Ein Drittel der deutschen Bürgerinnen und Bürger sieht Ost-West-Unterschiede – Wahrnehmung in Ostdeutschland steigt

Frieder SchmidAccount Director Political Research Germany
Lea KönigshofenSenior Research Executive
September 30, 2025, 1:57 nachm. GMT+0

YouGov-Umfragen zur Wahrnehmung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West

Am 3. Oktober jährt sich der Feiertag anlässlich der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 zum 35. Mal. Die Wiedervereinigung 1990 beendete die Teilung Deutschlands in die DDR und BRD. Aktuelle YouGov-Ergebnisse zeigen, dass immer noch viele Bürgerinnen und Bürger Ost-West-Unterschiede wahrnehmen – und dass diese Wahrnehmung in den ostdeutschen Bundesländern sogar angestiegen ist.

Ein Drittel glaubt, dass die Unterschiede zwischen Ost und West überwiegen

Jede dritte Bürgerin und jeder dritte Bürger ist der Meinung, dass Ost- und Westdeutsche mehr trennt als sie gemeinsam haben: 30 Prozent finden, dass die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen überwiegen. Nur 16 Prozent glauben, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen. 40 Prozent denken, dass sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede die Waage halten, und 13 Prozent sind in dieser Frage unentschlossen.

Mehr Bürgerinnen und Bürger, die in den ostdeutschen Bundesländern (inklusive Berlin) wohnen, nehmen Unterschiede wahr als jene, die in den westdeutschen Bundesländern wohnen: 43 Prozent der Ostdeutschen denken, dass Ost- und Westdeutsche mehr trennt als eint, nur 11 Prozent sind der Meinung, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen. 38 Prozent finden, dass Unterschiede und Gemeinsamkeiten ungefähr gleich ausgeprägt sind und 8 Prozent sind unentschlossen. In den westdeutschen Bundesländern glauben viel weniger Bürgerinnen und Bürger, dass sich Ost und West unterscheiden: 26 Prozent der Westdeutschen sind dieser Meinung. 18 Prozent glauben, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen, 41 Prozent finden, dass es ungefähr so viele Gemeinsamkeiten wie Unterschiede gibt.

2025 nehmen mehr Ostdeutsche Unterschiede wahr als 2019

Der Vergleich mit Daten aus dem Jahr 2019 zeigt, dass für Bürgerinnen und Bürger in den ostdeutschen Bundesländern die Kluft zwischen Ost und West wächst. Die Frage wurde in einer YouGov-Befragung vom 01. bis 09.10.2019 unter 2.098 bevölkerungsrepräsentativ Befragten in Deutschland schon einmal gestellt. Damals glaubten 34 Prozent der Bürgerinnen und Bürger aus den ostdeutschen Bundesländern, dass die Unterschiede zwischen Ost und West überwiegen – ein Anstieg um satte 9 Prozentpunkte. 15 Prozent waren der Meinung, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen. 39 Prozent glaubten, es gibt genauso viele Gemeinsamkeiten wie Unterschiede, und 12 Prozent waren unentschlossen. Die Wahrnehmung von Bürgerinnen und Bürgern aus den westdeutschen Bundesländern hat sich dagegen kaum verändert: 2019 waren 25 Prozent der Meinung, dass die Unterschiede und 19 Prozent, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen. 41 Prozent glaubten, dass sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede die Waage halten. 15 Prozent waren unentschlossen.

Identität? Die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger beschreibt sich als „gesamt-deutsch“

Rund die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger (49 Prozent) beschreibt im September 2025 ihre eigene Identität als „gesamt-deutsch“. 32 Prozent identifizieren sich selbst eher als „west-deutsch“, 13 Prozent sehen sich selbst eher als „ost-deutsch“.

In der Frage nach der eigenen Identität unterscheiden sich Bürgerinnen und Bürger aus West und Ost deutlich: Während sich jede und jeder Zweite (50 Prozent) aus den westdeutschen Bundesländern als „gesamt-deutsch“ beschreibt, tun dies nur 43 Prozent in den ostdeutschen Bundesländern. Knapp jede und jeder zweite Ostdeutsche (48 Prozent) identifiziert sich vor allem als „ost-deutsch“. Zum Vergleich: In den westdeutschen Bundesländern bezeichnen sich 39 Prozent als „west-deutsch“.

Ostdeutsche Identitätsbeschreibung nimmt zu

Im Vergleich zu YouGov-Ergebnissen von Oktober 2019 hat sich für Gesamtdeutschland wenig geändert. 2019 gab ebenfalls knapp die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger (49 Prozent, keine Veränderung) an, sich selbst vor allem als „gesamt-deutsch“ zu sehen. Knapp ein Drittel (32 Prozent, 2025: keine Veränderung) sah sich vor allem als „west-deutsch“, jede und jeder Zehnte (10 Prozent, 2025: +3 Prozentpunkte) als „ost-deutsch“.

Aber Ost und West haben in den letzten 6 Jahren unterschiedliche Entwicklungen genommen: In den ostdeutschen Bundesländern steigt die Zahl der Menschen, die sich als „ost-deutsch“ beschreiben, von 41 Prozent im Jahr 2019 auf 48 Prozent im Jahr 2025 an. 43 Prozent, also genauso viele wie im Jahr 2025, beschrieben sich 2019 als „gesamt-deutsch“. In den westdeutschen Bundesländern hat sich das Bild dagegen nicht geändert: 2019 beschreiben sich 39 Prozent als „west-deutsch“ (keine Veränderung) und 51 Prozent als „gesamt-deutsch“ (+1 Prozentpunkt im Jahr 20215).

Methode:

Diese Umfrage wurde von YouGov Deutschland als Eigenstudie im YouGov Omnibus Politik durchgeführt. Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen YouGov Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden vom 12. bis 15.09.2025 2.057 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region, politisches Interesse und Wahlverhalten, befragt. Die Stichprobe bildet die Wahlberechtigten Deutschlands ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.

Für die Befragung vom 01. bis 09.10.2019 wurden 2.098 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht und Region, befragt. Die Stichprobe bildet die Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.

Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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