Von Filter bis Kapsel: Wie Deutschland Kaffee trinkt

Samira NehlsJunior Research Executive
September 29, 2025, 8:22 vorm. GMT+0

Eine YouGov-Analyse (September 2025) zu den verschiedenen Zubereitungsarten von Kaffee

„Mit Milch oder Zucker?“ – Eine Frage, die heute kaum noch ausreicht, um die Vielfalt der modernen Kaffeekultur zu beschreiben. Denn Kaffee ist längst nicht mehr nur das schwarze Gold aus der Filterkanne. Was früher als bloßer Wachmacher galt, ist heute ein Lifestyle-Getränk, das in zahllosen Varianten begeistert. Heute heißt es: „Mit Haferdrink, Mandelmilch oder ganz ohne?“, „Mit Vanille-Sirup oder lieber Pumpkin Spice?“, „To go oder mit Latte Art?“

Aus dem einfachen Heißgetränk ist ein Trendprodukt geworden, das so individuell ist wie die Menschen, die es trinken. Und nicht nur der Geschmack hat sich verändert, auch die Zubereitung ist vielfältiger denn je: Vollautomat, Kapsel, Pad oder klassischer Filter? Jede Methode hat ihre eigenen Vorzüge, ihren eigenen Charakter und ihre eigenen Fans. Zum Tag des Kaffees werfen wir einen Blick auf die beliebtesten Zubereitungsmethoden in Deutschland.

Die Entwicklung der Kaffeezubereitung in deutschen Haushalten

Wer an Kaffee in deutschen Küchen denkt, hat vielleicht noch das Bild der klassischen Filterkaffeemaschine vor Augen – jahrzehntelang das Herzstück vieler Haushalte. Doch die Zeiten ändern sich: In den letzten Jahren hat sich der Vollautomat zum neuen Liebling entwickelt. Insights aus YouGov Profiles zeigen: Aktuell bereiten 29 Prozent der Deutschen ihren Kaffee mit einem Vollautomaten zu – ein beeindruckender Anstieg, denn 2017 lag dieser Wert noch bei 19 Prozent. Damit ist der Vollautomat der Liebling der modernen Küche und hat die Filterkaffeemaschine als Spitzenreiter abgelöst.

Der Anteil der klassischen Filterkaffeemaschine sank von 28 Prozent (2017) auf nur noch 20 Prozent (2025). Auch Pad- und Kapselmaschinen sind rückläufig: Padmaschinen werden heute nur noch von 8 Prozent genutzt (2017: 12 Prozent), Kapselmaschinen von 6 Prozent (2017: 9 Prozent). Die Zahlen zeigen: Die Deutschen setzen beim Kaffeegenuss immer mehr auf Komfort, Vielfalt und Individualität, und der Vollautomat trifft dabei offenbar genau den Nerv der Zeit.

Kaffeezubereitung im Wandel der Generationen

Zwischen den Fans der unterschiedlichen Zubereitungsmethoden zeigen sich deutliche soziodemografische Unterschiede. So zeigt sich erwartungsgemäß eine starke Präferenz älterer Personen für traditionelle Methoden: Zwei Drittel (66 Prozent) der Nutzer von Filterkaffeemaschinen sind über 55 Jahre alt. In der Gruppe mit der nächsthöheren Altersstruktur, den Padmaschinen-Nutzern, liegt der Anteil der über 55-Jährigen bei 50 Prozent. Neben den Vollautomaten-Nutzern zeichnen sich vor allem jene, die zu Hause Kapselmaschinen verwenden, durch eine deutlich jüngere Altersverteilung aus. Etwa zwei Fünftel (Vollautomat: 39 Prozent; Kapsel: 40 Prozent) sind jünger als 45 Jahre. Bei Filterkaffeemaschinen-Fans liegt dieser Anteil bei nur 18 Prozent, bei Padmaschinen-Fans bei 33 Prozent.

Insbesondere die Vollautomaten-Nutzer, aber auch die Kapselmaschinen-Nutzer, zeichnen sich durch ein höheres Einkommen aus als die anderen beiden Zubereitungsmethoden: Etwa jeder Zweite gibt hier an, über ein mittleres Einkommen (zwischen 75 und 200 Prozent des Medians) zu verfügen, bei Vollautomaten sind es 51 Prozent, bei Kapselmaschinen 45 Prozent (Filter: 38 Prozent, Pad: 37 Prozent).

