Über die Hälfte der Deutschen kann sich vorstellen, KI bei der Urlaubsplanung zu nutzen

Kathrin SchäferSenior Research Executive
Februar 26, 2025, 12:22 nachm. GMT+0

Aktuelle YouGov-Analyse zum aktuellen Planungsverhalten der Deutschen und der möglichen Nutzung von Künstlicher Intelligenz rund ums Thema Urlaub

Im November 2024 gaben 72 Prozent der Befragten in unserem YouGov Shopper Intelligence Travel & Mobility Panel an, mindestens eine Reise für das Jahr 2025 zu planen. Ein Jahr zuvor zeigten sich die Deutschen noch etwas reisefreudiger, damals hatten zu diesem Zeitpunkt 79 Prozent bereits eine Reise für das kommende Jahr geplant.

Auch ein Blick in YouGov Profiles bestätigt, dass viele Deutsche selbst im Januar noch zurückhaltend mit ihrer diesjährigen Haupturlaubsplanung waren. Hier gaben 31 Prozent an, bereits zu wissen, wohin sie im Sommerurlaub 2025 reisen werden. 40 Prozent wussten dies im Januar noch nicht, während 22 Prozent angaben, im Sommer keinen Urlaub zu planen.

Reiseplanung zwischen Tradition und Wandel

Dabei spielt der persönliche Austausch traditionell eine zentrale Rolle bei der Reiseplanung. Ob durch eigene Erlebnisse, Empfehlungen von Familie und Freunden oder den direkten Kontakt in der Buchungsstelle – der zwischenmenschliche Dialog war stets die wichtigste Quelle für Reiseinformationen. Noch immer ist der persönliche Austausch bei zwei von drei Urlaubsreisen die bedeutendste Informationsquelle, und das über die letzten zehn Jahre hinweg konstant. (Quelle: DE YouGov Shopper Intelligence Travel & Mobility | Basis: Urlaubsreisemarkt TJ 2013/2014 – TJ 2023/2024)

Aber mittlerweile gibt es auch mehr und mehr nicht-analoge Unterstützung bei der Reiseplanung. Neben klassischen Chatbots bieten bereits jetzt unterschiedlichste KI-Anwendungen Hilfe bei verschiedenen Schritten der Reiseplanung an. Mit KI-Influencerin „Emma“ versuchte sich im letzten Jahr beispielsweise die Deutsche Zentrale für Tourismus an einem KI-gestützten Avatar zur Reisebegleitung. Angesichts der ständigen Weiterentwicklung und zunehmenden Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) im alltäglichen Leben stellt sich die Frage: Könnte Künstliche Intelligenz künftig gar den persönlichen Austausch in der Urlaubsplanung ersetzen?

Nutzungsbereitschaft von KI bei der Urlaubsplanung

Danach gefragt, ob man sich grundsätzlich vorstellen könne, Künstliche Intelligenz bei der Urlaubsplanung zu nutzen, geben 58 Prozent der Deutschen an, sich dies in mindestens einem Bereich vorstellen zu können. Für drei von zehn Befragten ist eine Nutzung von KI bei der Urlaubsplanung dagegen nicht vorstellbar (31 Prozent).

Wenig überraschend zeigen sich dabei vor allem ältere Befragte zurückhaltender, was einen möglichen Einsatz von KI angeht. So geben 40 Prozent der über 50-Jährigen an, sich nicht vorstellen zu können, KI bei der Urlaubsplanung zu nutzen. Unter Befragten zwischen 31-50 Jahren sagt das nur knapp ein Viertel (24 Prozent), bei den unter 30-Jährigen schließt eine KI-Nutzung beim Urlaubplanen gar nur rund jeder Sechste aus (18 Prozent). Dabei zeigen sich Männer über alle Bereiche grundsätzlich offener, KI bei der Urlaubsplanung einzusetzen, als Frauen.

Ein Blick auf mögliche Nutzungsbereiche zeigt dabei, dass eine KI-Nutzung vor allem für Empfehlungen für Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten (29 Prozent) oder zur Unterstützung bei Kommunikation und Übersetzungen vor Ort (29 Prozent) eine attraktive Option darstellt. Knapp jede / jeder Vierte (23 Prozent) kann sich daneben vorstellen, mithilfe einer KI einen individuellen Reiseplan zu erstellen.

Dabei kann Künstliche Intelligenz auch in der initialen Planungsphase zum Einsatz kommen: So kann sich knapp ein Fünftel der Befragten vorstellen, KI zur Entscheidungsfindung bei der Auswahl von Reisezielen zu nutzen (19 Prozent), dies sagen vor allem jüngere Frauen (26 Prozent). 18 Prozent der Deutschen können sich daneben vorstellen, KI für automatisierte Erinnerungen und Benachrichtigungen (z.B. an Check-In-Zeiten oder Wettervorhersagen) zu nutzen.

