Aktuelle YouGov-Umfragen zur geplanten Cannabis-Legalisierung in Deutschland
Mit Regierungsantritt der Ampelkoalition kommt Bewegung in die deutsche Drogen- und Suchtpolitik. Seit das Vorhaben der Cannabis-Legalisierung im Koalitionsvertrag festgehalten und nun ein entsprechender Gesetzentwurf vom Kabinett beschlossen wurde, wird zunehmend hierüber diskutiert. Aktuelle YouGov-Ergebnisse zeigen, wie die Menschen in Deutschland darüber denken.
Das Thema Cannabis polarisiert: Rund die Hälfte der Deutschen würde eine Legalisierung befürworten
Die Meinung der Wahlberechtigten in Deutschland zum Thema Cannabis-Legalisierung ist gespalten: Grundsätzlich und ganz unabhängig von den konkreten Plänen der Ampelregierung würde im August 2023 die Hälfte (50 Prozent) der Befragten eine Legalisierung von Cannabis (eher) befürworten, während 40 Prozent dies (eher) ablehnen. Deutliche Unterschiede gibt es je nachdem, welche Partei die Befragten bei der letzten Bundestagswahl gewählt haben: Wählerinnen und Wähler der Grünen würden eine Legalisierung mehrheitlich (eher) befürworten (64 Prozent), während etwa jede/r Vierte (27 Prozent) (eher) ablehnend eingestellt ist. Unter Wählerinnen und Wählern der CDU/CSU würden dagegen nur 38 Prozent die Legalisierung von Cannabis (eher) befürworten, rund jede/r Zweite (52 Prozent) in dieser Wählergruppe würde dies (eher) ablehnen.
Jüngere deutlich aufgeschlossener in Bezug auf die Pläne der Bundesregierung
Nach den Plänen der Bundesregierung soll der Konsum und Besitz von Cannabis für Erwachsene bald weitgehend legalisiert werden. Der Gesetzesentwurf sieht die Abgabe von Cannabis über sogenannte Cannabis-Clubs (nicht-gewinnorientierte Vereinigungen zum Anbau und Austausch von Cannabis) vor. Zudem soll der Besitz von maximal 25 Gramm Cannabis sowie der Anbau von bis zu drei Hanfpflanzen im privaten Rahmen erlaubt sein.
Neben der grundsätzlichen Polarisierung des Themas sind sich die Deutschen auch in Bezug auf diese konkreten Pläne der Regierung uneinig. 46 Prozent der Befragten befürworten die Pläne der Bundesregierung (eher), während 42 Prozent (eher) ablehnend eingestellt sind. Zustimmung zum Vorhaben der Regierung gibt es aber besonders unter jüngeren Befragten. Unter 18- bis 39-Jährigen befürwortet mehr als jeder Zweite (55 Prozent) das Vorhaben der Bundesregierung, während es nur knapp ein Drittel (32 Prozent) ablehnt. Nahezu umgekehrt ist dieses Verhältnis allerdings in der ältesten Altersgruppe ab 60 Jahren: Hier befürwortet nur etwas mehr als ein Drittel (39 Prozent) das Gesetzesvorhaben, während rund die Hälfte (51 Prozent) es ablehnt (Zum Vergleich: 40- bis 59-Jährige: 45 Prozent Befürwortung, 42 Prozent Ablehnung).
Deutsche über potentielle Auswirkung auf Jugendschutz uneins
Kritikerinnen und Kritiker des Legalisierungsvorhabens äußern unter anderem Bedenken bezüglich eines durch die Legalisierung potenziell ansteigenden Cannabis-Konsums bei Jugendlichen unter 18 Jahren. In einer YouGov-Umfrage von Mai dieses Jahres gingen die Meinungen der Befragten zur Auswirkung der Legalisierungspläne auf den Jugendschutz deutlich auseinander. Befragte gaben hier in etwa zu gleichen Teilen an, dass die Legalisierung von Cannabis eher positive Auswirkungen (29 Prozent), eher negative Auswirkungen (27 Prozent) sowie weder positive noch negative Auwirkungen (31 Prozent) für den Jugendschutz haben würde.
Dabei besteht es ein deutlicher Alterseffekt: Jüngere Befragte erwarten durch die Pläne der Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis häufiger positive Auswirkungen auf den Jugendschutz als ältere Befragte. Unter 18- bis 39-Jährigen glaubt mit 36 Prozent ein deutlich größerer Anteil an (eher) positive Auswirkungen durch die Legalisierung als unter 40- bis 59-Jährigen (26 Prozent) oder über 60-Jährigen (25 Prozent).
Der Plan von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Wahrung des Jugendschutzes beinhaltet unter anderem eine groß angelegte Aufklärungskampagne über die Risiken des Konsums von Cannabis besonders für junge Menschen. Drei von vier Befragten (75 Prozent) in der August-Umfrage finden es wichtig, eine solche begleitende Aufklärungskampagne durchzuführen, nur 14 Prozent würden dies als nicht wichtig bewerten. Rund zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) finden es zudem richtig, eine solche Kampagne zu einer Voraussetzung für die Legalisierung von Cannabis zu machen, jeder fünfte Befragte (20 Prozent) sieht dies nicht als Voraussetzung.
Jüngere Menschen vergleichsweise eher bereit, Cannabis auszuprobieren
Eine Mehrheit der Befragten (57%) gibt an, legalisiertes Cannabis auf keinen Fall konsumieren zu wollen. Einen regelmäßigen Konsum können sich nur 4 Prozent der Befragten vorstellen. Etwas größer sind dagegen die Anteile der Befragten, die „hin und wieder“ (10 Prozent) oder nur probeweise (8 Prozent) Cannabis konsumieren würden, wenn es legal wäre. Besonders Jüngere sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung neugierig auf Cannabis: Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der 18- bis 39- Jährigen gibt an, Cannabis mindestens ausprobieren zu wollen, wenn es legal wäre (Vergleich: 40- bis 59-Jährige: 19 Prozent, über 60-Jährige: 12 Prozent). Vollständig ausschließen würden es mit 39 Prozent jedoch fast ebenso viele junge Befragte, unter den über 60-Jährigen würden es 71 Prozent vollständig ausschließen (Vergleich 40- bis 59-Jährige: 60 Prozent).
Das Suchtpotenzial von Cannabis schätzen die Deutschen im Vergleich zu anderen legalen Drogen wie Tabak oder Alkohol als geringer ein. Jeweils über die Hälfte der Befragten glaubt, dass Alkohol (55 Prozent) und Tabak (62 Prozent) stark süchtig machen, während dies in Bezug auf Cannabis nur 39 Prozent angeben.
Dies sind Ergebnisse zweier aktueller YouGov-Umfragen für die 2.387 wahlberechtigte Personen vom 11. bis 15. August 2023 bzw. 2.054 Wahlberechtigte vom 19. bis 23. Mai 2023 in Deutschland mittels standardisierter Online-Interviews befragt wurden. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.