Lebenssituation prägt Kaffeekonsum

Der Großteil (70 Prozent) jener, die ihren Kaffee zu Hause über den Vollautomaten zubereiten, sind in einer Beziehung mit dem Partner zusammenlebend (Filter: 57 Prozent; Pad: 51 Prozent; Kapsel: 54 Prozent). Singles greifen hingegen häufiger zu Filterkaffee (30 Prozent), Padmaschinen (34 Prozent) und Kapselmaschinen (32 Prozent) im Vergleich zu Vollautomaten (20 Prozent). Das spiegelt sich auch in der Haushaltsgröße wider: Vollautomaten sind häufiger, vermutlich dem Mehrbedarf geschuldet, in Mehrpersonenhaushalten zu finden. Ein Blick aufs Wohnumfeld zeigt zudem: Kapselmaschinen sind besonders in städtischen Gebieten verbreitet, während Vollautomaten in ländlichen Regionen überdurchschnittlich genutzt werden.

Aber nicht nur in der Lebenssituation, auch beim Einkauf von Lebensmitteln zeigen sich Unterschiede: 35 Prozent der Vollautomaten-Nutzer und 38 Prozent der Kapselmaschinen-Nutzer achten auf ein Bio-Label (Filter: 29 Prozent; Pad: 33 Prozent). Dafür spielt bei Filterkaffee-Nutzern die regionale Herkunft eine größere Rolle: Fast jeder Zweite (46 Prozent) achtet darauf, dass die Lebensmittel aus der Region stammen (Vollautomat: 39 Prozent; Pad: 37 Prozent; Kapsel: 34 Prozent). Auch die Herkunft aus Deutschland ist für 35 Prozent der Filterkaffee-Nutzer wichtig, mehr als bei den anderen Gruppen (Vollautomat: 29 Prozent, Pad: 30 Prozent, Kapsel: 27 Prozent).

Mehr Vielfalt in der Tasse: Wer Vollautomat oder Kapsel nutzt, trinkt häufiger Kaffeemischgetränken

Wer einen Vollautomaten oder eine Kapselmaschine nutzt, greift deutlich häufiger zu Kaffeemischgetränken wie Cappuccino oder Latte Macchiato. 60 Prozent der Vollautomaten-Nutzer trinken regelmäßig Cappuccino und 49 Prozent Latte Macchiato. Bei Kapselmaschinen sind die Werte sogar noch höher: 62 Prozent konsumieren Cappuccino und 57 Prozent Latte Macchiato. Im Vergleich dazu sind die Nutzer von Filterkaffee deutlich zurückhaltender: Nur 43 Prozent trinken Cappuccino und 29 Prozent Latte Macchiato.

Markenpräferenzen: Jeder Maschinentyp hat seinen Favoriten

Auch bei den bevorzugten Kaffeemarken zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Maschinentypen. 44 Prozent der Vollautomaten-Nutzer können sich grundsätzlich vorstellen, Kaffee von Lavazza zu kaufen. Bei den Filterkaffeemaschinen liegt Jacobs mit 43 Prozent ganz vorne im Relevant Set. Für Padmaschinen-Fans ist Senseo mit 67 Prozent der klare Favorit, während bei den Kapselmaschinen-Nutzern Nespresso mit 40 Prozent an der Spitze steht.

Die Ergebnisse zeigen: Die Wahl der Kaffeemaschine ist heute weit mehr als eine technische Entscheidung. Sie spiegelt Lebenssituation, Konsumverhalten, Werte und persönliche Vorlieben wider. Vollautomaten und Kapselmaschinen stehen für Vielfalt und Genuss, während Filterkaffee und Padmaschinen eher klassisch und funktional genutzt werden. Kaffee ist längst zum Spiegel unserer Persönlichkeit geworden und zeigt, wie individuell Genuss in Deutschland heute gelebt wird.

Methode:

Diese Analyse wurde auf Grundlage von Daten aus dem Zielgruppensegmentierungstool YouGov Profiles durchgeführt - einer ständig wachsenden Daten-Quelle mit über 2 Millionen Datenvariablen von mehr als 27 Millionen YouGov-Panelisten weltweit. Datensatz vom 21.09.2025.

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