Hohe Mieten, zu wenige Wohnungen: Deutsche sind sich einig, dass es beim Thema „Wohnen und Miete“ ein Problem aber keine Hoffnung auf Besserung gibt

Frieder SchmidAccount Director Political Research Germany
September 15, 2025, 9:55 vorm. GMT+0

YouGov-Daten aus dem Omnibus Politik zum Thema "Wohnen und Miete"

In der Woche vor der Bundestagswahl 2025 waren 35 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die in Städten wohnen, der Meinung, dass das Thema „Wohnen und Miete“ eine größere Rolle im Wahlkampf hätte spielen sollen. Für Bürgerinnen und Bürger unter 30 Jahren war das Thema sogar das Top-Thema, das im Bundestagswahlkampf mehr Aufmerksamkeit hätte bekommen sollen.

„Wohnen und Miete“ ist eines der Top-Themen für Wählerinnen und Wähler 

Aktuell ist für rund ein Viertel (23 Prozent) der deutschen Bürgerinnen und Bürger „Wohnen und Miete“ eines der drei wichtigsten Themen in Deutschland. Gemeinsam mit „Verteidigung und Sicherheit“ (ebenfalls 23 Prozent) ist es das viertwichtigste Thema auf der öffentlichen Agenda. Nur „Einwanderung und Asyl“ (43 Prozent), „Wirtschaft“ (29 Prozent) und „Rente & Altersvorsorge“ (29 Prozent) sind wichtiger.

Für Bürgerinnen und Bürger aus städtischen (25 Prozent) und vorstädtischen Regionen (23 Prozent) ist das Thema relevanter als für Bürgerinnen und Bürger aus ländlichen Regionen (17 Prozent). „Wohnen und Miete“ ist besonders für Wählerinnen und Wähler der Linken (34 Prozent), Der Grünen (24 Prozent) und der SPD (23 Prozent) wichtig. Aber selbst unter Wählerinnen und Wähler der AfD (19 Prozent) und der Union (16 Prozent) ist das Thema fünft- bzw. viertwichtigstes Thema auf der Agenda.

Bürgerinnen und Bürger sind sich einig, dass es ein Problem gibt

Für die Öffentlichkeit ist unstrittig, dass es beim Thema „Wohnen und Miete“ ein Problem gibt: Fast die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger (44 Prozent) findet, dass hohe Mieten und Wohnungsknappheit ein sehr großes Problem in Deutschland sind, 41 Prozent finden, dass hohe Mieten und Wohnungsknappheit ein eher großes Problem sind. Nur 12 Prozent sind der Meinung, dass in diesem Bereich kein oder eher ein kleines Problem gibt. Egal, welche Partei Bürgerinnen und Bürger wählen, oder ob sie in der Stadt, in der Vorstadt oder auf dem Land leben: Die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ist der Meinung, dass hohe Mieten und Wohnungsknappheit in Deutschland ein Problem sind. Bürgerinnen und Bürger unterscheiden aber stark zwischen Stadt und Land: Fast alle Bürgerinnen und Bürger (94 Prozent) sind der Meinung, dass Mietpreise und Wohnungsknappheit in städtischen Regionen ein (sehr oder eher) großes Problem sind. Fast jede und jeder Zweite (44 Prozent) denkt, dass dies auch in ländlichen Regionen der Fall ist.

Wie viel Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens geben Mieterinnen und Mieter in Deutschland für ihre Kaltmiete aus? Bürgerinnen und Bürger, die mieten, geben im Durchschnitt rund ein Drittel (32 Prozent) ihres Haushaltseinkommens für ihre Miete aus. In städtischen Regionen (33 Prozent) müssen Mieterinnen und Mieter einen höheren Anteil ihres Einkommens für die Miete verwenden als in ländlichen Regionen (30 Prozent). Für angemessen halten Bürgerinnen und Bürger deutlich weniger: Im Durchschnitt sagen Bürgerinnen und Bürger, dass die Miete 25 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens betragen sollte.

Die Hälfte der Mieterinnen und Mieter hat in den letzten vier Jahren Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt erfahren

Jede und jeder zweite Mieterin und Mieter (55 Prozent) hat in den letzten vier Jahren Probleme auf dem Wohnungsmarkt erfahren: 20 Prozent geben an, dass ihre Miete unangemessen erhöht wurde. 23 Prozent hatten Schwierigkeiten, geeigneten und bezahlbaren Wohnraum zu finden. Unangemessene Mieterhöhungen sind in städtischen Regionen (22 Prozent) ein häufigeres Problem als in ländlichen Regionen (16 Prozent) – Schwierigkeiten, geeigneten und bezahlbaren Wohnraum zu finden, betreffen dagegen sowohl Menschen in der Stadt (22 Prozent) als auch auf dem Land (25 Prozent). Jede und jeder zehnte Mieterin und Mieter hat aus Mangel an Alternativen in einer zu kleinen Wohnung gelebt – ein Phänomen, dass häufiger in der Stadt (11 Prozent) als auf dem Land auftritt (7 Prozent). 6 Prozent haben weite Pendelwege in Kauf genommen, weil Wohnungen in der Nähe des Arbeitsplatzes zu teuer waren.

Die meisten Bürgerinnen und Bürger glauben nicht, dass sich die Situation verbessern wird

Bürgerinnen und Bürger haben keine Hoffnung, dass sich die Situation verbessern wird. Im Gegenteil glauben rund drei Viertel (76 Prozent), dass sich die Situation hinsichtlich Mieten und Wohnungsknappheit in den nächsten vier Jahren stark oder eher verschlechtern wird. Bürgerinnen und Bürger sind in dieser Situation offen für staatliche Eingriffe in den Wohnungsmarkt: 87 Prozent befürworten, mehr Wohnungen zu bauen. 74 Prozent sind für einen Mietendeckel. Das Konzept des Mietendeckels ist durch alle Parteien hinweg akzeptiert: Unter Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU (66 Prozent), AfD (65 Prozent), SPD (85 Prozent), Grüne (86 Prozent) und Linke (93 Prozent) gibt es klare Mehrheiten für einen Mietendeckel. 47 Prozent sind dafür, dass Haushalte, die in zu großen Wohnungen leben, ihre Wohnung mit Haushalten tauschen, die in zu kleinen Wohnungen leben. Das Stimmungsbild ist gespalten, wenn es um die Enteignung von Wohnungskonzernen geht: 43 Prozent befürworten diese Maßnahme, 42 Prozent lehnen sie ab. Anders als beim Mietendeckel gibt es hier deutliche Unterschiede zwischen den Anhängerinnen und Anhängern der Parteien: Nur eine Minderheit der Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU (34 Prozent) und AfD (31 Prozent) befürwortet Enteignung als Maßnahme, um hohe Mieten und knappen Wohnraum zu bekämpfen. Wählerinnen und Wähler von SPD (47 Prozent), Grüne (61 Prozent) und der Linken (70 Prozent) sind dagegen offen für dieses Vorgehen. Für die Senkung des Wohnstandards gibt es dagegen keine Mehrheit: 58 Prozent lehnen dies ab, nur jede und jeder Dritte (31 Prozent) ist dafür.

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