„Geld allein schießt keine Tore“, sagen acht von zehn deutschen Fußballfans. Und viele von ihnen sehen in Vereinen wie dem RB Leipzig auch Vorteile.
Gegnerische Fans boykottieren schon einmal den Stadionbesuch oder singen „Ihr macht unseren Sport kaputt“. Der RB Leipzig hat in der Fußballrepublik keinen guten Ruf. Er sei ein Verein ohne Tradition, nur ein Marketing-Gag des Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz. Er treibe das auf die Spitze, was andere von einzelnen Firmen oder Mäzenen finanziell unterstützte Clubs wie der VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim in kleinerem Maßstab betrieben.
Doch viele deutsche Fußballfans sehen auch eine positive Seite am Leipziger Zweitligisten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Dabei stimmte mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten, die sich für Fußball interessieren, zu, dass ein „Projekt“ wie der RB Leipzig gut für eine Region sei, in der es sonst keinen Profifußball gibt. In Ostdeutschland ist die Zustimmung sogar noch deutlich größer: Hier stimmen dem zwei Drittel (68 Prozent) der Fußballfans zu.
Überhaupt sehen viele die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs pragmatisch. Zwar finden zwei Drittel der deutschen Fußballfans (69 Prozent), dass das viele Geld dem Sport eher schlecht tut, eine fast genauso große Gruppe (59 Prozent) hält das alles allerdings für eine ganz normale Entwicklung. Und acht von zehn Fans (83 Prozent) glauben ohnehin: „Geld allein schießt keine Tore.“
Mit verschiedenen Mitteln versuchen nationale und internationale Verbände, den Einfluss von Geldgebern auf den Volkssport Fußball zu unterbinden. Zwei der wichtigsten Ansätze sind in Deutschland die sogenannte 50+1-Regel und in Europa das angedachte „Financial Fair Play“. Beide haben unter den Fußballfans viele Freunde.
Die 50+1-Regel, nach der es – bis auf Ausnahmen – nicht möglich ist, dass ein einzelner Anleger mehr als die Hälfte der Anteile an einer Profifußballmannschaft hält, befürworten 56 Prozent der Fans. Das immer wieder aufkommende – aber bislang noch nicht eingeführte – „Financial Fair Play“ würden sogar drei von vier Fußballfans befürworten. Durch diese Regel dürften die Clubs grundsätzlich nur noch so viel für neue Spieler ausgeben, wie sie selbst erwirtschaften.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1065 Personen im Zeitraum vom 10.04. bis 14.04.2015 repräsentativ befragt. Davon gaben 583 Befragte an, sich "sehr" oder "ein wenig" für Fußball zu interessieren. Sie wurden in der Auswertung als "Fußballfans" zusammengefasst.
Fotos: dpa / John Walton/EMPICS Sport (Umfragebild)