Diese Woche, am Donnerstag, den 8. Mai 2025, jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Aus diesem Anlass wurde in einer aktuellen YouGov-Umfrage die Einstellung der Europäer (Deutsche, Briten, Franzosen, Italiener und Spanier) sowie der US-Amerikaner zum Zweiten Weltkrieg analysiert
Im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 wurden schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Viele Menschen in den von YouGov befragten Ländern glauben, dass sich diese Verbrechen wiederholen könnten: Zwischen 31 und 52 Prozent der befragten Europäer und Amerikaner halten es für möglich, dass innerhalb ihrer Lebenszeit Verbrechen wie die des Naziregimes in den 1930er und 1940er Jahren in ihrem eigenen Land geschehen könnten.
Wenn es darum geht, ob sich diese Verbrechen speziell in Deutschland wiederholen könnten, sind die Zahlen ähnlich: 34 bis 47 Prozent unter allen Befragten der sechs untersuchten Länder halten dies für möglich, darunter 44 Prozent der Deutschen selbst. Bezüglich der allgemeineren Einschätzung, ob Verbrechen im Stil des Nationalsozialismus in „einem anderen westeuropäischen Land“ begangen werden könnten, hält ein höherer Prozentsatz von 44 bis 59 Prozent aller Befragten solche Umstände für möglich. Am häufigsten sagen dies Briten (59 Prozent), am seltensten Italiener (44 Prozent).
Die Umfrage zeigt auch, dass sowohl Europäer als auch US-Amerikaner es auffallend häufiger für möglich als für nicht möglich halten, dass in den USA Verbrechen im Stil der Nazis begangen werden könnten: Zwischen 44 und 62 Prozent der Befragten sagen dies, darunter 52 Prozent der US-Amerikaner und 62 Prozent der Briten. In Deutschland stimmen 54 Prozent dieser Aussage zu.
Zwei von fünf Deutschen sind der Meinung, die USA haben am meisten zum Sieg gegen Nazi-Deutschland beigetragen
Fragt man die Deutschen, welches Land damals am meisten zum Sieg gegen Nazi-Deutschland beigetragen habe, antworten sie am häufigsten mit den USA (40 Prozent). 28 Prozent der Deutschen sind dagegen der Ansicht, dass die Sowjetunion am meisten zum Sturz des NS-Regimes beigetragen habe. Im Vergleich mit den anderen untersuchten Ländern ist dies der höchste Wert für die Sowjetunion: In Großbritannien sagen 17 Prozent, dass die damalige UdSSR den größten Anteil an der Niederlage der Nazis habe, in den USA sind es 18 Prozent.
Die Befragten in den USA und Großbritannien schreiben dem jeweils eigenen Land den größten Beitrag zum Sturz des Nazi-Regimes zu: 52 Prozent der US-Amerikaner sehen ihr Land in dieser Rolle, während 41 Prozent der Briten Großbritannien den größten Beitrag zuschreiben.
Waren Luftangriffe der Alliierten gegen Deutschland moralisch gerechtfertigt?
Einer der umstrittensten Aspekte des Vormarsches der Alliierten in Europa waren die strategischen Luftangriffe und Bombardierungen gegen Deutschland, die Hunderttausende von zivilen Opfern forderten und Städte wie Hamburg und Dresden stark zerstörten.
Tatsächlich halten die meisten Briten und Amerikaner (jeweils 56 Prozent) die eigenen Luftangriffe für moralisch gerechtfertigt. Bei den Deutschen findet diese Ansicht von allen Befragten am wenigsten Zustimmung: Nur 23 Prozent halten die Angriffe für gerechtfertigt, während 50 Prozent dies nicht tun.
Bei der Frage nach der Moral bezüglich des Abwurfs der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki in Japan durch die Amerikaner verändern sich die Zahlen erheblich: US-Amerikaner sind geteilter Meinung: 38 Prozent halten die Nuklear-Angriffe für gerechtfertigt, 35 Prozent für moralisch nicht gerechtfertigt. Unter Briten sind noch 26 Prozent der Meinung, dass der Abwurf der Atombomben gerechtfertigt war. In Deutschland finden nur 6 Prozent die Atombomben-Abwürfe moralisch gerechtfertigt, 81 Prozent nicht.
Scham überwiegt in Deutschland – aber was denken andere Europäer und Amerikaner heutzutage über das Verhalten der ehemaligen Kriegsmächte?
Eine große Mehrheit der Briten (84 Prozent) und Amerikaner (74 Prozent) ist der Meinung, dass es richtig war, dass ihre Länder am Zweiten Weltkrieg teilgenommen haben, ebenso wie 62 Prozent der Franzosen. Nur 3 bis 9 Prozent der Befragten aus diesen drei Ländern halten ihre jeweilige Beteiligung für falsch.
