Aktuelle YouGov-Daten (Juli 2025) zum Thema generative KI-Anwendungen, persönliche Nutzung und Kaufverhalten
Seit ChatGPT vor nicht einmal drei Jahren auf der Bildfläche erschienen ist, ist die Nutzung generativer KI-Anwendungen außerhalb von Forschung & Technik und im Alltag des Laien eine Selbstverständlichkeit geworden. Die Anzahl der Plattformen, auf denen in einfachen Chat-Interfaces mit den künstlichen neuronalen Netzen interagiert werden kann, ist seit 2022 exponentiell gestiegen. Egal ob Text-, Bild-, Video- oder Audiogenerierung – längst konkurrieren die unter hohen Rechenkosten arbeitenden KI-Modelle um die beste Produkt-Markt-Passung und eine nachhaltige Monetarisierung.
Doch wie allgegenwärtig sind ChatGPT und Co. im Privatleben der deutschen Verbraucher und inwieweit vertrauen Nutzer deren Informationen? Wir haben die deutschen Verbraucher gefragt, wie oft und für welche privaten Zwecke KI-Tools zum Einsatz kommen, welche Bedenken die Nutzer haben – und unter welchen Voraussetzungen sie Werbeanzeigen innerhalb von KI-Anwendungen akzeptieren würden.
Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage (Juli 2025) ist die Nutzung von KI-Tools für private Zwecke unter deutschen Verbrauchern sporadisch und vor allem funktional. In sieben von insgesamt zehn abgefragten Nutzungsszenarien kommen KI-Tools für die Mehrheit der Befragten nie zum Einsatz – darunter Organisation im Alltag, Essens- oder Reiseplanung.
Der häufigste private Nutzungszweck sind schnelle Antworten oder Fakten-Checks (24 Prozent „sehr oft“ oder „oft“), gefolgt von Schreibhilfe (19 Prozent „sehr oft“ oder „oft“) und schnelle Hilfe bei Fragen rund um Gesundheit (18 Prozent „sehr oft“ oder „oft“).
Die Befragten ordnen ihre Nutzung für diese konkreten Zwecke überwiegend mit „manchmal” oder „selten” ein als mit “sehr oft” oder “oft”. Doch mit welchem Maßstab? Die Frage nach der Häufigkeit der Nutzung von KI-Tools pro Woche zeigt, dass die (mehrmals) wöchentliche Nutzung eher Normalität als Ausnahme ist und sagt viel zur Einstellung gegenüber und der Präsenz von KI im Alltag der Deutschen.
So gehören KI-Tools im Privatleben von fast zwei von fünf Nutzern zur wöchentlichen Routine (39 Prozent, davon 21 Prozent „1-2 mal pro Woche“ und 18 Prozent „3-5 mal pro Woche“). Ein fast gleich großer Anteil der Befragten, die KI-Tools für mindestens einen der abgefragten privaten Zwecke nutzen, nutzt sie seltener als einmal pro Woche (37 Prozent). Insgesamt 17 Prozent nutzt KI-Tools mindestens einmal täglich für private Zwecke.
In einem Vergleich mit herkömmlichen Online-Informationsquellen (für Produkte oder Dienstleistungen) liegt die Nutzung von KI-Plattformen unter Deutschen im Allgemeinen weit hinter Suchmaschinen wie Google, Bing etc. (71 Prozent), oder Online-Marktplätzen wie Amazon, Ebay etc. (49 Prozent). Allerdings sind auch die klassischen Suchmaschinen mittlerweile mit KI-Funktionen angereichert: Sprachmodelle liefern automatisch generierte Zusammenfassungen der relevantesten Suchergebnisse – viele Nutzer verzichten dank Googles „KI-Übersicht“ zunehmend auf die eigenständige Recherche.
Künstliche Intelligenz ist Teil des Kaufverhaltens, ob bewusst oder unbewusst.
Angesichts ihres relativ jungen Aufkommens haben sich KI-Tools bereits jetzt einen beachtenswerten Platz in der Customer Journey erobert (mit einem Anteil von 18 Prozent, gleichauf mit Social-Media-Plattformen). Knapp jeder fünfte Konsument nutzt sie gezielt bei Kaufentscheidungen.
Schneller, präziser, kreativer: KI wird einiges zugetraut – aber weniger vertraut
Bei der Nutzung von KI für private Zwecke geht es in erster Linie darum, Zeit oder Aufwand zu sparen (45 Prozent); zweithäufigster Grund für die Nutzung von KI im privaten Kontext sind bessere oder genauere Informationen (42 Prozent).
