Elektroautos: Deutsche skeptischer als andere Europäer

Anders als andere Europäer würden Deutsche vom Kauf eines Elektroautos eher abraten. Viele sehen keinen Grund zum Umstieg. Dabei zeigen Besitzer von Elektroautos eine hohe Zufriedenheit.

Würden Sie beim Autokauf einen Elektroantrieb in Betracht ziehen? Oder doch beim Verbrenner bleiben? Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Elektroautos in neun europäischen Ländern liefert unsere aktuelle Studie „The European Electric Car Market“. Die Ergebnisse zeigen, dass deutsche Verbraucher in vielerlei Hinsicht deutlich skeptischer gegenüber Elektroautos sind als ihre europäischen Nachbarn. Und das, obwohl jene, die schon Elektroautos besitzen, zufrieden mit ihrer Kaufentscheidung sind.

Für den Kauf eines Elektroautos anstatt eines Verbrenners spricht nach Ansicht der Befragten vor allem der Umweltgedanke. 51 Prozent der repräsentativ befragten Verbraucher aus Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Norwegen, Spanien, Schweden und dem Vereinigten Königreich nennen Umweltfreundlichkeit als einen Motivator, ein E-Auto zu kaufen. Aber für die wenigsten ist das der alleinige Faktor. Oft genannt werden auch niedrigere laufende Kosten, etwa für Wartung, Versicherung und Verbrauch, das Setzen auf eine zukunftsfähige Technik sowie Steuervorteile. Nur zwölf Prozent der Europäer aus den genannten Ländern sehen keinen guten Grund, ein Elektroauto zu kaufen. In Deutschland aber sieht mehr als ein Viertel der Befragten keinerlei Gründe, die für Elektroautos sprechen.

Kein Grund für Elektro

Der am häufigsten genannte Grund, der gegen den Kauf eines Elektroautos spricht, ist ein Mangel an Ladestationen. Doch dieses Argument wiegt etwa in Spanien viel schwerer, wo es nur sehr wenige Ladepunkte im Verhältnis zu Einwohnerzahl gibt. Trotzdem sagen 40 Prozent der Spanier, sie könnten sich den Kauf eines Elektroautos vorstellen – der Spitzenwert im Ländervergleich. Und während sich im Durchschnitt der neun untersuchten Länder das generelle Kaufinteresse an Elektroautos schon bis auf zehn Prozentpunkte an Benziner angenähert hat, beträgt der Abstand in Deutschland 28 Prozentpunkte.

Das verhaltene Interesse am Elektroauto-Kauf führt dazu, dass Deutsche auch weniger positiv über Elektroautos sprechen. Im Unterschied zu Verbrauchern in allen anderen untersuchten Ländern würden Deutsche Freunden und Bekannten überwiegend vom Kauf eines Elektroautos abraten. Unser Weiterempfehlungs-Score kann zwischen -100 und +100 Punkten liegen. Im Elektroauto-Musterland Norwegen erreicht er +26 Punkte, in Spanien +25 Punkte, die übrigen Länder liegen zwischen +18 und +7 Punkten. Der deutsche Score: -12 Punkte – also eine deutlich negative Weiterempfehlungsbereitschaft für Elektroautos.

Hohes Interesse für E-Volkswagen

Erklären lässt sich das mit der in Deutschland überproportional großen Abhängigkeit von der Autoindustrie. Der Übergang zum Elektroantrieb ist hier wirtschaftlich und emotional von größerer Tragweite, hunderttausende Beschäftigte von Autobauern und Zulieferern fürchten negative Konsequenzen. Zusammen mit unbeliebten EU-Regularien und Dieselfahrverboten schlägt sich das wohl auf das Image von Elektroautos nieder.

Doch es gibt auch in Deutschland Menschen, die sich den Kauf eines Elektroautos vorstellen können. Die interessanteste Marke ist für sie Volkswagen, wie zusätzliche Daten aus YouGov Profiles zeigen. 17 Prozent fahren aktuell schon einen VW, aber 30 Prozent der Elektroauto-Interessenten würden VW beim nächsten Autokauf in Betracht ziehen. Deutlich stärker als Verbraucher, die einen Verbrenner kaufen wollen, nehmen sie auch Volvo, Toyota, Smart, BMW i und natürlich Tesla in den Fokus. Die amerikanische Marke kommt für 16 Prozent der Deutschen infrage, die ein E-Auto kaufen wollen.

Die YouGov-Studie „The European Electric Car Market“ zeigt auch, was Besitzer von Elektroautos an ihren Fahrzeugen schätzen. Generell sind 85 Prozent von ihnen mit ihrem Fahrzeug zufrieden. In erster Linie, weil sie denken, Elektroautos seien besser für die Umwelt, aber etwa jeder Zweite nennt auch einfachere und günstigere Wartung als Grund für die Zufriedenheit. Interessant ist, dass Besitzer von Hybrid-Fahrzeugen sogar häufiger sagen, dass der Umweltgedanke zur Zufriedenheit mit ihrem Auto beitrage, Wartungskosten nennen Hybrid-Besitzer aber weniger als halb so häufig. Für die zukünftige Vermarktung von Elektroautos und deren schärferer Abgrenzung von Hybridfahrzeugen könnte das ein wichtiger Punkt werden.

So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.