YouGov Sonntagsfrage: Wieder mehr Abstand zwischen Union und AfD +++ Unions-Wähler mit Blick auf eine Zusammenarbeit mit der Linken gespalten

Frieder SchmidAccount Director Political Research Germany
Mai 14, 2025, 4:00 vorm. GMT+0

Zur Wahlabsicht in der zwanzigsten Kalenderwoche des Jahres 2025, zum Unvereinbarkeitsbeschluss der Union und zu einem möglichen AfD-Verbotsverfahren

In der ersten YouGov Sonntagsfrage nach Friedrich Merz‘ Wahl zum Bundeskanzler kommen CDU/CSU auf 27 Prozent, 1 Prozentpunkt mehr als bei unserer Sonntagsfrage vom 25. bis 28. April 2025. Die AfD würde von 25 Prozent der Wahlberechtigten gewählt, 1 Prozentpunkt weniger als in der vorherigen Sonntagsfrage. Die SPD gewinnt 1 Prozentpunkt hinzu und kommt nun auf 15 Prozent. Für die Grünen würden unverändert 12 Prozent stimmen. Die Linke kommt aktuell auf 9 Prozent und verliert also 1 Prozentpunkt.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) notiert unter der Fünf-Prozenthürde und kommt aktuell auf 4 Prozent (-1 Prozentpunkt). Die FDP kommt auf 3 Prozent (-1 Prozentpunkt). Rund 4 Prozent der Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgeben würden, würden eine andere Partei („Sonstige“) wählen (+1 Prozentpunkt).

Das ist das Ergebnis der aktuellen YouGov-Sonntagsfrage, für die 1.927 Personen unter 2.227 wahlberechtigten Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ihre Wahlabsicht abgegeben haben. Die Befragung wurde vom 9. bis 12. Mai 2025 im YouGov Panel durchgeführt. Die Wahlabsicht gehört laut DSGVO zu den sensiblen personenbezogenen Daten und darf daher in YouGov-Umfragen übersprungen werden.

Zusammenarbeit mit der Linken: CDU/CSU-Wählerinnen und -Wähler sind gespalten

Seit Union und SPD nach der ersten – nicht gewonnenen – Kanzlerwahl am 6. Mai mit Stimmen der Linken einen zweiten Wahlgang noch am selben Tag beschlossen, wird öffentlich und in der Union diskutiert, ob sie den Unvereinbarkeitsbeschluss zur Zusammenarbeit mit der Linken aufgeben sollte. Knapp die Hälfte aller Wahlberechtigten (47 Prozent) ist der Meinung, die Union sollte ihre Ablehnung gegenüber der Linken aufgeben. Nur 38 Prozent finden, die Union sollte weiterhin nicht mit der Linken zusammenarbeiten. Zum Vergleich: Hinsichtlich der Entscheidung der Union, nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten, halten sich Befürworter (45 Prozent) und Ablehner (45 Prozent) die Waage.

Die Wählerschaft von CDU/CSU ist im Hinblick auf Die Linke und die AfD gleichermaßen gespalten. 44 Prozent lehnen den Unvereinbarkeitsbeschluss zur Zusammenarbeit mit der Linken ab, 48 Prozent befürworten ihn. Dieses Muster zeigt sich auch in der Haltung der CDU/CSU-Wählerinnen und -Wähler gegenüber der AfD: 47 Prozent lehnen den Unvereinbarkeitsbeschluss zur Zusammenarbeit mit der AfD ab, 46 Prozent befürworten ihn.

Gesellschaftliche Spaltung mit Bezug zur AfD verfestigt sich – Mehrheit denkt, dass die AfD rechtsextrem ist

Hat die Einschätzung des Verfassungsschutzes, dass die AfD bundesweit gesichert rechtsextrem ist, etwas an der Bewertung und der Haltung von Wahlberechtigten geändert? Kurzfristig nicht: Jede und jeder zweite Wahlberechtigte (50 Prozent) würde es befürworten, wenn das Bundesverfassungsgericht die AfD verbieten würde, 40 Prozent würden dies ablehnen. Damit hat sich das Stimmungsbild in der Öffentlichkeit nicht gegenüber Anfang des Jahres verändert: Direkt nach der Verabschiedung von Friedrich Merz‘ migrationspolitischen Antrag im Bundestag mit Stimmen der AfD-Fraktion befürworten Ende Januar / Anfang Februar 52 Prozent ein Verbot der AfD, 39 Prozent lehnten ein solches Verbot ab.

Dabei schließt sich die Mehrheit der Wahlberechtigten der Einschätzung des Verfassungsschutzes an. 61 Prozent denken, dass die AfD rechtsextrem ist, nur 29 Prozent glauben, dass die Partei nicht rechtsextrem ist. Wählerinnen und Wähler von SPD (91 Prozent), Grünen (93 Prozent) und die Linke (93 Prozent) sind klar in ihrer Bewertung. Und auch 3 von 4 Wählerinnen und Wählern von CDU/CSU (73 Prozent) halten die AfD für rechtsextrem. Wählerinnen und Wähler der AfD halten die Partei dagegen nicht für rechtsextrem (92 Prozent).

Allerdings beschäftigt die Wahlberechtigten in Deutschland offensichtlich die Wirkung eines Verbotsverfahrens. Mehr als jede und jeder Dritte (39 Prozent) glaubt, dass ein Verbotsverfahren der AfD helfen würde. 31 Prozent glauben, dass die AfD durch ein Verbotsverfahren Schaden nehmen würde, weitere 31 Prozent können oder möchten dazu keine klare Meinung äußern.

„Wählerinnen und Wähler von Parteien des demokratischen Spektrums haben eine klare Sicht auf die AfD: Sie halten sie für rechtsextrem.“ meint Frieder Schmid, Account Director bei YouGov. „Aber sie sind verunsichert, was der richtige Umgang mit der AfD ist. Hier spiegelt sich die aktuelle Diskussion innerhalb und zwischen den anderen Parteien wider. Parteien werden eine klare Haltung entwickeln müssen, um diese Verunsicherung auflösen zu können.“

Diese Umfrage wurde von YouGov Deutschland als YouGov Surveys Eigenstudie im YouGov Omnibus Politik durchgeführt. Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen YouGov Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 9. bis 12. Mai 2025 insgesamt 2.227 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht, Region, Wahlverhalten, Bildung und politisches Interesse, befragt. Die Stichprobe bildet die Wahlberechtigten Deutschlands ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.

Die Ergebnisse samt einer Erklärung der Methodik stehen hier kostenlos zur Verfügung.

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Foto: Michael Kappeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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