YouGov-Umfragedaten (Februar 2025) zum Thema Bankbetrug in Deutschland und im internationalen Vergleich
„Guten Tag, leider konnte Ihre letzte Zahlung nicht abgeschlossen werden …“ – Nachrichten wie diese erreichen Bankkunden inzwischen täglich. Phishing-Betrüger greifen über täuschend echte E-Mails, SMS oder Anrufe sensible Daten wie Kreditkartennummern ab. Weltweit werden schätzungsweise 3,4 Milliarden Phishing-Versuche pro Tag registriert. Zwar blockieren viele Systeme diese automatisch, doch die Methoden werden durch KI immer raffinierter: Deepfakes von Stimmen und Gesichtern erschweren die frühzeitige Erkennung zunehmend.
YouGov-Umfragedaten aus dem Februar 2025 zeigen, wie besorgt deutsche Verbraucher auf das Thema Phishing schauen, wie viele von ihnen bereits Opfer von Finanzbetrug geworden sind – und was Banken ihrer Meinung nach für die Aufklärung tun sollten.
Hohe Besorgnis unter Deutschen über den Einsatz von KI im Bankbetrug
Rund vier von zehn Deutschen (43 Prozent) sorgen sich darum, Opfer eines Phishing-Betrugs zu werden (8 Prozent sind „sehr besorgt“, 35 Prozent „eher besorgt“). Die Sorge fällt unter Befragten mittleren Alters (45- bis 54-Jährige) etwas geringer aus als in anderen Generationen, 42 Prozent von ihnen sind „weder besorgt noch unbesorgt“. Gänzlich unbesorgt (21 Prozent) ist jedoch am ehesten die jüngste Altersgruppe der 18- bis 34-jährigen Befragten.
Immerhin mehr als ein Drittel aller Deutschen (36 Prozent) blickt gelassen auf die Wahrscheinlichkeit eines Phishing-Angriffs.
Deutlich höher ist die Besorgnis der Deutschen beim Thema KI. Mehr als sechs von zehn Deutschen (61 Prozent) sorgen sich über den Einsatz von KI in der Entwicklung überzeugender Phishing-Betrugsmethoden, davon mehr als ein Viertel sogar „sehr“ (26 Prozent). Die älteste Generation ist in dieser Frage deutlich besorgter als jüngere Altersgruppen (32 Prozent derjenigen ab 55 Jahren sind „sehr besorgt“, im Gegensatz zu 18 Prozent der 18- bis 34-jährigen Befragten).
KI erleichtert Cyberkriminellen u.a. durch Website-Fälschungen oder massenhaft personalisierte Nachrichten die Arbeit. Ein Klick genügt, und Angreifer können eingegebene Daten in Echtzeit abgreifen, selbst wenn diese gelöscht werden, wie eine Recherche des BR und internationaler Medien zeigt. Zu den neuesten KI-Methoden zählen täuschend echte Nachahmungen von Stimmen und Gesichtern (Deepfakes) mit denen Betrüger Anfang letzten Jahres einen Angestellten eines Hong Konger Unternehmens um 23 Millionen Euro erpresst haben, da dieser glaubte mit seinem Finanzchef zu sprechen.
Die Sorge vor KI-gestützten Betrugsmethoden ist sogar unter denjenigen Befragten hoch, die sich sicher fühlen, Phishing-Versuche identifizieren zu können. Insgesamt 65 Prozent dieser Zielgruppe gibt an, über den Einsatz von KI durch Betrüger besorgt zu sein. Und diese Zielgruppe ist nicht gering: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Deutschen hält sich für fähig, Betrugsversuche zu erkennen (43 Prozent sind sich „ziemlich sicher“, 10 Prozent „sehr sicher“) – mit einer überraschenden Einstimmigkeit über alle Generationen hinweg.
Die jüngste Generation schätzt ihre Kenntnis überdurchschnittlich hoch ein (16 Prozent sind sich „sehr sicher“, 44 Prozent „ziemlich sicher“). Ebenfalls selbstbewusst sind 35-44-Jährige mit 46-prozentiger „ziemlich sicherer“ Zustimmung. Dagegen fühlen sich die Befragten ab 55 Jahren mit insgesamt 17 Prozent überdurchschnittlich unsicher in der Identifizierung der Cyberangriffe – der höchste Anteil unter allen Altersgruppen. Knapp jeder Zweite über 55-Jährige fühlt sich insgesamt sicher (46 Prozent) in der Betrugserkennung.
Doch wie gut ist Deutschland in Sachen finanzieller Betrugsprävention wirklich aufgestellt?
