China und Indien liegen beim Online-Kauf von Autos vorne

Philipp SchneiderHead of Marketing
Oktober 05, 2021, 2:14 nachm. GMT+0

Verbraucher haben ihre Ansprüche an Autokäufe geändert: In Deutschland shoppt jeder Siebte sein Auto online, in China und Indien sogar jeder Dritte. Wieso die Deutschen an Offline-Käufen festhalten.

Tiefgreifende Veränderungen prägen bereits seit Jahren die Mobility-Branche. Digitalisierung, steigendes Umweltbewusstsein bei Verbrauchern und damit einhergehende politische Maßnahmen verändern nach und nach das Mobilitätsverhalten und die Ansprüche an die Automobilbauer und Mobilitätsdienstleister. Die Pandemie hat sich in den letzten zwei Jahren als Katalysator erwiesen und Trends in der Branche beschleunigt.

Nachdem die Pandemie jetzt langsam abflaut und Normalität zurückkehrt, stellt sich die Frage: Welche Ansprüche haben die Verbraucher mittlerweile an die Automobilindustrie und Mobility-Branche, wohin entwickeln sich Mobilitätstrends und Kaufverhalten?

Veränderungen durch die Pandemie

Unser aktueller International Automotive Report 2021 zeigt für 17 Märkte weltweit, wie Covid-19 das Verhalten, die Ansprüche und die Wünsche der Verbraucher beeinflusst hat. Im Autoland Deutschland geben inzwischen zwei von fünf Verbrauchern an, ihr Fahrzeug weniger zu nutzen als vor der Pandemie. Auch wenn mehr als die Hälfte der Deutschen angibt, dass die Notwendigkeit für ein eigenes Auto unverändert sei, scheint es, als ob die allgemeine Mobilität abgenommen hat. Mittlerweile werden sowohl Fahrtenrufdienste per App wie Uber und Lyft (sieben Prozent) als auch öffentliche Verkehrsmittel (20 Prozent) und Taxis (zwölf Prozent) weniger genutzt. Zu den Ursachen hierfür gehören sicherlich Maßnahmen wie Homeoffice, verstärktes Online-Shopping und weniger soziale Interaktionen, aber auch über die Pandemie hinweg erlernte Hygiene- und Social-Distancing-Verhaltensweisen spielen eine Rolle.

Nur jeder siebte deutsche Autobesitzer kauft online

Trotz einer Vielzahl unterschiedlicher Kaufoptionen für Fahrzeuge zeichnet sich weltweit ein klarer Trend hin zu Online-Käufen ab. Der Online-Handel ist insbesondere in asiatischen Märkten und im Nahen Osten bereits weit verbreitet. Etwas mehr als ein Drittel der chinesischen Kunden (35 Prozent) haben ihr Fahrzeug online bei einem Händler erstanden, dicht gefolgt von 31 Prozent in Indien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (29 Prozent) und Hongkong (28 Prozent).

In den europäischen und amerikanischen Märkten steigt die Anzahl der Online-Käufe zwar nur langsam, aber auch hier ist ein klarer Trend zu beobachten. In Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich haben 14 Prozent der Verbraucher ihr letztes Fahrzeug online von einem Händler erworben, während in den USA nur neun Prozent eine Online-Kaufoption genutzt haben. In Ländern wie Dänemark (94 Prozent), Italien und den USA (91 Prozent) sowie in Deutschland (86 Prozent) kauft die überwältigende Mehrheit der Kunden ihre Fahrzeuge weiterhin offline bei einem Händler.

Doch diese Zahlen könnten bald Vergangenheit sein, denn auch in Europa sind Online-Kaufoptionen der Trend der Zukunft. Zwei von fünf europäischen Verbrauchern planen, ihre Fahrzeuge künftig ausschließlich online zu kaufen, während 61 Prozent sich eine Kombination aus Online- und Offline-Kauf wünschen, ein deutlicher Hinweis für die Mobility-Branche und Autohändler.

Wie beliebt ist der Online-Kauf für zukünftige Fahrzeuge?

Unsere Studie zeigt, dass deutsche Verbraucher Autokäufen online weiterhin zögerlich gegenüberstehen und dass die Hälfte den persönlichen Kauf beim Händler (50 Prozent) oder beim Vorbesitzer bevorzugen (18 Prozent). Innerhalb verschiedener Altersgruppen weichen diese Vorlieben jedoch stark ab. Unter den Verbraucher in den Altersgruppen zwischen 18 und 44 Jahren planen jeweils 33 Prozent ihr nächstes Auto online zu kaufen, während nur jeder fünfte Verbraucher über 55 Jahren einen Online-Kauf in Erwägung zieht. Diese Daten passen in den Trend, da jüngere Verbraucher häufig im E-Commerce aktiv sind und einen Großteil ihrer Einkäufe online tätigen, folgerichtig auch Produkte wie Autos und Fahrzeuge.

Bei deutschen Verbrauchern scheinen weiterhin traditionelle Aspekte von Offline-Käufen wie Testfahrten (44 Prozent) oder die Möglichkeit, das alte Fahrzeug in Zahlung zu geben (31 Prozent) den Ausschlag zu geben. Doch Offline-Käufe verlieren langsam an Anziehungskraft, einer von fünf deutschen Verbrauchern (fünf Prozent) möchte inzwischen persönliche Interaktion mit Autoverkäufern sowie direkte Preisverhandlungen vermeiden (sechs Prozent).

Das eigene Auto ist und bleibt in vorhersehbarer Zukunft die Nummer eins für deutsche Verbraucher, doch die Art und Weise wie Autos künftig gekauft werden, ändert sich auch hierzulande – zwar langsam, aber stetig. Flexible, individuelle Kaufoptionen, mit einer Kombination aus dem Komfort von Online-Käufen und der persönlichen Erfahrung eines Offline-Kaufs sind zukunftsweisend für den deutschen Autohandel und die Mobility-Branche.

So erschienen in der WirtschaftsWoche Online.

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