YouGov Sonntagsfrage: CDU/CSU verlieren, Die Linke gewinnt – Zwei von drei Wahlberechtigten vermissen im Wahlkampf wichtige Themen

Lea KönigshofenSenior Research Executive
Frieder SchmidAccount Director Political Research Germany
Februar 18, 2025, 5:00 vorm. GMT+0

Zur Wahlabsicht in der siebten Kalenderwoche des Jahres 2025 sowie zu den vergessenen Themen im Wahlkampf

Die aktuelle YouGov Sonntagsfrage zeigt sechs Tage vor der Bundestagswahl bei der Wahlabsicht zwei größere Bewegungen im Vergleich zur Vorwoche. CDU/CSU kommen aktuell auf 27 Prozent und verlieren damit im Vergleich zur Vorwoche 2 Prozentpunkte. Die Union notiert damit so niedrig wie zuletzt im August 2023. Die AfD würde von 20 Prozent der Wahlberechtigten gewählt, dies bedeutet ein Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche. Die SPD gewinnt einen Prozentpunkt hinzu und kommt nun auf 17 Prozent. Für die Grünen würden unverändert 12 Prozent stimmen.

Große Zugewinne zeigen sich für Die Linke: Aktuell kommt Die Linke auf 9 Prozent, dies ist ein Plus von 3 Prozentpunkten im Vergleich zur Vorwoche. Damit würde Die Linke die Fünf-Prozenthürde klar überspringen. Dies ist der höchste Wert, der während der aktuellen Legislaturperiode in der YouGov Sonntagsfrage für Die Linke gemessen wurde.

Der aktuelle Höhenflug der Linken wird v. a. von jungen Wählerinnen und Wählern (18 bis 29 Jahre: 20 Prozent, 30 bis 39 Jahre: 12 Prozent, 40 bis 49 Jahre: 8 Prozent, 50 bis 59 Jahre: 7 Prozent, 60 bis 69 Jahre: 5 Prozent, 70 Jahre und älter: 6 Prozent), Wählerinnen und Wählern aus ostdeutschen Bundesländern (Ost: 12 Prozent, West: 8 Prozent) und städtischen Gebieten (städtisch: 11 Prozent, vorstädtisch: 7 Prozent, ländlich: 8 Prozent) getragen.

Ob die momentan starken Werte für Die Linke bis zur Bundestagswahl am Sonntag Bestand haben werden, ist noch nicht sicher: Knapp drei von zehn Anhängerinnen und Anhängern der Linken (29 Prozent) schwanken noch zwischen Die Linke und mindestens einer anderen Partei. Dies ist deutlich mehr als bei den meisten anderen Parteien (AfD: 14 Prozent, CDU/CSU: 16 Prozent, SPD: 19 Prozent, Die Grünen: 20 Prozent, BSW: 26 Prozent, zur FDP kann aufgrund der geringen Fallzahl keine Aussage getroffen werden).

Keine Veränderung gibt es beim Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der FDP: Das BSW kommt unverändert auf 5 Prozent der Stimmen und muss um den Einzug in den Bundestag zittern. Das Verfehlen der Fünf-Prozenthürde liegt im Bereich der Fehlertoleranz. Die FDP kommt auf 4 Prozent der Stimmen und liegt damit, auch wenn die Fehlertoleranz berücksichtigt wird, unter der Fünf-Prozenthürde. Rund 5 Prozent der Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgeben würden, beabsichtigen eine andere Partei („Sonstige“) zu wählen.

Die Befragung fand zwischen dem 14.02. und 17.02.2025 statt. Die Ergebnisse und Daten können also mögliche Veränderungen durch das TV-Quadrell zwischen Friedrich Merz, Robert Habeck, Olaf Scholz und Alice Weidel am Abend des 16.02.2025 nicht abbilden.

Das ist das Ergebnis der aktuellen YouGov-Sonntagsfrage, für die 2.131 Personen unter 2.430 wahlberechtigten Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ihre Wahlabsicht abgegeben haben. Die Wahlabsicht gehört laut DSGVO zu den sensiblen personenbezogenen Daten und darf daher in YouGov-Umfragen übersprungen werden.

Knapp jede und jeder Fünfte findet, dass nur die wenigsten Themen, die für sie und ihn wichtig sind, im Wahlkampf eine Rolle gespielt haben

Die Themen Migration und Wirtschaft dominieren den Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025. Dabei ist das, trotz der hohen Aufmerksamkeit, die auf diesen beiden Themen aktuell liegt, längst nicht alles, worauf Wählerinnen und Wähler in Deutschland eine Antwort haben wollen.

Knapp jede und jeder Fünte (18 Prozent) ist der Meinung, dass die Parteien und Medien nur die wenigsten Themen, die für sie persönlich wichtig sind, aufgegriffen haben. Immerhin fast die Hälfte der Wahlberechtigten in Deutschland (47 Prozent) findet, dass zumindest ein Teil der Themen, die ihnen persönlich wichtig sind, nicht von Parteien und Medien aufgegriffen und diskutiert wurde. Nur 14 Prozent sind der Meinung, dass Parteien und Medien die meisten Themen, die für sie relevant sind, aufgegriffen haben.

