Die Trump-Unterstützer in den USA leben in einem rechten Medienuniversum

November 09, 2016, 8:39 nachm. GMT+0

Was den typischen Anhänger des neuen US-Präsidenten Donald Trump ausmacht und welche weit verbreiteten Vorstellungen eher nicht zutreffen.

Donald Trump ist neuer Präsident der USA. Wir stellen seine Unterstützer vor. Trump-Anhänger, das sind vor allem weiße Arbeiter ohne Uni-Abschluss, die sich von der Globalisierung abgehängt, sich von den Politikern in Washington nicht vertreten fühlen und mindestens ein bisschen rassistisch sind. So in etwa könnte man die mittlerweile umfangreiche journalistische und sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Donald Trump beschreiben. Angry white men nennen Soziologen die glühenden Anhänger des amerikanischen Populisten. YouGov Profiles Daten aus den USA bestätigen einige zentrale Annahmen des journalistischen Common Sense, für andere finden sich kaum Belege.

Trump-Anhänger glauben an Erfolg durch harte Arbeit, sind einander in vehementer Ablehnung der Präsidentschaft Obamas verbunden, beschreiben sich selbst häufiger als selbstbewusst und wettbewerbsorientiert, aber auch häufiger als meinungsstark, impulsiv und ungeduldig. In diesem Punkt gleichen sie dem neuen US-Präsidenten, der sich als erfolgreicher Unternehmer inszeniert und im Wahlkampf vor allem auf Twitter mitunter aggressiv gegen Gegner anschrieb. Doch Trump-Fans beschreiben sich auch häufiger als gottesfürchtig und höflich. Zumindest an ersterem haben etwa evangelikale Christen und amerikanische Konservative immer wieder ihre Zweifel geäußert. Die zweite Charaktereigenschaft zeigten zumindest einige Trump-Unterstützer nicht gegenüber Protestlern bei Wahlkampfauftritten des Multimillionärs.

Zwei zentrale Beobachtungen über die Trump-Anhänger finden sich auch in den Profiles-Daten. Die Trumpisten sind überwiegend Männer: Von den 9876 Amerikanern, die angeben Donald Trump zu mögen, sind 66 Prozent Männer und nur 34 Prozent Frauen, bei den restlichen YouGov-Panelisten ist das Verhältnis 55 zu 45 Prozent. Die Unterstützung für Trump ist ebenfalls eine klare Frage des Alters: Deutlich mehr mittelalte Männer zwischen 45 bis 64 Jahren, vor allem aber deutlich mehr ältere Männer über 65 Jahren mögen den neuen US-Präsidenten. Diese Altersgruppen machen 34 bzw. 23 Prozent seiner Anhänger aus. Unter den Umfrageteilnehmern unter 45 Jahren finden sich deutlich weniger Trumpisten, bei den amerikanischen Millenials zwischen 18 und 29 Jahren sogar weniger als halb so viele (8 zu 17 Prozent). Wenig überraschend, denn gerade die Jüngeren haben schon in den letzten Wahlen Obama zum Sieg getragen, bei dieser Wahl überwiegend gegen Trump gestimmt und einige von ihnen sind bereits direkt nach den Wahlen in Kalifornien auf die Straße gegangen unter dem Slogan „Das ist nicht unser Präsident“.

Gegen die These, dass Trump den wirtschaftlich Abgehängten, dem „weißen Arbeiter“ eine Stimme verleiht, spricht das angegebene Einkommen der Trump-Anhänger. Das unterscheidet sich nur kaum von der Einkommensverteilung der Amerikaner, es gibt sogar leichte Indizien, dass das Gegenteil der Fall ist. Wirklich arme Amerikaner, die etwa nur den Mindestlohn erhalten und deswegen weniger als 20.000 Dollar im Jahr verdienen, mögen Donald Trump sogar weniger (9 Prozent der Trump-Anhänger zu 13 Prozent bei der Restbevölkerung).

Ein statistisch signifikanter Unterschied. Mitglieder der Mittelklasse mit einem Jahreseinkommen zwischen 50.000 und 100.000 Dollar mögen Trump sogar öfter als der Durchschnittsamerikaner (29 zu 27 Prozent). Das spricht wenn eher für die These, dass die abstiegsbedrohte Mittelschicht dem Populisten zugeneigt ist, oder diejenigen ihre (bisherigen) gesellschaftlichen Privilegien bedroht sehen. Doch obwohl der Unterschied bei dieser Gruppe genau wie bei den armen Amerikanern signifikant ist: In absoluten Zahlen sind die Unterschiede gering. Was das Einkommen eingeht, unterscheiden sich die Trump-Unterstützer also eigentlich nicht groß von den Amerikanern. Darauf deuten auch die anderen Einkommensgruppen hin, wo es keinen relevanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen gibt.

Übrigens: Bei den Trump-Fans ist der Anteil von Militärs und Mitarbeitern im Sicherheitsapparat höher (20 zu 12 Prozent in der Restbevölkererung). Auch unter Bauarbeitern und Handwerkern (18 zu 11 Prozent) sowie unter Farmern ist der Anteil der Trump-Anhänger höher.

Wichtiger jedoch ist das Mediennutzungsverhalten der Trump-Unterstützer. Die Profiles Daten zum Surfverhalten derer, die vom New Yorker Immobilienmogul begeistert sind, geben einen Hinweis auf die politische Biographie der Trumpisten. Am meisten besucht haben diese die Webseiten von Mitt Romney, die der Tea Party und von Freedom Works.

Offenbar zieht Trump also ehemalige Romney-Wähler an und Fans der rechten Graswurzelbewegung, die sich in ihrem Namen auf die Boston Tea Party von 1773 bezieht. Sie hat in den letzten Jahren die republikanische Partei nach rechts gerückt und versucht die Politik Obamas zu blockieren. Freedom Works wiederum ist eine ihr nahestehenden Kampagnenplattform, deren programmatischer Leitsatz ist: „Government fails, Freedom works“.

Und die Trump-Anhänger leben in einer rechten Medienwelt: Unter ihren Top 4 Magazinen befinden sich drei Waffenmagazine, unter ihren Top 4 Fernsehsendern finden sich vier Fox-News Kanäle. Das rechte Medienimperium wurde 1996 gegründet als „konservative Alternative“ für das, was Fox-News Gründer und Medienmogul Rupert Murdoch als „liberale Tendenzen etablierter Medien“ ansieht. Deren Hauptkanal Fox News schauen 69 Prozent der Trump-Unterstützer, aber nur 37 Prozent der Restbevölkerung, ein Unterschied. Dieser Unterschied ist statistisch hoch signifikant.

Die mit YouGov Profiles analysierten Daten stammen aus einem wöchentlich aktualisierten, bevölkerungsrepräsentativ gewichteten Datensatz aus den letzten 3 Monaten (Stand: 16. 10. 2016). Für diese Analyse wurden 9876 Personen untersucht, die angegeben haben, dass sie Donald Trump mögen. Deren Angaben wurden mit den Daten von alle Befragten des Profiles Datensatzes verglichen. Der Vergleich der Gruppen erfolgt mithilfe von Prozentwerten und Z-Scores. Mehr darüber finden Sie hier.

Foto: John Locher/AP/Press Association Images