Zwei Drittel der Deutschen finden, dass Schüler zu viel Unnützes in der Schule lernen. Und viele sind überzeugt, dass die Unterrichtsqualität früher besser war.
Dass in der Schule zu viel unnützer Stoff gelehrt wird, ist ein alter Vorwurf. Mit einem Tweet, indem sie sich über genau dies beschwerte, hat die vermutlich 17-jährige Kölnerin Naina dennoch im Januar einen Nerv getroffen.
Und auch wenn das Mädchen damals angefeindet wurde: Die Mehrzahl der Deutschen ist mit ihr einer Meinung. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Dabei stimmten gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) der Aussage zu, dass in der Schule zu viel unnützes Zeug gelehrt würde. Nur jeder Vierte (26 Prozent) ist anderer Meinung.
Neue Schulfächer?
Doch was sollte in den Schulen gelehrt werden, um die Schüler auf das Leben vorzubereiten? Lobbyisten unterschiedlichster Interessenverbände fordern immer wieder neue Schulfächer. Doch nicht alle kommen gleich gut an.
So würde sich jeder Zweite (51 Prozent) das Schulfach „Benehmen“ als Pflichtfach an deutschen Schulen wünschen, weitere 24 Prozent sähen es gerne als Wahlmöglichkeit für die Schüler. Dass die Befürworter eines solchen Schulfaches besonders unter den Älteren zu finden sind – bei den Über-55-Jährigen sähen 61 Prozent „Benehmen“ gerne als Pflichtfach, weitere 23 Prozent als Wahlfach – überrascht kaum. Schließlich waren die Menschen in den Augen vieler Deutscher früher höflicher als heute.
Rechnet man die Befragten zusammen, die sich einzelne Fächer als Pflicht- und als Wahlfach wünschen, dann liegen zahlreiche Fächer aber noch weiter vorne. Unterricht in Wirtschaft, Computerprogrammierung und Gesundheitskunde wünschen sich besonders viele.
Ganz im Gegensatz zum Beispiel zu zwei Fächern, die es an manchen Schulen sogar schon gibt. Astronomieunterricht wünscht sich nur jeder Zwölfte (8 Prozent) als Hauptfach, gut die Hälfte der Befragten (54 Prozent) findet, es sollte ein Wahlfach sein. Jeder Dritte (30 Prozent) ist allerdings der Meinung, dass Astronomie gar nicht an der Schule gelehrt werden sollte. Auffällig ist hier vor allem der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland. In den neuen Bundesländern, wo es eine lange Tradition des Astronomieunterrichts gibt, würde ihn nur jeder Fünfte (19 Prozent) abschaffen. Die Zahl derer, die Astronomie gerne als Pflichtfach sehen würden, liegt dort sogar höher (22 Prozent).
Noch kritischer – und zwar deutschlandweit – wird allerdings der islamische Religionsunterricht gesehen: Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) findet, er solle nicht angeboten werden. Zum Vergleich: Beim christlichen Religionsunterricht sagen dies nicht einmal halb so viele (22 Prozent).
Früher und heute
Aber war es früher besser? Die Mehrheit sagt: Ja. Gut die Hälfte der Befragten (54 Prozent) stimmt der Aussage „Als ich noch ein Kind war, war die Qualität des Unterrichts besser“ zu, gut jeder Vierte (28 Prozent) ist anderer Meinung. Allerdings variiert die Einschätzung mit dem Alter. Ist bei den 18- bis 24-Jährigen nur jeder Dritte (34 Prozent) der Meinung, dass früher der Unterricht besser war, finden dies bei den Über-55-Jährigen fast doppelt so viele (65 Prozent).
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1330 Personen im Zeitraum vom 8. bis 12. Mai 2015 repräsentativ befragt.
Fotos: Thomas Kienzle/AP/Press Association Images