Im Vergleich der Wählergruppen sind potenzielle Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU am zufriedensten: Hier gibt jede und jeder Vierte (25 Prozent) an, dass Parteien und Medien die meisten Themen, die für sie persönlich relevant sind, aufgegriffen haben. Weitere 51 Prozent finden, dass es zumindest für einen Teil der für sie wichtigsten Themen ausreichend Raum gab. 12 Prozent finden, nur die wenigsten Themen haben von Parteien und Medien einen Platz im Wahlkampf-Diskurs bekommen.

Zu kurz gekommen sind vor allem Themen, die für potenzielle Wählerinnen und Wähler der Grünen und von Die Linke wichtig sind: 26 Prozent der möglichen Grünen-Wählerinnen und- Wähler und 31 Prozent der möglichen Linken-Wählerinnen und -Wähler sind der Meinung, dass die wenigsten Themen, die ihnen persönlich wichtig sind, im Wahlkampf aufgegriffen worden sind. Nur die wenigsten in diesen Wählergruppen – 5 Prozent (Die Grünen) und 7 Prozent (Die Linke) – finden, dass die meisten der Themen, die ihnen am wichtigsten sind, von Parteien und Medien behandelt worden seien.

Wahlberechtigte hätten sich im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 mehr Fokus auf soziale Themen gewünscht

Neben dem Thema Migration, von dem sich immerhin insgesamt ein Drittel der Wahlberechtigten (33 Prozent) wünscht, es hätte eine noch größere Rolle im Wahlkampf gespielt, wünschen sich Wahlberechtigte, dass vor allem die Themen Rente und Altersvorsorge (34 Prozent) sowie Wohnen und Miete (31 Prozent) eine größere Rolle im Wahlkampf gespielt hätten. Auch die Themen soziale Ungleichheit („Schere zwischen Arm und Reich“) sowie die Gesundheitsversorgung sind vielen zu kurz gekommen (je 28 Prozent).

Die Befragten konnten bei dieser Frage aus einer Auswahl von 18 Themen alle Themen angeben, von denen sie sich gewünscht hätten, dass sie im Wahlkampf eine größere Rolle gespielt hätten.

Vor allem junge Leute hätten sich andere Themensetzung im Wahlkampf gewünscht – Wohnen und Miete, Bildung sowie Umwelt- und Klimaschutz sind zu kurz gekommen

Unterschiedliche Generationen hätten sich unterschiedliche Themen im Wahlkampf gewünscht. Unter jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren hätten sich jeweils 30 Prozent gewünscht, dass die Themen Wohnen und Miete sowie Bildung eine deutlich größere Rolle gespielt hätten. Rund ein Viertel (27 Prozent) findet zudem, dass das Thema Umwelt- und Klimaschutz im Wahlkampf zu kurz gekommen ist. Bildung und Umweltschutz fallen hingegen in den anderen Altersgruppen nicht unter die Top-3-Themen, die in den Augen der Wahlberechtigten im Wahlkampf vernachlässigt wurden.

Befragte zwischen 30 und 39 Jahren sowie zwischen 40 und 49 Jahren sind sich schon eher einig: Die Themen soziale Ungleichheit („Schere zwischen Arm und Reich“), Wohnen und Miete sowie Einwanderung und Asyl sind die drei Themen, die sich die Befragten prominenter im Wahlkampf gewünscht hätten.

Einwanderung und Asyl ist ein Thema, von dem sich auch Ältere wünschen, dass es eine noch größere Rolle hätte spielen sollen: Rund vier von zehn Befragten ab 50 Jahren sind der Meinung, dass dieses Thema eine größere Rolle hätte spielen sollen (50 bis 59 Jahre: 40 Prozent, 60 bis 69 Jahre: 40 Prozent, 70 Jahre +: 38 Prozent). Auch das Thema Rente und Altersvorsorge hätte nach Meinung von Wählerinnen und Wählern ab 50 Jahren eine größere Rolle spielen sollen (50 bis 59 Jahre: 41 Prozent, 60 bis 69 Jahre: 50 Prozent, 70 Jahre +: 39 Prozent).

Wahlberechtigte auf dem Land vermissen das Thema Gesundheitsversorgung

Stadt und Land unterscheiden sich in der Interessenslage: Ein Drittel der Menschen, die auf dem Land wohnen (34 Prozent), hätten sich gewünscht, dass das Thema Gesundheitsversorgung im Wahlkampf thematisiert wird. Im Vergleich dazu gibt nur jeweils ein Viertel jener Menschen, die in der Stadt oder in einer vorstädtischen Umgebung wohnen (je 26 Prozent), an, dass das Thema im Wahlkampf präsenter hätte sein sollen. Dagegen sagen 35 Prozent der Wahlberechtigten aus der Stadt, dass das Thema Wohnen und Miete eine größere Rolle hätte spielen sollen. Wahlberechtigte aus vorstädtischen Regionen (30 Prozent) und vom Land (24 Prozent) vermissen dieses Thema weniger häufig.

Diese Umfrage wurde von YouGov Deutschland als YouGov Surveys Eigenstudie im YouGov Omnibus Politik durchgeführt. Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen YouGov Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 14.02. bis 17.02.2025 insgesamt 2.430 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht, Region, Wahlverhalten, Bildung und politisches Interesse, befragt. Die Stichprobe bildet die Wahlberechtigten Deutschlands ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.

Die Ergebnisse samt einer Erklärung der Methodik stehen hier kostenlos zur Verfügung.

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Foto: Michael Matthey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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