Auffällig ist dabei: Die Genauigkeit der Informationen oder ethische Implikationen (z. B. Voreingenommenheit, Fehlinformationen etc.) sind gleichzeitig für mehr als vier von zehn Befragten (42 Prozent) eines der größten Bedenken bei der Nutzung von KI für private Zwecke – hinter Datenschutz- und Sicherheitsbedenken (46 Prozent) und vor mangelnder Transparenz (40 Prozent).
Jüngere Generationen nutzen KI deutlich häufiger als ältere, um Ideen oder Inspirationen zu bekommen (40 Prozent der 18-34-jährigen Nutzer im Vergleich zu 21 Prozent der über 55-Jährigen), sowie für personalisierte Ratschläge oder Empfehlungen (31 Prozent im Vergleich zu 15 Prozent).
Mittelmäßiges Vertrauen in KI-Ergebnisse
Die meisten Nutzer haben ein mittelmäßig hohes Vertrauen in die Informationen und Ergebnisse, die generative KI-Anwendungen ihnen für private Zwecke liefern (insgesamt 37 Prozent). Immerhin mehr als ein Drittel (33 Prozent) vertraut der KI „ziemlich“.
Copilot, Microsofts KI-gestützte Assistentenfunktion für Outlook, Word, PowerPoint und Co., wird von rund 15 Prozent der Befragten genutzt und erreicht die höchste Vertrauensquote unter seinen Nutzern: Insgesamt fast jeder zweite (49 Prozent) Copilot-Nutzer vertraut dem Assistenten „ziemlich“ oder „voll und ganz“.
OpenAIs ChatGPT, dessen Generative Pretrained Transformer (GPT)-Modell die Grundlage vieler KI-Tools heutzutage ist, ist zwar die meistgenutzte KI-Plattform (60 Prozent). Das Vertrauen in ChatGPTs Ergebnisse und Informationen ist (im Vergleich zu Gemini und Copilot) am geringsten (insgesamt 43 Prozent). Google’s Gemini wird von rund einem Drittel der Befragten genutzt (31 Prozent) und erreicht eine Vertrauensquote von insgesamt 44 Prozent.
Neben den drei führenden KI-Giganten nutzen insgesamt 13 Prozent der Befragten die (ebenfalls US-amerikanische) KI-gestützte Suchmaschine Perplexity, sowie Grok (von X, ehemals Twitter) oder spezialisierte Bild-/Videogeneratoren wie DALL·E, Midjourney oder Sora.
Der (verborgene) Preis der „kostenlosen“ Anwendungen
In der rasant wachsenden App-Landschaft konkurrieren Anbieter mit „Freemium“-Modellen und strategischen Partnerschaften um Nutzerbindung und Finanzierung. Die meisten KI-Tools bieten eine begrenzte, kostenlose Version neben einer leistungsstärkeren Bezahlversion an. Als skalierbare Einnahmequelle werden Werbeanzeigen innerhalb von Anwendungen stets präsenter, jedoch nicht immer von Verbrauchern akzeptiert: Als „das Ende eines Versprechens“ beurteilten Datenschützer und Nutzer zuletzt die von WhatsApp angekündigte In-App-Werbung ab 2026.
Kann der Anreiz des kostenlosen Zugangs die Vorbehalte gegenüber Werbung übertrumpfen? Wir haben die Nutzer gefragt, ob sie Werbeanzeigen innerhalb KI-Anwendungen akzeptieren würden, wenn sie dadurch weiterhin kostenlosen Zugang hätten. Die Antworten überraschen – und untermalen den Status generativer KI-Tools in unserer Gesellschaft bereits wenige Jahre nach ihrem Erscheinen: Vier von zehn Nutzern sind nur bedingt abgeneigt gegenüber Werbung („vielleicht – hängt davon ab, wie aufdringlich die Anzeigen sind“, 40 Prozent). Ein Drittel aller Nutzer (31 Prozent) ist mit Werbung einverstanden; wöchentliche Nutzer sind dies häufiger als tägliche Nutzer. Nur 13 Prozent der Nutzer würden Werbung um jeden Preis vermeiden, darunter häufiger tägliche Nutzer, egal ob durch ein kostenpflichtiges Abo oder eine eingeschränkte Version.
Für Unternehmen und Marken würden sich mit KI-Anwendungen rasant wachsende und einflussreiche Ad Spaces erschließen. Entscheidend wird die Überlegung sein, wie sie sich darin am besten positionieren: unaufdringlich, und doch unübersehbar und relevant.
Methode:
Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum vom 18.07.2025 bis 21.07.2025 insgesamt 2005 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.