Das erste Update des YouGov Wahlmodells zur Bundestagswahl auf Basis eines Mehrebenen-Regressionsmodells mit Poststratifikation (MRP)
Das aktualisierte YouGov MRP-Wahlmodell schätzt den Zweitstimmenanteil der Partei Die Linke aktuell auf 5 Prozent. Damit würde die Partei über das Zweitstimmenergebnis in den Bundestag einziehen. Allerdings: Ein Zweitstimmenergebnis unter 5 Prozent ist weiterhin möglich. Die untere Grenze möglicher Zweitstimmenergebnisse schätzt das MRP-Modell von YouGov auf 4 Prozent. Ein zweiter Weg in den Bundestag besteht für Die Linke in der Grundmandatsklausel: Sollte Die Linke drei Wahlkreise gewinnen, würde sie mit ihrem Zweitstimmenergebnis in den Bundestag einziehen, selbst wenn sie die Fünf-Prozenthürde verfehlte. Deshalb hatte die Partei die Mission „Silberlocke“ ausgerufen: Mit Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch möchten drei erfahrene und prominente Linke-Politiker drei Wahlkreise direkt gewinnen.
Das YouGov MRP-Wahlmodell schätzt auf Basis von Befragungsdaten, Strukturdaten und Ergebnissen früherer Wahlen Zweitstimmenanteile auf Bundes- und Landesebene sowie Erststimmenanteile auf Wahlkreisebene.
Das YouGov-Wahlmodell schätzt derzeit, dass Die Linke zwei dieser drei Wahlkreise gewinnen kann. Während die Daten vom 16. Januar 2025 nur Gregor Gysi in seinem Wahlkreis vorn sahen, zeichnet sich zwei Wochen später ein neues Bild: Bodo Ramelow führt hauchdünn im umkämpften und prominent besetzten Wahlkreis 192 „Erfurt – Weimar – Weimarer Land II“. Sowohl Ramelow als auch Alexander Claus (AfD) liegen bei 26 Prozent. (Wir berichten aus kommunikativen Gründen nur ganzzahlige Ergebnisse. Das Modell weist für Ramelow einen Vorsprung von 0,3 Prozentpunkten aus.) Carsten Schneider (SPD) käme auf 13 Prozent, Katrin Göring-Eckardt von den Grünen auf 7 Prozent der Erststimmen.
Im Wahlkreis 83 „Berlin – Treptow-Köpenick“ führt weiterhin Gregor Gysi klar mit 35 Prozent vor Michael Gleichmann (AfD) mit 17 Prozent und Dustin Hoffmann (CDU) mit 17 Prozent.
Im Wahlkreis 152 “Leipzig II” ist es ebenfalls sehr knapp für die Linke, die fast gleichauf mit der Union liegt (jeweils 22 Prozent). Sie hat dort ebenfalls Chancen, den Wahlkreis zu gewinnen.
Die Schätzung der Wahlabsicht auf Bundesebene – CDU/CSU vor AfD und SPD
Für die Union (CDU/CSU) schätzt das YouGov Wahlmodell das bundesweite Zweitstimmenergebnis auf 29 Prozent. Das ist ein Prozentpunkt weniger als bei der ersten Schätzung des YouGov Wahlmodells am 16. Januar (30 Prozent). Die AfD kommt auf 20 Prozent. Die Veränderung zu der Schätzung vor drei Wochen bewegt sich im Dezimalbereich - auch damals lag die Wahlabsicht für die AfD laut des YouGov MRP-Modells bei 20 Prozent.
Auf Rang drei und vier folgen nach wie vor die SPD mit 15 Prozent, im Januar lag der Wert für die Sozialdemokraten bei 16 Prozent, sowie Bündnis 90/Die Grünen mit 13 Prozent. Auch die Grünen büßen damit einen Prozentpunkt im Vergleich zum 16. Januar ein.
