YouGov Sonntagsfrage: Union knapp vor der AfD +++ Knapp 70 Tage nach Wahl der Bundesregierung: Zufriedenheit bricht ein +++ Jens Spahn unter Druck

Frieder SchmidAccount Director Political Research Germany
Juli 16, 2025, 6:00 vorm. GMT+0

Zur Wahlabsicht im Juli 2025 und zur Zufriedenheit mit der Arbeit der Koalition im Juli 2025

Im Juli 2025 verkürzt die AfD den Abstand zur Union: In der YouGov Sonntagsfrage legt die AfD gegenüber Juni 2025 um 2 Prozentpunkte auf 25 Prozent zu. Die Union bleibt stabil bei 27 Prozent (-1 Prozentpunkt). Die SPD kommt auf 14 Prozent (unverändert).

Die Grünen und die Linke sind fast gleichauf: Die Grünen kommen auf 11 Prozent (-1 Prozentpunkt), die Linke auf 10 Prozent (+2 Prozentpunkte). BSW (5 Prozent), FDP (3 Prozent) und Sonstige (5 Prozent) sind unverändert im Vergleich zum Juni.

Die Daten für die aktuelle YouGov Sonntagsfrage wurden ab dem späten Nachmittag des Freitages, 11.07.2025, erhoben. Die Nachricht über die verschobene Wahl der Bundesverfassungsrichter war zu diesem Zeitpunkt bereits öffentlich. Inwiefern Ergebnisse auf die Ereignisse des 11.07.2025 zurückzuführen sind oder nicht, kann nicht abschließend beantwortet werden. Effekte politischer Ereignisse benötigen oftmals Reifungszeit, bis sie sich in der gemessenen politischen Stimmung zeigen.

Das ist das Ergebnis der aktuellen YouGov-Sonntagsfrage, für die 1.820 Personen von insgesamt 2.192 wahlberechtigten Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ihre Wahlabsicht abgegeben haben. Die Wahlabsicht gehört laut DSGVO zu den sensiblen personenbezogenen Daten und darf daher in YouGov-Umfragen übersprungen werden. Die Befragung fand zwischen dem 11. und 14.07.2025 statt.

Zufriedenheit mit der Bundesregierung bricht ein – Bürgerinnen und Bürger genauso unzufrieden mit Schwarz-Rot wie mit der Ampel zum selben Zeitpunkt der Wahlperiode

69 Tage nach der Wahl der schwarz-roten Bundesregierung am 06.05.2025 sind Bürgerinnen und Bürger unzufriedener mit der Bundesregierung als mit der Ampel-Regierung zum vergleichbaren Zeitpunkt der Legislatur. Aktuell sind 65 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung, nur 29 Prozent sind zufrieden. Zum Vergleich: Im Februar 2022 (Datenerhebung vom 04. bis 08.02.2022), 62 Tage nach der Wahl der Ampel-Regierung am 08.12.2021, waren 57 Prozent unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung und 32 Prozent zufrieden.

Im Vergleich zum Vormonat bricht die Zufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung ein. Im Juli sind deutlich mehr wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger unzufrieden mit der Arbeit der schwarz-roten Bundesregierung als noch im Juni. Damals waren 55 Prozent unzufrieden (10 Prozentpunkte weniger) und 38 Prozent zufrieden (9 Prozentpunkte mehr). Wie fragil die gesellschaftliche Situation, in der die Koalitionäre regieren, schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Wahlperiode ist, zeigt auch der Blick auf die Wählerinnen und Wähler der Parteien der schwarz-roten Koalition. Zwischen den Anhängerschaften von Union und SPD gibt es einen Riss: 59 Prozent der Unions-Wählerinnen und -Wähler sind zufrieden mit der Arbeit der schwarz-roten Bundesregierung, aber nur 42 Prozent der SPD-Wählerinnen und -Wähler.

Unzufriedenheit mit Merz steigt im Vergleich zu Juni um 14 Prozentpunkte an

Friedrich Merz‘ Arbeit als Bundeskanzler bewerten im Juli 2025 32 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger als gut und 59 Prozent als schlecht. Damit ist die Stimmung gegenüber Friedrich Merz ähnlich wie gegenüber seinem Amtsvorgänger Olaf Scholz zum selben Zeitpunkt seiner Kanzlerschaft: Im Februar 2022 bewerteten 29 Prozent Scholz‘ Arbeit gut und 57 Prozent als schlecht.

Friedrich Merz hat das Momentum, das er im Juni unter anderem mit seinen außenpolitischen Auftritten erzeugt hatte, erst einmal verloren. Im Vergleich zum Vormonat bewerten Bürgerinnen und Bürger seine Arbeit sehr viel schlechter. Im Juni fanden noch 39 Prozent die Arbeit des Bundeskanzlers gut und 45 Prozent schlecht. Außerdem kann er die Wählerinnen und Wähler des Koalitionspartners weiterhin nicht hinter sich versammeln: Im Juli finden 38 Prozent der SPD-Wählerinnen und -Wähler seine Arbeit gut, 50 Prozent schlecht.

Jens Spahn: Unter Druck in der Masken-Affäre

Jens Spahn steht seit Wochen wegen der Beschaffung von Schutzmasken während der Corona-Pandemie in der Kritik. Die Mehrheit (68 Prozent) der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger denkt, dass Jens Spahns Entscheidungen bei der Beschaffung von Schutzmasken nicht gerechtfertigt waren. Jede und jeder Fünfte (19 Prozent) ist der Meinung, dass seine Entscheidungen gerechtfertigt waren. Auch Wählerinnen und Wähler der Unionsparteien sehen die Masken-Affäre kritisch: Mehr als jede und jeder Zweite (56 Prozent) ist der Meinung, dass Jens Spahns Entscheidungen nicht gerechtfertigt waren, nur 33 Prozent denken, sie waren gerechtfertigt.

Die öffentliche Diskussion um Jens Spahns Entscheidungen als Gesundheitsminister schlagen sich in seiner Wahrnehmung nieder: 74 Prozent haben aktuell eine negative, 12 Prozent eine positive Meinung zu Jens Spahn. Unter Unions-Wählerinnen und -Wählern sehen 68 Prozent Jens Spahn negativ und 23 Prozent positiv. Seit März 2025 ist die Zahl der wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen, die eine negative Meinung zu Jens Spahn haben, von 65 Prozent um 9 Prozentpunkte gestiegen.

Diese Umfrage wurde von YouGov Deutschland als Eigenstudie im YouGov Omnibus Politik durchgeführt. Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen YouGov Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 11. bis 14.07.2025 insgesamt 2.192 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht, Region, Wahlverhalten, Bildung und politisches Interesse, befragt. Die Stichprobe bildet die Wahlberechtigten Deutschlands ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.

Die Ergebnisse samt einer Erklärung der Methodik stehen hier kostenlos zur Verfügung.

Für weitere Informationen zur Methodik von Wahlumfragen bei YouGov klicken Sie bitte hier.

Informationen zu häufig gestellten Fragen zum Thema Wahlforschung finden Sie hier.

Wenn Sie mehr über die politische Forschung von YouGov erfahren möchten, sprechen Sie uns gerne an.

Foto: Michael Kappeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Weitere Daten und Artikel erkunden