Eine deutliche Mehrheit der Deutschen ist dafür, Sterbehilfe zu legalisieren - passiv wie aktiv.
Es sei "die letzte Freiheit", selbst zu bestimmen, wann man sterben will, schreibt der Spiegel-Journalist Georg Diez in einem Essay, in dem er für eine Legalisierung auch der aktiven Sterbehilfe wirbt. Palliativmedzinier sind anderer Meinung: Töten sei keine ärztliche Aufgabe, sagen sie - und sprechen sich auch gegen den assistierten Suizid aus. Dabei hilft ein Mediziner einem todkranken Patienten bei der Beschaffung des tödlich wirkenden Mittels, die Einnahme muss jedoch selbstständig erfolgen. Um gerade diesen ärztlich assistierten Suizid geht es auch an diesem Freitag im Bundestag. Dort wird über insgesamt vier verschiedene Gesetzesentwürfe, die den assistierten Suizid neu regeln sollen, abgestimmt. Die aktive Sterbehilfe zum Beispiel durch die ärztliche Verabreichung tödlich wirkender Mittel soll in jedem Fall weiter verboten bleiben.
Doch die Mehrheit der Bevölkerung macht in der Frage wenig Unterschiede: Sowohl die aktive Sterbehilfe wie auch den assistierten Suizid würden jeweils etwa drei von vier Deutschen legalisieren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach würden 76 Prozent eine Legalisierung des ärztlich assistierten Suizides befürworten, 13 Prozent würden sie ablehnen. Bei der aktiven Sterbehilfe, die als "Tötung auf Verlangen" in Deutschland (im Gegensatz zum Beispiel zu den Niederlanden) strafbar ist, würden mit 74 Prozent der Befragten fast genauso viele die Legalisierung Befürworten, 16 Prozent sind dagegen.
Auffällig: Insbesondere ältere Menschen befürworten eine Legalisierung. Während 68 bzw. 64 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für eine Legalisierung von assistiertem Suizid und aktiver Sterbehilfe sind, sind dies bei den Über-55-Jährigen 81 bzw. 80 Prozent. Gleichzeitig sind die Unterschiede zwischen den Wählern der einzelnen im Bundestag vertretenen Parteien zu vernachlässigen. In allen vier Wählergruppen ist die deutliche Mehrheit für eine Legalisierung. Und auch evangelische wie katholische Christen sind ganz überwiegend dafür.
Legal - und in bestimmten Fällen sogar verpflichtend - ist dagegen die sogenannte "passive Sterbehilfe" etwa durch Abschaltung lebenserhaltender Maßnahmen. Und das soll nach Ansicht der meisten Befragten auch so bleiben: 81 Prozent von ihnen Befürworten den Status Quo, lediglich jeder Zehnte (10 Prozent) lehnt ihn ab.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1133 erwachsene Personen im Zeitraum vom 27. bis 30. Oktober 2015 repräsentativ befragt.
Foto: John Stillwell/PA Wire