Bei den kleineren Parteien liegt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei 5 Prozent und wäre damit im neuen Bundestag vertreten. Auch die Linke käme auf 5 Prozent und wäre im neuen Bundestag vertreten.
Die FDP (4 Prozent) würde, wie schon bei der Schätzung am 16. Januar, die Fünf-Prozent-Hürde verpassen und nicht über das Zweitstimmenergebnis in den Bundestag einziehen.
Bei den Ergebnissen handelt es sich um Schätzwerte, die wahrscheinliche Ergebnisse aus einer Reihe von möglichen Ergebnissen darstellen. Für die Union liegen mögliche Ergebnisse im Bereich zwischen 27 bis 31 Prozent, für die AfD im Bereich 18 bis 22 Prozent. Für die SPD schätzt das YouGov Wahlmodell Ergebnisse im Bereich zwischen 13 und 17 Prozent, für die Grünen zwischen 12 und 15 Prozent. Das BSW liegt zwischen 4 und 7 Prozent. Für die FDP sagt das YouGov Wahlmodell Ergebnisse zwischen 3 und 5 Prozent voraus und für Die Linke zwischen 4 und 6 Prozent.
Mögliche Koalitionen: Große Koalition und Schwarz-Blau als Zweierkoalitionen möglich
Im 21. Bundestag würden damit auf Basis der Ergebnisse des YouGov Wahlmodells 6 Parteien vertreten sein: Die Union wäre mit 207 Sitzen die stärkste Fraktion. Die AfD käme auf 142 Sitze, gefolgt von der SPD mit 109 Sitzen und Bündnis 90/Die Grünen mit 95 Sitzen. Das BSW würde zum ersten Mal mit 39 Sitzen in den Bundestag einziehen. Die Linke käme auf 37 Sitze.
Mit dieser Sitzverteilung wären folgende Zweierkoalitionen möglich: Eine Große Koalition aus Union und SPD käme auf 316 Sitze. Da für eine Mehrheit im Bundestag 316 Sitze notwendig sind, wäre dies nur eine knappe Mehrheit. Eine schwarz-blaue Koalition aus Union und AfD käme auf 349 Sitze.
Das YouGov Wahlmodell schätzt die Anzahl der Sitze auf Basis der Wahlabsicht. Auch diese Schätzung ist mit Unsicherheit behaftet und bildet das wahrscheinlichste Ereignis innerhalb einer Reihe von möglichen Ereignissen ab. Für die Union schätzt das YouGov Wahlmodell Sitzzahlen im Bereich zwischen 188 und 226 Sitzen. Für die AfD reichen die Schätzungen von 127 bis 159 Sitze. Die Schätzungen für die SPD reichen von 93 bis 127 Sitze, für die Grünen von 81 bis 110 Sitze. Für das BSW schätzt das YouGov Wahlmodell Sitze im Bereich zwischen 0 und 53 Sitze, für die Linke zwischen 0 und 50 Sitze und für die FDP zwischen 0 und 38 Sitze. Wir haben in unserer Schätzung 1 Sitz für den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) berücksichtigt.
Die zweite Veröffentlichung des YouGov Wahlmodells zeigt auf Basis eines Mehrebenen-Regressionsmodells mit Poststratifikation (MRP), wie Bürgerinnen und Bürger wählen würden – und zwar auf Bundes-, Landes- und Wahlkreisebene. Das YouGov Wahlmodell schätzt die Wahlabsicht für Erst- und Zweitstimme auf Basis von Interviews mit 9.322 wahlberechtigten Mitgliedern des YouGov Panel im Zeitraum 17.01. bis 05.02.2025.
Das YouGov-Wahlmodell finden Sie hier.
Antworten auf Fragen zum MRP-Wahlmodell von YouGov finden Sie hier.
Wenn Sie mehr über die politische Forschung von YouGov erfahren möchten, sprechen Sie uns gerne an.