Wer die Unterhauswahl am Donnerstag gewinnt, ist nach wie vor unklar. Dürften die Deutschen wählen, dann läge Labour vorn – auch wenn Viele Spitzenkandidat Miliband nicht kennen.
Die Unterhauswahl in Großbritannien am Donnerstag verspricht, spannend zu werden: Ministerpräsident David Cameron (Konservative Partei) möchte seinen Posten behalten. Ed Miliband, Spitzenkandidat der Labour-Partei, hat aber ebenso gute Chancen, ihn abzulösen.
Das war vor drei Wochen so, und es ist auch heute noch aktuell. In der gestern veröffentlichten YouGov-Umfrage zur Wahlabsicht liegen Konservative und Labour mit jeweils 34 Prozent gleichauf. Die drittmeisten Stimmen könnte die europakritische UKIP (12 Prozent) bekommen, danach folgen die Liberaldemokraten (9 Prozent) und die Grünen (5 Prozent).
Auch im vergangene Woche veröffentlichten aktuellsten YouGov-Nowcast (heute Nachmittag wird er aktualisiert) liegen die beiden großen Parteien Kopf an Kopf. Labour kommt dort auf 276 Sitze, die Konservativen kommen auf 272. Der YouGov-Nowcast enthält Daten von insgesamt 170.667 Wählern aus dem ganzen Land und stellt den Status quo dar: Er zeigt, was die Menschen momentan wählen würden - was nicht unbedingt dieselbe Partei ist, für die sie in drei Wochen auch stimmen werden. (Mehr zu den Unterschieden zwischen "Nowcast" und "Forecast" - also der Vorraussage des Ergebnisses - finden sie hier.)
Wie schon in den Vorwochen reicht weder Labour noch den Konservativen eine Koalition mit den Liberaldemokraten (24 Sitze), um eine absolute Mehrheit zu erhalten. So scheint es wahrscheinlich, dass sowohl Cameron als auch Miliband versuchen werden, eine Minderheitsregierung zu bilden. Das wäre keineswegs das erste Mal in der britischen Geschichte.
Das fairere Wahlsystem?
Der Grund für die Unterschiede zwischen den Stimmenanteilen in der Gesamtbevölkerung und der Sitzverteilung im YouGov-Nowcast ist das britische Wahlsystem. Denn auf der Insel wird nach dem Prinzip der Mehrheitswahl gewählt. Dabei setzt sich das Parlament aus den jeweiligen Siegern der einzelnen Wahlkreise zusammen, unabhängig davon, wie knapp die Entscheidung jeweils war. So könnte die nur in Schottland antretende Scottish National Party auf mehr als 50 Sitze kommen.
Dieses System hält knapp jeder Dritte Befragte (29 Prozent) für das fairste. Weniger beliebt ist das Mehrheitswahlrecht, bei dem die Parlamentssitze anhand der Gesamtstimmenanteile auf Parteien und Listen verteilt wird. Dieses System findet nur jeder Zehnte (10 Prozent) am fairsten. Als am fairsten wird eine Kombination beider Systeme – so wie es in Deutschland seit Jahrzehnten Usus ist – wahrgenommen. Eine solche Mischung aus Direktkandidaten und Listen hält jeder Dritte (34 Prozent) für das fairste Wahlsystem.
Wenn Deutschland wählen dürfte
Dürften die Deutschen entscheiden, dann läge Labour vorne – obwohl sich viele nicht entscheiden könnten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach wüsste mehr als jeder dritte Befragte (38 Prozent) nicht, wen er wählen würde. Unter denen, die sich für eine Partei entschieden, liegt Labour deutlich vor den Konservativen: Von ihnen würde gut jeder Dritte (35 Prozent) Labour wählen. Die Konservativen folgen mit 13 Prozent erst auf Platz vier - nach Liberaldemokraten (19 Prozent) und Grünen (17 Prozent).
Und das, obwohl viele Menschen in Deutschland von allen Spitzenkandidaten nur Cameron kennen. Nach den einzelnen Politikern befragt, gab beim amtierenden Premierminister jeder Dritte (33 Prozent) an, ihn nicht zu kennen. Bei Ed Miliband taten dies drei von vier Befragten (74 Prozent).
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1131 Personen im Zeitraum vom 30. April bis 5. Mai 2015 repräsentativ befragt.
Aktuelle Zahlen, Vorhersagen und Informationen zur Wahl finden Sie im interaktiven "Election Center" auf der britischen YouGov-Webseite.
Foto: Dominic Lipinski/PA Wire (Umfragebild)