Eine KI direkt die Buchung von Unterkünften und Transportmitteln übernehmen zu lassen, ist für jeden Sechsten eine Option, ebenso der Einsatz einer KI-Anwendung als virtuelle Reiseassistenz (z.B. Chatbots zur Beantwortung von Fragen). Die Verwaltung des Reisebudgets und Preisvergleiche würden 14 Prozent der Deutschen einer KI überlassen, lediglich eine KI als Unterstützung bei Echtzeit-Anpassungen des Reiseplans könnten sich mit 13 Prozent noch weniger Befragte vorstellen – darunter am ehesten Solche mittleren Alters.

Offen für KI sind Reise- und Tech-Affine

Offen für Unterstützung durch Künstliche Intelligenz zeigen sich dabei vor allem Reisende, die im Jahr häufiger als einmal privat verreisen: Knapp zwei Drittel derer, die mindestens zweimal im Jahr privat verreisen, können sich eine KI-Nutzung bei der Urlaubsplanung vorstellen (65 Prozent). Unter Personen, die einmal im Jahr oder seltener privat verreisen, gibt das weniger als die Hälfte an (47 Prozent). Häufigere Reisen scheinen also mit einer erhöhten Bereitschaft, KI-Unterstützung zu nutzen, einherzugehen.

Wenig überraschend sind Befragte, die sich eine KI-Nutzung bei der Urlaubsplanung vorstellen können, auch sonst technisch affin. 75 Prozent geben an, sich für neue Technologieprodukte, Services und Apps zu interessieren, 87 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Technologie das Leben einfacher mache. 42 Prozent geben gar an, sich ohne ihr Handy nicht zurecht zu finden. Chatbots werden in dieser Gruppe bereits von 42 Prozent genutzt. So sehen Personen, die KI bei der Urlaubsplanung nutzen würden, auch vor allem die Chancen in der Technologie: 80 Prozent glauben, dass künstliche Intelligenz der Menschheit im Alltag helfen wird.

62 Prozent stimmen daneben zu, dass ein Telefon/Tablet ihr Reiseerlebnis verbessern könne. Auch geben 45 Prozent an, die Grundkenntnisse einer Sprache zu lernen, bevor sie ein Land besuchen – etwas, bei dem auch KI behilflich sein könnte. Trotz aller digitalen Affinität geben aber auch 41 Prozent), die KI bei der Urlaubsplanung nutzen würden, an, sich auch durch Zeitungs- und Zeitschriftenartikel bei der Urlaubswahl beeinflussen zu lassen.

Löst Künstliche Intelligenz Reisebüros ab?

56 Prozent der KI-affinen Urlaubsplaner geben an, ihre Reisen (eher) weit im Voraus zu planen. Sie liegen bei ihrer Planung aber auch deutlich häufiger Wert auf günstige Flüge (66 Prozent) und buchen auch – sofern es sich ergibt – häufiger luxuriöse Unterkünfte (34 Prozent). Befragte, die sich eine KI-Nutzung bei der Urlaubsplanung vorstellen können, stimmen so auch deutlich häufiger zu, großen Wert auf einzigartige Reiseerlebnisse zu legen und hierfür auch bereit zu sein, mehr auszugeben (59 Prozent). Aber ihnen ist auch das Thema Nachhaltigkeit beim Reisen ein Anliegen: 51 Prozent derer, die KI bei der Urlaubsplanung offen gegenüberstehen, ist Umweltfreundlichkeit bei Urlaub und Reisen (sehr) wichtig.

74 Prozent derer, die KI bei der Urlaubsplanung in Betracht ziehen, geben an, gerne Urlaub zu planen und hierfür zu recherchieren. Hierfür wird allerdings auch häufiger mehr Zeit für die Reiseplanung aufgewendet (38 Prozent). Das zeigt sich auch darin, dass Befragte bei ihrer Urlaubsplanung auch häufiger Beratung von Experten annehmen: 55 Prozent derer, die bereit sind, KI bei der Urlaubsplanung zu nutzen, haben schon einmal oder einige Male einen Urlaub in einem Reisebüro vor Ort gebucht.

Der Bedarf nach Planung und Beratung ist also da, Künstliche Intelligenz könnte hier für viele zumindest eine Alternative zur Beratung vor Ort bieten und den eigenen zeitlichen Aufwand für die Reiseplanung reduzieren.

Löst KI also in Zukunft den persönlichen Austausch ab? Noch gibt es viele, die einer Nutzung von Künstlicher Intelligenz bei der Urlaubsplanung skeptisch gegenüberstehen. Es zeigt sich aber auch: KI-Anwendungen haben durchaus Potential, Reisenden bei ihrer Planung zur Seite zu stehen – und viele Deutsche zeigen sich hierfür grundsätzlich offen.

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