Mein Schiff, AIDA oder Costa?

Simon KlugeBis Juli 2018 Head of Data Products.
Januar 09, 2018, 12:00 nachm. GMT+0

Für Kreuzfahrt-Anbieter steht viel auf dem Spiel. