Atomausstieg: Betreiber sollten für Entsorgungskosten aufkommen

Oktober 23, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet weiterhin den Ausstieg aus der Kernkraft. Rückbau und Entsorgung sollten nach Ansicht Vieler die Energieunternehmen ganz oder zum Teil bezahlen.

Der jüngste Stresstest hat Entwarnung gebracht: Die deutschen Energiekonzerne sind dank Rückstellungen in der Lage, selbst für den Rückbau der abgeschalteten Kernkraftwerke und die Endlagerung des Atommülls aufzukommen – obwohl noch immer unklar ist, wie teuer der Atomausstieg überhaupt wird. Zudem wurde jetzt eine Kommission eingesetzt, die unter anderem Vorschläge machen soll, wie die Finanzierung am Ende dauerhaft gesichert werden kann.

Nach Meinung des überwiegenden Teils der Bevölkerung sollten die Energiekonzerne für mindestens einen Teil der Kosten aufkommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach sagen 43 Prozent der Befragten, dass die Unternehmen für die Kosten aufkommen sollen, weitere 38 Prozent sagen, Energieunternehmen und Staat sollten die Kosten teilen. Lediglich 13 Prozent sind der Meinung, dass der Staat für Entsorgung und Rückbau aufkommen sollte.

Dem Atomausstieg an sich stehen die Deutschen in der großen Mehrzahl der Fälle nach wie vor positiv gegenüber. Wie schon vor sechs Monaten sagen dies knapp drei von vier Befragten (72 Prozent), nur gut jeder Fünfte (21 Prozent) ist gegen das Ende der Kernkraft in Deutschland.

Geht es allerdings darum, mit den Auswirkungen des Atomausstiegs zu leben, sind die Menschen nicht mit allem zufrieden. Während die Mehrheit zum Beispiel kein Problem mit Windrädern – 66 Prozent befürworten neue Windräder an Land, 69 Prozent Off-Shore-Anlagen – oder mit hohen Investitionen in Forschung zu alternativen Energien mitsamt Sparen an anderer Stelle (68 Prozent) hat, darf der Atomausstieg aus Sicht der Meisten nicht in höheren Strompreisen enden. Die werden von 80 Prozent als Mittel zur Sicherstellung der Versorgung abgelehnt, nur jeder achte Befragte (12 Prozent) befürwortet sie. Und auch die Errichtung von neuen Kohlekraftwerken wird von den Meisten (69 Prozent) abgelehnt, während bei Gaskraftwerken die Befürworter (42 Prozent) und Gegner (43 Prozent) gleichauf liegen.

Und auch eine Eigenversorgung von Kommunen, Dörfern oder Häusern mit Strom trifft auf Zustimmung: Knapp vier von fünf Befragten (78 Prozent) würden eine Förderung von kommunalen und anderen gemeinschaftlichen Projekten zur Selbstversorgung mit Strom befürworten, etwa genauso Viele (77 Prozent) die eigenverantwortliche Erzeugung von Strom am eigenen Haus oder der eigenen Wohnung.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1177 Personen im Zeitraum vom 16. bis 20. Oktober 2015 repräsentativ befragt.

Foto: Fourmy Mario/ABACA/Press Association Images

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