Aktuelle YouGov-Eurotrack-Umfrage zur Zukunft von Atomenergie
In Deutschland werden die Atomkraftwerke bis spätestens Ende des nächsten Jahres 2022 vom Netz genommen und abgeschaltet. Dennoch findet rund jeder fünfte Befragte (22 Prozent), dass Kernenergie den erneuerbaren Energiequellen wie Solar- oder Windenergie gleichgestellt sein sollte und dass sie demnach bei den Bemühungen, die Stromerzeugung in Deutschland kohlenstoffarm zu gestalten, sehr wichtig ist.
Knapp ein Drittel (31 Prozent) ist grundsätzlich aufgeschlossen und findet, dass Kernenergie in der Energiewende zumindest eine kleine Rolle spielen sollte – Nutzung von Atomenergie ja, aber der Fokus sollte dennoch auf erneuerbaren Energiequellen wie Solar- oder Windenergie liegen. 28 Prozent der Deutschen lehnen die Nutzung von Kernenergie in Deutschland komplett ab.
Europäer über die Zukunft von Atomenergie uneins, Zustimmung vor allem in Schweden und Frankreich
Damit sind die Deutschen im Vergleich mit anderen europäischen Ländern bezogen auf Atomenergie eher skeptisch eingestellt. Während zwar in Dänemark – ähnlich wie in Deutschland – auch nur jeder Fünfte (21 Prozent) findet, dass Atomenergie in Dänemark eine große Rolle bei der Energiewende spielen sollte, sind in Spanien 40 Prozent, in Schweden 43 Prozent und in Frankreich gar 45 Prozent für den gleichwertigen Einsatz von Kernenergie in ihrem jeweiligen Land. In Frankreich sind die Befragten insgesamt am aufgeschlossensten: Drei Viertel der französischen Befragten sind mit dem Einsatz von Atomenergie grundsätzlich einverstanden.
Nur knapp jeder Zehnte in Schweden (12 Prozent) und Frankreich (9 Prozent) findet, dass Atomenergie gar keine Rolle in ihren jeweiligen Ländern spielen sollte. In Italien und Großbritannien sagen drei von zehn Befragten, dass Kernenergie den erneuerbaren Energiequellen gleichgestellt sein sollte (Italien: 30 Prozent, Großbritannien: 31 Prozent). Die Ablehnung von Atomenergie ist in Italien (28 Prozent) jedoch mehr als doppelt so hoch wie in Großbritannien (12 Prozent).
Über den europäischen Tellerrand hinausgeschaut, findet rund ein Drittel der Befragten in den USA (34 Prozent), dass die Kernenergie eine große Rolle spielen und gleichwertig mit den Erneuerbaren eingesetzt werden sollte. 27 Prozent finden, Kernenergie sollte zumindest eine kleine Rolle spielen, 12 Prozent lehnen den Einsatz vollständig ab. Etwa jeder fünfte befragte Amerikaner (19 Prozent) möchte sich bei dieser Frage nicht positionieren.
Schweden mehrheitlich von Notwendigkeit der Atomenergie überzeugt
Knapp die Hälfte der Deutschen (48 Prozent) ist überzeugt, dass Kernenergie benötigt wird, um gemeinsam mit erneuerbaren Energiequellen den Energiebedarf des Landes ohne die Nutzung fossiler Brennstoffe zu decken. Nur ein Drittel der Befragten (34 Prozent) glaubt, dass der Energiebedarf in Deutschland ausschließlich durch Wind- und Sonnenenergie gedeckt werden kann. In Dänemark und Italien ist man da zuversichtlicher: Knapp jeder Zweite denkt, dass das Land seinen Energiebedarf nur durch erneuerbare Energiequellen decken kann (Dänemark: 48 Prozent, Italien: 52 Prozent).
In Schweden sind sich dagegen drei von fünf Befragten (62 Prozent) sicher, dass ihr Land neben Solar- und Windenergie auf Atomenergie angewiesen ist. Auch in Großbritannien und Frankreich ist diese Meinung verbreitet: Jeweils mehr als jeder zweite Brite und Franzose glaubt, dass der Einsatz von Kernenergie für die Energieversorgung notwendig ist (Großbritannien: 54 Prozent, Frankreich: 53 Prozent). In Spanien polarisiert das Thema besonders stark. 49 Prozent sind der Meinung, der Energiebedarf könne ausschließlich mit Erneuerbaren gedeckt werden, 42 Prozent glauben dagegen, dass zusätzliche Atomenergie gebraucht wird.
In den USA glaubt fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent), dass Amerika zur Deckung des nationalen Energiebedarfs auf Kernenergie angewiesen ist. Nur rund ein Viertel (27 Prozent) denkt, dass erneuerbare Energiequellen ausreichen. Jeder vierte Befragte (26 Prozent) ist sich bei dieser Frage nicht sicher.
Klimafreundliches Image besonders im Norden
In Puncto CO2-Ausstoß genießt die Kernenergie besonders in Schweden und Dänemark ein klimafreundliches Image: Jeweils rund drei von fünf Befragten in den beiden Ländern geben an, dass Atomenergie keinen bzw. nur einen geringen CO2-Ausstoß verursacht (Schweden: 61 Prozent, Dänemark: 57 Prozent). In Deutschland (50 Prozent), Großbritannien (53 Prozent) und Frankreich (48 Prozent) teilt rund die Hälfte der Befragten diese Meinung. In Schweden gilt Atomenergie bei 63 Prozent der Befragten außerdem als sichere Art der Energieerzeugung. In Italien teilen nur 22 Prozent diese Meinung, knapp zwei Drittel (64 Prozent) bewerten sie als unsicher.
Dies sind Ergebnisse der aktuellen Eurotrack-Umfrage der internationalen Data & Analytics Group YouGov in sieben europäischen Ländern sowie einer Befragung zum Thema Klimawandel in den USA. Dafür wurden insgesamt 2.076 Personen in Deutschland, 1.712 im Vereinigten Königreich, 1.000 in Frankreich, 1.023 in Dänemark, 1.007 in Schweden, 1.059 in Spanien und 1.007 in Italien sowie 1.000 Personen in den USA zwischen dem 10. und 24. November 2021 mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die jeweiligen Bevölkerungen ab 18 Jahren.