Zur Wahlabsicht im September 2025 und zur Einschätzung der Bevölkerung zum Bürgergeld
Zum ersten Mal liegt die AfD in der YouGov Sonntagsfrage vor der CDU/CSU: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würden aktuell 27 Prozent der Wahlberechtigten die AfD wählen. Das sind 2 Prozentpunkte mehr als im August. CDU/CSU verlieren 1 Prozentpunkt und kommen auf 26 Prozent.
Die SPD landet bei 15 Prozent – 1 Prozentpunkt mehr als im August. Die Grünen liegen aktuell bei 11 Prozent und damit 1 Prozentpunkt schwächer als im Vormonat. Auch die Linke verliert 1 Prozentpunkt und kommt im September auf 9 Prozent.
Das BSW liegt unverändert bei 5 Prozent, die FDP gewinnt 1 Prozentpunkt hinzu und landet bei 4 Prozent. Weitere 4 Prozent der Wahlberechtigten würden sonstige Parteien wählen.
Das ist das Ergebnis der aktuellen YouGov-Sonntagsfrage, für die 1.649 Personen von insgesamt 2.057 wahlberechtigten Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ihre Wahlabsicht abgegeben haben. Die Wahlabsicht gehört laut DSGVO zu den sensiblen personenbezogenen Daten und darf daher in YouGov-Umfragen übersprungen werden. Die Befragung fand zwischen dem 12. und 15.09.2025 statt.
Bürgergeld-Debatte polarisiert in der Koalition und zwischen den Wähler-Gruppen
Bundeskanzler Merz hat kürzlich in der Debatte um Reformen sozialstaatlicher Leistungen ein Sparziel von fünf Milliarden Euro beim Bürgergeld ausgesprochen. Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Bas stellte sich daraufhin mit deutlicher Kritik gegen die Sparforderung des Kanzlers. Diese Spannung spiegelt sich auch in der Meinung der Wählerinnen und Wähler zum Thema Bürgergeld: Während insgesamt rund die Hälfte aller Befragten das Bürgergeld für (eher) unfair hält (51 Prozent), zeigt sich dabei vor allem eine Kontroverse zwischen konservativen und progressiven Parteien: Unter Wählerinnen und Wählern der Union halten drei von fünf Befragten (63 Prozent) das Bürgergeld für (eher) unfair. Unter Wählerinnen und Wählern der SPD liegt dieser Anteil dagegen nur bei 36 Prozent (dazu im Vergleich: Wählerinnen und Wähler der Grünen: 29 Prozent, der Linken: 43 Prozent, der AfD: 69 Prozent).
Weiterhin findet unter Wählerinnen und Wählern der Union eine deutliche Mehrheit, das Bürgergeld sei zu hoch und untergrabe Anreize zur Arbeit (78 Prozent). Wählerinnen und Wähler der SPD zeigen sich bei diesem Punkt gespalten: 45 Prozent finden die Aussage eher nichtzutreffend, 46 Prozent würden dagegen (eher) zustimmen. Eindeutiger sieht es in den Wählergruppen der Grünen (64 Prozent) und Linken (62 Prozent) aus: Mehr als drei von fünf Befragten lehnen diese Aussage jeweils ab.
Der Aussage, dass der Regelsatz des Bürgergeldes nicht ausreichend sei, um ein menschenwürdiges Leben zu führen, stimmen 38 Prozent aller Wahlberechtigten zu, vor allem Wählerinnen und Wähler der Grünen (58 Prozent) und der Linken (56 Prozent). Wählerinnen und Wähler der Union (65 Prozent), der AfD (63 Prozent) und auch der SPD (47 Prozent) halten den Regelsatz dagegen mehrheitlich für ausreichend, um ein menschenwürdiges Leben zu führen.
Gleichzeitig finden vier von fünf Wählerinnen und Wähler der Union (81 Prozent), der Unterschied zwischen Bürgergeld und Mindestlohn sei so gering, dass Arbeiten für Bürgergeldempfänger nicht mehr attraktiv sei. Wählerinnen und Wähler der AfD sehen das mit 89 Prozent Zustimmung noch entschiedener so. Unter Wählerinnen und Wählern der SPD stimmen dieser Aussage 57 Prozent, der Grünen 47 Prozent, und der Linken 52 Prozent zu.
Recht einig sind sich die Wählergruppen bei der Frage, ob Missbrauch ein großes Problem beim Bürgergeld darstelle. Unter Befragten, die bei der letzten Bundestagswahl für die Union gestimmt haben, geben fast neun von zehn Befragten (86 Prozent) an, dass Missbrauch ein großes Problem sei. Unter Wählerinnen und Wählern der SPD liegt dieser Anteil bei 70 Prozent. Die größte Zustimmung bei diesem Punkt demonstrieren Wählerinnen und Wähler der AfD (94 Prozent), aber auch unter Wählerinnen und Wählern der Grünen (50 Prozent) und Linken (54 Prozent) hält eine Mehrheit der jeweiligen Gruppe die Aussage für zutreffend und sieht Missbrauch beim Bürgergeld somit ebenfalls als Problem.
Mehrheit befürwortet Bürgergeld-Kürzungen für "Verweigerer”
Mehr als zwei Drittel aller Befragten (69 Prozent) würden es eher befürworten, wenn Bürgergeldempfängern, die langfristig keine Arbeit annehmen, das Bürgergeld gekürzt werden würde. Dabei ist die Befürwortung vor allem unter Wählerinnen und Wählern der Union (85 Prozent) und der AfD (81 Prozent) am größten, aber wird auch von Wählerinnen und Wählern des Koalitionspartners SPD (70 Prozent) mehrheitlich geteilt.
Die Wählergruppen der Grünen und Linken sind bei dieser Frage gespalten, hier würde jeweils knapp die Hälfte der Befragten eine solche Kürzung für “Verweigerer” befürworten, ein nicht geringer Teil (Grüne: 44 Prozent, Linke: 47 Prozent) lehnt den Vorschlag jedoch jeweils ab.
Diese Umfrage wurde von YouGov Deutschland als Eigenstudie im YouGov Omnibus Politik durchgeführt. Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen YouGov Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 12. bis 15.09.2025 insgesamt 2.057 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht, Region, Wahlverhalten, Bildung und politisches Interesse, befragt. Die Stichprobe bildet die Wahlberechtigten Deutschlands ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.
Die Ergebnisse samt einer Erklärung der Methodik stehen hier kostenlos zur Verfügung.
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Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++