Es wird wieder Fußball gespielt: Auch Tipico, Bwin und Bet-at-home nehmen wieder Wetten an. Doch Corona dürfte ihr Geschäft noch längere Zeit beeinträchtigen.
Mit der Fortsetzung der Fußball-Bundesliga geht auch das Geschäft für die Sportwetten-Anbieter wieder los. Wer beim Fußballgucken einen extra Spannungskick braucht, kann ein paar Euro setzen und bei den Spielen dann auf einem ganz anderen Level mitfiebern. Besonders beliebt sind die Anbieter allerdings nicht. Im YouGov-Markenmonitor BrandIndex tracken wir auch, wie Verbraucher das Image von Glücksspielen beurteilen. Die bekannten Wettanbieter schneiden dabei deutlich schlechter ab als das klassische Lotto inklusive diverser Lotto-Websites sowie Glücksspirale und Fernsehlotterie. Sportwetten haben weiterhin ein Imageproblem.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht für die Anbieter. Sie haben gute Karten bei jüngeren Zielgruppen. Das zeigt sich etwa bei der Wahrnehmung des Preis-Leistungs-Verhältnisses. Verbraucher bis 30 Jahre schätzen dies bei Bet-at-home, Bwin und Tipico jeweils spürbar besser ein als Ältere. Am größten ist die Diskrepanz bei Tipico: Während junge Befragte das Preis-Leistungs-Verhältnis überwiegend positiv beurteilen, halten Ältere es häufiger für negativ. Bei Bet-at-home fällt der Unterschied zwischen den Altersgruppen am geringsten aus.
Jung, männlich, gut verdienend
Entsprechend der beschriebenen Wahrnehmung hinsichtlich der Attraktivität der Anbieter sieht auch die Kundenstruktur aus. Bei Bet-at-home weichen die Kunden, mit Ausnahme der 35 bis 44-jährigen, kaum von der Altersverteilung in der Bevölkerung ab, während Tipico und auch Bwin von jüngeren Sportfans stark überdurchschnittlich genutzt werden. Nur über 55-Jährige sind bei allen Wettanbietern deutlich unterrepräsentiert. Mindestens drei Viertel der Kunden sind männlich, bei Bwin sogar 83 Prozent.
Eine Barriere vor der Neukundengewinnung ist die Geldfrage. Die meisten Kunden von Tipico und Bwin befinden sich in der obersten Einkommensgruppe mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 3000 Euro. Tipico versucht mit dem kostenlosen Tippspiel Bundesliga6 neue Kundenschichten zu erschließen, bisher mit mäßigem Erfolg. Nur vier Prozent der repräsentativ Befragten geben an, von Bundesliga6 gehört zu haben. Die Mutter Tipico hingegen erreicht 42 Prozent gestütze Bekanntheit (Bwin 37 Prozent, Bet-at-home 23 Prozent).
Interesse an internationalem Fußball
Die Coronakrise macht es den Wettanbietern nicht leichter, ihr Geschäft voranzutreiben, auch wenn die Zeiten des Totalausfalls dank der Geisterspiele vorbei sind. Denn 44 Prozent der Tipico-Kunden sagen, sie sind beunruhigt, dass sie wegen Corona ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. In der Gesamtbevölkerung befürchten das immerhin 33 Prozent.
Die Fortsetzung der Bundesliga dürfte die Wettbegeisterten auch weniger begeistern als man zunächst annehmen könnte. Denn sie interessieren sich viel stärker für internationalen Fußball. Fragen wir, welche Clubs ihnen sympathisch sind, nennen Deutsche am häufigsten Borussia Dortmund, die deutschen Kunden der drei Online-Wettanbieter hingegen den FC Liverpool. Auch der FC Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin sind in ihren Top 10.
Dass bald wieder international gespielt wird, können die Anbieter nur hoffen. Ihre Bekanntheit, ihr Preis-Leistungs-Verhältnis und ihr Image beeinflussen sie allerdings selbst. Ob die Verbraucher dann auch die nötigen Geldreserven haben, hängt aber wiederum von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Und Prognosen für diese sind während der Pandemie natürlich besonders schwer.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.