Der Begriff der „Lügenpresse“ und andere Begriffe der politischen Rechten sind in Deutschland für viele akzeptabel.
Er ist ein viel gebrauchter Begriff auf den rechtsextremen Pegida-Demonstrationen: „Lügenpresse“. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt nun, dass er und weitere problematische Begriffe in der politischen Diskussion für viele Deutsche akzeptabel sind.
Zu Zeiten des Kaiserreichs und des Ersten Weltkriegs wetterten völkische und antisemitische Autoren gegen ausländische und inländische Medien, die einen „Lügenfeldzug“ führen würden, auch die Chefideologen der NSDAP schrieben von der „Lügenpresse“. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff lange Zeit wenig verwendet. In den letzten zwei Jahren hat sich das geändert. Und die Dauernutzung des Begriffes hat offenbar Spuren hinterlassen. Während 53 Prozent der Deutschen den Begriff für akzeptabel halten, sagen 40 Prozent er ist nicht akzeptabel in politischen Debatten und Diskussionen.
Wenn man die Zustimmungsraten für weitere Begriffe, die in letzter Zeit immer wieder gebraucht wurden, betrachtet fällt auf, dass für viele Deutsche Begriffe der (Alten und) Neuen Rechten akzeptabel sind. 61 Prozent finden den Begriff „Gutmensch“ akzeptabel, nur ein Viertel (26 Prozent) sagt er ist nicht akzeptabel.
Ebenfalls akzeptabel ist für eine Mehrheit der Begriff „Schmarotzer“. Die Hälfte (50 Prozent) der Befragten denkt so, 44 Prozent halten ihn hingegen für inakzeptabel. Auch der Begriff des Schmarotzers bzw. des Parasiten hat eine Geschichte, die weit in die dunkle Vergangenheit Deutschlands zurückreicht.
Den Begriff des Volksverräters – der auf den im NS eingeführten Straftatbestand Volksverrat zurückzuführen ist – halten jedoch 56 Prozent für nicht akzeptabel. Doch immerhin ein Drittel (34 Prozent) denkt das Gegenteil.
Weniger Akzeptanz gibt es bei den Befragten dagegen bei dem Wort „Pack“. So hatte etwa der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel rechte Demonstranten im sächsischen Heidenau als „Pack“ bezeichnet. 72 Prozent der Befragten finden den Begriff inakzeptabel, 21 Prozent sagen das Gegenteil.
Auch andere eher „normale“ abwertende Beschimpfungen wie „Luder“ und „Arschloch“ sind wenig akzeptiert. Sieben von zehn Befragten (71 Prozent) halten „Luder“ für nicht akzeptabel, zwei von zehn (22 Prozent) schon.
Im politischen Betrieb das A-Wort zu verwenden lehnen die meisten Befragten ab. Acht von zehn (81 Prozent) sagen das sei nicht akzeptabel, nur 16 Prozent finden die Verwendung des Begriffes in politischen Debatten akzeptabel. Dabei wird auch dieser Begriff im politischen Diskurs mitunter gebraucht, aber in letzter Zeit nicht so häufig.
Der Grünen-Politiker Joschka Fischer etwa hatte 1984 im hessischen Landtag, nachdem der Vize-Präsident des Landtags Richard Stücklen ihm das Rederecht entzogen hatte, gesagt: „Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch, mit Verlaub!"
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1049 Personen im Zeitraum vom 30. September bis 11. Oktober 2016 repräsentativ befragt.
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