Im Gegensatz dazu sind nur 8 Prozent der Deutschen sowie 18 Prozent der Italiener der Meinung, dass die Beteiligung ihres Landes am Krieg richtig war. Italien kämpfte bis 1943 auf Seiten der Achsenmächte (Deutschland, Japan, Italien), nach der Absetzung Mussolinis auf Seiten der Alliierten. Die meisten Deutschen (70 Prozent) und Italiener (56 Prozent) sind der Meinung, dass die Beteiligung ihrer Länder falsch war.
Die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) und vier von zehn Italienern (41 Prozent) sagen, dass sie über die Rolle ihres Landes im Zweiten Weltkrieg beschämt sind.
Wie haben sich ehemalige Achsenmächte nach Ansicht der Europäer und Amerikaner nach dem Konflikt rehabilitiert?
Nahezu die Hälfte der Deutschen (46 Prozent) ist der Meinung, dass ihr Land seine Taten während des Zweiten Weltkriegs gut aufgearbeitet habe - ein Standpunkt, dem auch 49 Prozent der US-Amerikaner und 58 Prozent der Briten zustimmen.
Franzosen und Italiener – deren Länder während des Krieges von der deutschen Wehrmacht besetzt waren – sind hierbei zurückhaltender: Nur 34 Prozent bzw. 30 Prozent sind der Meinung, dass die Deutschen einen guten Umgang mit den eigenen Taten im Zweiten Weltkrieg gefunden haben.
Die Italiener sind eher geteilter Meinung über den Umgang des eigenen Landes mit den Taten im Krieg: 30 Prozent sagen, Italien habe einen guten Umgang mit den eigenen Kriegstaten gefunden, 31 Prozent bewerten den eigenen Umgang als weder gut noch schlecht und 22 Prozent als schlecht. Andere Länder sind in Bezug auf Italien relativ ähnlich gespalten.
Frieden in unserer Zeit - wer nach Ansicht der Europäer und Amerikaner in den Nachkriegsjahren den Frieden auf dem europäischen Kontinent bewahrt hat
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Vereinten Nationen (UN) gegründet, um Frieden in der Welt zu wahren.
Zumindest eine (zum Teil relative) Mehrheit der Europäer und Amerikaner ist der Meinung, dass die UN sehr viel / etwas zum Erhalt des Friedens in Europa in der Nachkriegszeit beigetragen hat. In Deutschland sind 44 Prozent dieser Ansicht, der geringste Wert unter allen befragten Ländern. In Frankreich ist man am häufigsten dieser Meinung (60 Prozent).
Der größte Verdienst wird jedoch der NATO zugesprochen: 52 bis 66 Prozent der Europäer und Amerikaner glauben, dass die NATO sehr viel / etwas zum Erhalt des Friedens beigetragen hat.
Auch die spätere Europäische Union (EU) wurde mit dem Ziel gegründet, den Frieden auf dem Kontinent zu sichern, wofür sie 2012 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Zwischen 45 und 56 Prozent der Europäer und US-Amerikaner sind der Meinung, dass die EU in der Nachkriegszeit einen wichtigen Beitrag zu einem konfliktfreien Kontinent geleistet hat.
Wissen über den Zweiten Weltkrieg und Relevanz der Wissensvermittlung
Franzosen (72 Prozent) und Deutsche (70 Prozent) geben von allen Befragten am häufigsten an, sehr viel / etwas über den Zweiten Weltkrieg und die Ereignisse, die dorthin geführt haben, zu wissen. Die Spanier geben dies mit 40 Prozent am seltensten an – Spanien ist das einzige unter den untersuchten Ländern, das nicht direkt am Krieg teilgenommen hat.
Eine Mehrheit der Amerikaner (59 Prozent) und zwei Drittel der Briten (66 Prozent) sagen, sie wüssten sehr viel / etwas über den Zweiten Weltkrieg.
Auch bei der Wissensvermittlung über den Krieg durch die Schule gibt es Unterschiede in den Ländern: Während gut drei Viertel der Franzosen (77 Prozent) sagen, dass sie in der Schule sehr viel / etwas über den Konflikt gelernt haben, sind es bei den Deutschen 60 Prozent und bei den Spaniern nur 34 Prozent.
Wenn es darum geht, weiterhin an Schulen über den Krieg zu unterrichten, ist die überwältigende Mehrheit der Europäer und Amerikaner der Meinung, dass dies wichtig sei (82 bis 90 Prozent). Auch sind sehr viele (72 bis 87 Prozent) der Meinung, dass die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und die Jahre davor für die heutige Welt relevant seien.
Die Daten dieser Befragungen basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für die Befragungen wurden im Zeitraum 03.-16.04.2025 insgesamt 2.318 Personen in Deutschland, 1.622 Personen in Großbritannien, 1.081 Personen in Frankreich, 1.023 Personen in Italien, 1.051 Personen in Spanien sowie 1.152 Personen in den USA mit YouGov Surveys befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht, Bildung, Region, Wohnumfeld, Wahlverhalten und politisches Interesse quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerungen der jeweiligen Länder ab 18 Jahren.
Wenn Sie mehr über die politische Forschung von YouGov erfahren möchten, sprechen Sie uns gerne an.
Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++