbarschaft zu «Hausbesitzer», «Eigentumswohnung» und «Einheimische». Diese Kette übersetzt die Reform in konkrete Alltagslogik: Eigentümerinnen und Eigentümer sollen spürbar entlastet werden, das macht Wohnen tragbarer («leisten»), und es nützt den Einheimischen. Bemerkenswert ist die Brückenfunktion von «Wohnraum»: Von hier aus führen Kanten auch zu «Mieter/Mieterin» – ein Signal, dass die Entlastungs-Erzählung nicht exklusiv für Eigentümerinnen und Eigentümer gedacht ist, sondern mit der allgemeinen Wohnraumperspektive verknüpft wird. Genau diese Anschlussfähigkeit erklärt, warum die Zustimmung in diesen Kantonen häufiger überwiegt: Die Reform wird nicht als Nullsummenspiel gelesen, sondern als fairer, verständlicher Schritt, der lokal etwas verbessert.
Dass «Zweitwohnung / Zweitwohnsitz» im Netz zwar vorkommt, aber keine zentrale Rolle spielt, stützt die Interpretation zusätzlich: In diesen Kantonen ist das Thema nicht identitätsstiftend, die Sorge um Steuerausfälle taucht kaum auf und wird auch semantisch nicht mit «Steuer» oder «Kanton» verklammert. Stattdessen verankern «gerecht» und «entlasten» die Diskussion. «Steuer» erscheint eher als Transportbegriff des Instruments, nicht als Bedrohung. Aus dieser Struktur wird ersichtlich, warum in diesen Kantonen der Vorlage eher zugestimmt würde: Die Reform wird hier als gerechte Vereinfachung mit konkreter Entlastung gelesen, nicht als fiskalisches Risiko.

Kantone mit hoher Zustimmungsabsicht und hohem Wohneigentumsanteil: Fairness durch Systemreform
Auch in Kantonen mit einem hohen Wohneigentumsanteil zeigt sich in Bezug auf das Thema «Kompensation der Steuer», dass der Kern das Eigentum bildet anhand von dicht verknüpften Knoten wie «Hausbesitzen / Haus», «Eigenheim», «Immobilie besitzen», «zahlen», «leisten» und «wohnen». Diese Achse übersetzt die Reform in eine praktische Entlastungserzählung: Wer ein Eigenheim finanziert (der Nebenast «Hypothek», «kaufen») will ein verständlich-faires System, das das Wohnen tragbar macht («leisten», «Wohnraum»).
Gleich daneben sitzt der Fairness-Block um «Steuer fiktiv» und «fiktiv Einkommen». Dass diese Knoten eng an den Eigentumskern andocken, ist wichtig: Die Abschaffung des Eigenmietwerts wird als Korrektur eines ungerechten, fiktiven Einkommens wahrgenommen – also als Schritt zu mehr Fairness, nicht als Risiko.
Die Kompensationsfrage taucht zwar auf, kippt den Diskurs aber nicht: Rechts verläuft eine Kette von «Eigenmietwert», «wegfallen», «Zweitwohnungsbesitzer», «Vermögen / Geld» sowie «Zweitwohnsitz» mit «Mietwert / Besitzer / Mieter». Das legt nahe, dass mögliche Steuerausfälle gedanklich mit Zweitliegenschaften und eher zahlungsfähigen Gruppen verknüpft werden. Sprich: Es wird als fair empfunden, dass Besitzende von Zweitliegenschaften die Hauptlast der Kompensation tragen werden, da diese als eher vermögend wahrgenommen werden. Auffällig ist auch, was nicht dominant ist: Der Belastungs-Ast («belasten») bleibt randständig; ein grosser «ungerecht»-Cluster fehlt. Stattdessen verbinden «Besitzer» und «selber» die Stränge – das spricht für eine Eigenverantwortungs-/Fairnesslesart («zahlen ja, aber verständlich und angemessen»).
Kurz: In eigentümerstarken Kantonen treffen Fairness-Argumente («Besteuerung von fiktivem Einkommen abschaffen») auf eine alltagsnahe Entlastungslogik («Wohnen leisten»), während Kompensation eher als gezielte Abgabe bei Zweitliegenschaften erscheint. Dieses semantische Netz erklärt, warum hier – trotz Bewusstsein für Steuerausfälle – das «Ja» zu den Liegenschaften eine leichte Mehrheit hat.

