Der deutsche Elektro-Auto-Markt wächst trotz Inflation und unruhiger weltpolitischer Lage beständig weiter. Einschließlich September 2022 wurden in Deutschland 556.000 Elektrofahrzeuge (BEV, PHEV) abgesetzt und das Potenzial für weiteres EV-Marktwachstum ist vorhanden: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl derjenigen, die ein E-Auto für ihren nächsten Wagen in Betracht ziehen von 28 auf 33 Prozent.
In dem Gemeinschaftsprojekt “Electric Car Market & Innovation Report 2022“ untersucht YouGov zusammen mit dem Center of Automotive Management (CAM) unter anderem die demografische Zusammenstellung der potenziellen BEV-Kunden und der Kaufabsichten der deutschen Verbraucher, sowie die Entwicklungen des Elektromobilitätsmarkt in Deutschland.
Wer kauft Elektro-Autos?
Die Gruppe der potenziellen BEV-Käufer besteht häufiger aus Männern (62 Prozent) zwischen 31 und 50 Jahren (43 Prozent). 34 Prozent dieser Zielgruppe besitzt derzeit mehr als einen PKW und einer von drei BEV-Käufern (29 Prozent) ist der Meinung, dass Umweltpolitik vollständig präventiv handeln sollte. Der Umweltschutz hat für potenzielle BEV-Käufer einen hohen Stellenwert und sie sehen sich selbst als Umweltschützer. Die Mehrheit dieser Zielgruppe (82 Prozent) sieht den Klimawandel als die größte Bedrohung für die Menschheit (vs. 71 Prozent der Gesamtbevölkerung). 80 Prozent sind der Meinung, dass weniger Autos fahren sollten, um die Umwelt zu schonen und das Elektroautos ganz klar das Transportmittel der Zukunft sind (76 vs. 47 Prozent der Gesamtbevölkerung). Potenzielle BEV-Käufer sind offen für neue Technologien und Produkte und haben generell großes Interesse an Wissenschaft und Computer. Die große Mehrheit (88 Prozent) der Zielgruppe ist der Meinung, dass Technologie das Leben einfacher macht und viele testen gerne Produkte, bevor sie auf den Markt kommen (69 vs. 62 Prozent PKW-Entscheider). Fast die Hälfte der potenziellen BEV-Käufer (49 Prozent) interessiert sich für Wissenschaft und Finanzen (47 Prozent).
Bestehende Probleme
Obwohl der deutsche EV-Markt weiterhin dynamisch wächst, bestehen bei den Verbrauchern weiterhin große Wissenslücken, die für einen möglichen Kauf geschlossen werden müssen. Die Anzahl der Haushaltsentscheider, die bislang direkte Berührungspunkte mit Elektrofahrzeugen hatten (z.B. durch eigenen Besitz, Test- oder Taxifahrten) stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozentpunkte, dennoch hatten weiterhin nur 32 Prozent direkten Kontakt, da ein Mangel an konkreten Kontaktpunkten herrscht. Am häufigsten kommen die Verbraucher als Mitfahrende mit E-Autos in Kontakt (19 Prozent).
Trotz wenig Berührungspunkten sehen die Verbraucher die Vorteile der E-Autos: 29 Prozent der potenziellen BEV-Käufer sind der Meinung, dass die aktuellen Energiekosten E-Autos attraktiver gemacht haben. Die Zielgruppe der potenziellen BEV-Käufer haben jedoch konkrete Vorstellungen, welche technischen Grundbedürfnisse ein Elektroauto erfüllen soll. Sowohl potenzielle BEV-Käufer, als auch die Gruppe der PKW-Entscheider im Haushalt bevorzugen ein Elektroauto mit großer Reichweite und würden dafür auch eine längere Ladezeit in Kauf nehmen (jeweils 0,9 und 0,8 Prozent). In den Augen der Verbraucher sollte ein E-Auto zudem eher für den Stadtverkehr geeignet sein und eine hohe Reichweite besitzen. Eine hohe Motorleistung und eine gute Eignung für die Autobahn sind momentan eher weniger interessant.
Im Hinblick auf die Verbesserung der Reichweite und der öffentlichen Lade-Infrastruktur sind die Erwartungen an Hersteller und Politik hoch, doch die Verbraucher erwarten, dass sich die staatlichen Förderprogramme für Elektromobilität (37 Prozent) und die Stromkosten (74 Prozent) in den kommenden 12 Monaten eher verschlechtern werden. Bereits jetzt sind viele der Meinung, dass die Politik Autofahrer zu wenig entlastet (51 Prozent potenzielle BEV-Käufer, 64 Prozent PKW-Entscheider).