Bei vielen Social-Media-Nutzern kamen die Anschläge in der Timeline vor - mal bewegend, andere geschmacklos. Die Wahrnehmung der Flüchtlingszahlen hat sich derweil nicht verändert.
Noch während der Anschläge von Paris wurde in den sozialen Netzwerken Kritik laut. Erst an den traditionellen Medien wie dem Fernsehen, die dem Einen zu vorschnell und dem Anderen zu langsam berichteten. Und nur wenig später an den Nutzern der sozialen Netzwerke und den Netzwerken selbst. Auch wenn die großen sozialen Netzwerke selbst keine Zahlen veröffentlichen, sind Anschläge wie die in Paris immer auch dort ein Thema.
Das zeigt auch eine in der Woche nach den Anschlägen durchgeführte YouGov-Umfrage – sie zeigt aber auch, dass nicht jeder Post bei anderen Nutzern gut ankommt. 67 Prozent der in der Umfrage befragten Internetnutzer gaben an, zumindest gelegentlich Soziale Netzwerke zu nutzen, davon hatten wiederum 83 Prozent dies auch in den ersten Tagen nach dem 13. November getan. Und bei fast neun von zehn Befragten davon (88 Prozent) waren die Anschläge Thema im Nachrichtenstrom gewesen.
Diese Nutzer, die in sozialen Netzwerken mit Reaktionen auf die Anschläge konfrontiert wurden, reagierten wiederum ganz unterschiedlich auf die Posts. 37 Prozent von ihnen berichteten, dass viele Posts sie gerührt hätten, 29 Prozent beklagten sich über vorschnelle Urteile. Auch über vermeintlich unechte Anteilnahme (25 Prozent) und Geschmacklosigkeiten (22 Prozent) berichteten viele. Und immerhin jeder Neunte (11 Prozent) erfuhr dank Posts in sozialen Medien, dass Freunde oder Angehörige in Sicherheit seien.
Fast unmittelbar nach den Anschlägen forderten einige Politiker lautstark die Begrenzung der Flüchtlingszahlen – wie es derzeit aussieht, mit Erfolg. Zumindest in der ersten Woche nach Paris änderte sich allerdings an der Einstellung der Menschen im Hinblick auf die Zahl der Asylsuchenden kaum etwas. Weiterhin gut die Hälfte (53 Prozent) der Befragten findet die Zahl viel oder ein wenig zu hoch, jeder Fünfte (21 Prozent) sagt, Deutschland könne noch mehr Asylsuchende aufnehmen. Damit entsprechenden die Werte fast exakt denen vor den Anschlägen.
Übrigens: Im Juni hatte sich schon einmal eine YouGov-Umfrage mit dem Umgang mit Tod und Trauer bei sozialen Netzwerken beschäftigt. Auch damals kam heraus, dass die Reaktionen mal als Mitgefühl und mal als etwas Unangemessenes wahrgenommen werden.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1118 Personen im Zeitraum vom 17. bis 20. November 2015 repräsentativ befragt. Für die Auswertung der Social-Media-Fragen wurden 549 Befragte betrachtet, bei denen in den Tagen nach den Anschlägen diese Thema in sozialen Netzwerken waren.
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