Warum es die E-ID in der Stadt leichter hat als auf dem Land
E-ID: breite Zustimmung, aber unterschiedliche Begründungen in Stadt und Land
Während die Meinungen der Stimmbevölkerung über die Liegenschaftssteuern also eng verknüpft sind mit den strukturellen Faktoren der Kantone, in denen die Stimmbürgerinnen und -bürger leben, ist die Ausgangslage beim E-ID-Gesetz deutlich stabiler. Zwischen Ende Juli und Ende August ist die Zustimmung lediglich von 63 auf 60 Prozent gesunken, das Nein-Lager legte parallel auf 30 Prozent zu; der Anteil Unentschlossener blieb praktisch unverändert. Gemäss unserer Schätzung im August würde das Gesetz angenommen werden. Auf kantonaler Ebene liegt der Ja-Anteil in allen Kantonen über 50 Prozent – mit eingeschränkter Aussagekraft für Appenzell Innerrhoden, Obwalden, Uri und Tessin. Am höchsten fällt die Zustimmung in den städtisch geprägten Kantonen Basel-Stadt, Bern und Zürich aus.
Doch woraus speist sich die breite Unterstützung? Und wo variieren die Argumentationen? Genau hier setzt unsere Netzwerkanalyse offener Begründungen an. Wir vergleichen urbane mit ländlichen Regionen und prüfen, wie sich die Motive hinter den Abstimmungsabsichten unterscheiden.
Dafür teilen wir die Befragten in zwei Gruppen auf: Befragte, die in Städten respektive Agglomerationen leben (Stadt/Agglo) und Befragte, die ausserhalb von Agglomerationen leben (Land).
Innerhalb der Stadt / Agglo-Gruppe ist das Netz schlank und inhaltlich eindeutig: Von «digital / heutige digitale Welt» führt eine Linie über «Alltag», «erleichtern» bis zu «vereinfachen / administrativ / Verfahren». Das Vokabular ist pragmatisch und nutzengetrieben: Digitalisierung wird als zeitgemässer Schritt verstanden, der viele Prozesse vereinfacht und Verwaltungsgänge beschleunigt. Risikobegriffe (Überwachung, Kontrolle, Missbrauch usw.) tauchen hier praktisch nicht auf. In urbanen Milieus trägt vor allem der konkrete Alltagsnutzen.
Ganz anders das Land-Netz: Es ist deutlich dichter, mit mehreren stark verknüpften Clustern. Im Zentrum steht ein großer Sicherheits- und Vertrauenskomplex: «Überwachung / Staat / privat / Datensicherheit / gewährleisten / Vertrauen / Missbrauch verhindern». Daneben liegen Nebenarme, die typische Bedingungen oder Vorbehalte markieren: «freiwillig bleiben», «physische Karte» (als analoger Ausweisweg), «Internet» (implizit: Zugang / Abhängigkeit), teils auch «Preis / Kosten». Der Nutzen-Strang mit «einfach / praktisch / schnell / Idee» ist zwar vorhanden, wird aber sichtbar über Brückenknoten wie «Datensicherheit» zurück auf den Sicherheitskomplex bezogen; der Nutzen überzeugt nur, wenn die Kontrolle stimmt. Zusätzlich hängt seitlich ein «Gesetz / Abstimmung / Information»-Ast: Er zeigt, dass viele auf dem Land die Vorlage erst dann befürworten, wenn Transparenz und Aufklärung gegeben sind.
Damit ergibt sich ein klares Bild aus den Netzen: Greifbarer Nutzen treibt die Zustimmung und wird besonders von der Stimmbevölkerung in städtischen Gegenden hervorgehoben; Kontroll- und Datenschutzrisiken werden besonders im ländlichen Raum mit der E-ID verbunden und führen hier zu geringeren Zustimmungswerten.

Interpretationshilfe zur Grafik Einflussstärke vs. Themenhäufigkeit (Portfolio)
Das Portfolio zur E-ID stellt die offenen Antworten entlang zweier Dimensionen dar: Auf der X-Achse zeigen wir die Wirkung als Treiber – Themen rechts wirken zustimmungsfördernd, Themen links ablehnungsfördernd, Werte nahe null sind für die Entscheidung wenig richtungsweisend. Die Y-Achse zeigt die Häufigkeit, also wie oft ein Thema spontan genannt wird. Die Grösse der Kreise kombiniert beides (Grösse des Themas × Treiberstärke) und markiert damit besonders prägende Inhalte. So lässt sich das Diagramm intuitiv lesen: grosse Kreise rechts sind starke Pro-Treiber, grosse Kreise links starke Contra-Treiber. Weit rechts oder links, aber tief stehende Punkte sind selten, wirken jedoch sehr stark, wenn sie vorkommen.


Bei beiden Vorlagen zeigt sich dasselbe Grundmuster: Die Schweiz entscheidet nicht entlang der Sprachgrenzen, sondern entlang struktureller, regionaler Profile. Gemeinsam ist beiden Vorlagen, dass Zustimmung entsteht, wenn zwei Fragen überzeugend beantwortet sind: Wer profitiert konkret und sind Risiken und Lasten fair verteilt bzw. kontrolliert? Wo Nutzen greifbar und Regeln vertrauenswürdig sind, bleibt das Ja stabil. Wo Belastung und Unsicherheit dominieren, verfestigt sich das Nein.
Die Resultate der Befragung vom August finden Sie hier.