Deutschlands Bankbetrugsopfer: Phishing trifft Jung wie Alt
Laut YouGov-Umfragedaten sind 15 Prozent der deutschen Verbraucher schon einmal Opfer eines Phishing-Betrugs geworden. Damit liegt Deutschland knapp unter einem 17-Länder-Durchschnitt von 17 Prozent. Die höchste Betrugsopferquote in YouGovs 17-Länder-Vergleich hat Indonesien (mit 31 Prozent), die geringste Italien (mit 7 Prozent).
Im globalen Vergleich rangiert der Anteil deutscher Betrugsopfer an achter Stelle, gleichauf mit den USA. Im europäischen Vergleich von insgesamt acht Ländern belegt Deutschland allerdings Platz zwei, nur knapp hinter dem Spitzenreiter Frankreich (16 Prozent).
Ein vergleichsweise hoher Anteil Deutscher (13 Prozent) gibt außerdem an, nicht zu wissen, ob er bereits Opfer eines Phishing-Angriffs wurde. Dies könnte Ausdruck einer allgemeinen Unsicherheit im Umgang mit digitalen Prozessen sein – etwa die Schwierigkeit, einzuschätzen, wann die Weitergabe von Informationen im Internet sicher ist und eine fehlende Orientierung rund um Datenschutzsorgen. Möglicherweise rechnen einige Menschen damit, dass ihre persönlichen oder finanziellen Informationen längst kompromittiert wurden – bislang jedoch ohne erkennbare Folgen.
Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland Betrugsopfer zu werden, scheint altersunabhängig zu sein: Jüngere sind kaum seltener betroffen als Ältere. Mit jeweils 13 Prozent Betrugsopfern liegen die jüngsten (18 bis 34 Jahre) und die ältesten Generationen (55 Jahre und älter) gleichauf. Die mittleren Altersgruppen (35- bis 54-Jährige) liegen mit jeweils 18 Prozent Betrugsopfern leicht über dem Durchschnitt.
3 von 10 Phishing-Betrugsopfer verlieren Geld
Nicht immer entstehen sofortige Schäden durch Phishing-Angriffe. Oft sammeln Cyberkriminelle systematisch eine Vielzahl von Informationen, um sie später gezielt zu nutzen oder weiterzuverkaufen. Wer schnell reagiert – zum Beispiel Passwörter ändert, Konten sperrt und den Vorfall meldet – kann größere Schäden verhindern.
Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der von YouGov befragten Betrugsopfer hierzulande gibt an, dass der Phishing-Angriff keine bedeutenden Folgen für sie hatte. Fast ein Drittel verlor Geld (29 Prozent) in Folge des Online-Betrugs, und knapp ein Viertel (23 Prozent) hat unbeabsichtigt persönliche Informationen preisgegeben.
E-Mail als Hauptinformationsziel
Banken, die ihre Kunden besser vor Online-Betrug schützen wollen, sollten den vertrauten elektronischen Postweg in den Fokus rücken. Denn Phishing findet hierzulande überdurchschnittlich oft über E-Mail statt: fast jeder zweite Betroffene (46 Prozent) wurde laut YouGov-Umfrage über E-Mail angegriffen – so häufig wie in keinem anderen Land. Deutlich seltener erfolgen Phishing-Versuche über SMS (18 Prozent), Telefon (12 Prozent) oder Soziale Medien (7 Prozent).
Die YouGov-Daten machen deutlich: Die Sorge vor Phishing im digitalen Zahlungsverkehr unter deutschen Verbrauchern ist nicht unbegründet – und geht mit einem großen Aufklärungsbedarf einher. Als effektive Aufklärungsformate würden sich die meisten deutschen Verbraucher E-Mails oder Newsletter mit Tipps und Beispielen (45 Prozent) oder kurze Videos und Animationen (38 Prozent) wünschen. Investitionen in solch niederschwellige Informationsformate durch Banken könnten der Schlüssel sein, um das Sicherheitsgefühl der Kundschaft zu stärken und dem Vertrauensverlust im Zuge zunehmender KI-gestützter Cyberkriminalität entgegenzuwirken.
Dieser Artikel ist ebenfalls erschienen auf den Seiten von „Der Bank Blog“.
Methode:
Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov-Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben (YouGov Surveys). Die Ergebnisse sind Teil einer multiregionalen Umfrage mit insgesamt 18.249 Teilnehmern aus 17 Ländern (Australien, Kanada, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Indien, Indonesien, Italien, Mexiko, Polen, USA, Singapur, Spanien, Schweden, Vereinigte Arabische Emirate).
In Deutschland wurden im Zeitraum vom 23.01.2025 bis 07.02.2025 insgesamt 1002 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.