39 Prozent Zölle für Schweizer Importe in die USA: Bevölkerung erwartet Schaden für die Wirtschaft

Dr. Verena MackDirector Social Research, Real Estate & Industries
Dr. Sabrina PfisterHead of Social Research
Dr. Fabian BergmannResearch Consultant - Social Research
August 13, 2025, 4:00 vorm. GMT+0

Umfrage von YouGov Schweiz zur öffentlichen Meinung im Zollkonflikt

Die Schweizer Bevölkerung rechnet mit erheblichen Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft durch die am 7. August in Kraft getretenen Zölle in Höhe von 39 Prozent auf Schweizer Importe in die USA. Laut einer aktuellen Umfrage von YouGov Schweiz gehen zwei Drittel (66 Prozent) der Schweizerinnen und Schweizer davon aus, dass der neue Zollsatz der Wirtschaft deutlich schaden werde. Lediglich 5 Prozent der Befragten denken, dass die Schweizer Wirtschaft dadurch keinen oder nur geringen Schaden nehmen wird.

Großteil der Bevölkerung ist der Meinung, die Schweiz solle sich nicht unter Druck setzen lassen

Für die Umfrage wurden vom 5. bis zum 11. August 1260 Personen in der Schweiz befragt, während zur gleichen Zeit der Bundesrat versuchte, doch noch einen Deal mit der US-Administration zu schließen. Im Gegensatz zu ihrer Regierung ist unter der Schweizer Bevölkerung aktuell jedoch lediglich ein Viertel (25 Prozent) dafür, Zugeständnisse zu machen, um die neuen Zölle abzuwenden.

Stattdessen spricht sich eine grosse Mehrheit klar dafür aus, dass sich ihr Land nicht von den USA unter Druck setzen lassen soll, auch wenn dafür der Zollsatz von 39 Prozent in Kauf genommen werden muss. Dieser Aussage stimmen knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten zu. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) ist ausserdem der Meinung, dass die Schweiz sich künftig stärker auf eigene Produkte konzentrieren solle, selbst wenn das zu höheren Preisen in der Schweiz führen könnte.

Nur 15 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer stimmen der Aussage zu, als Teil einer Verhandlungslösung sollten Schweizer Unternehmen größere Investitionen in den USA tätigen. 41 Prozent lehnen dies dagegen ab. Etwas mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten findet stattdessen, die aktuellen Ereignisse zeigten, dass die Schweizer Regierung stärker mit der EU zusammenarbeiten sollte.

SVP-Anhängerschaft deutlich gegen stärkere Zusammenarbeit mit EU

Auch über die verschiedenen politischen Lager hinweg besteht grösstenteils Konsens, wie die Schweiz auf die 39 Prozent Zölle reagieren soll. Zwischen den Anhängerschaften der grossen Schweizer Parteien gibt es zumeist nur geringe Unterschiede in den Zustimmungswerten zu den obigen Aussagen.

Eine Ausnahme hiervon bildet jedoch die Frage ob die aktuellen Ereignisse zeigten, dass eine stärkere Zusammenarbeit mit der EU geboten sei. Am deutlichsten dagegen sprechen sich die Anhängerinnen und Anhänger der SVP aus. Während die Zustimmung unter ihnen nur etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) beträgt, stimmen 43 Prozent nicht zu. Im Mittel ergibt das einen Wert von 4.0 auf einer Skala von 0 (stimme überhaupt nicht zu) bis 10 (stimme voll und ganz zu). Im Gegensatz dazu findet sich mit einem Mittelwert von 8.1 die höchste Zustimmung für eine stärkere Zusammenarbeit mit der EU unter den Anhängerinnen und Anhängern der SP.

Insgesamt zeichnen die Ergebnisse ein deutliches Bild: Direkt nach Bekanntgabe und Einführung der 39 Prozent Zölle auf Schweizer Importe in die USA erwartet zwar ein Grossteil der Bevölkerung deutliche Schäden für die Schweizer Wirtschaft, gleichzeitig findet die überwiegende Mehrheit aber, die Schweiz solle sich dennoch nicht unter Druck setzen lassen. Zu diesem frühen Zeitpunkt dürften die direkten Folgen der neuen Zölle für die meisten Schweizerinnen und Schweizer allerdings noch wenig spürbar sein. Es bleibt daher wichtig zu beobachten, wie sich die öffentliche Meinung zu den US-Zöllen und zur Reaktion der Schweiz in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird.

Zur Methode:

Die hier dargestellten Daten basieren auf einer Umfrage, die die YouGov Schweiz AG (ehemals LINK Marketing Services AG) als Eigenstudie mittels Online-Interviews unter den Mitgliedern des unternehmenseigenen Schweizer YouGov Panels durchgeführt hat. Die Mitglieder des Panels sind aktiv rekrutiert und haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 5. bis 11. August 2025 insgesamt 1260 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht und Sprachregion, befragt. Die Stichprobe bildet die Grundgesamtheit der Schweizer Wohnbevölkerung ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.

Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Weitere Daten und Artikel erkunden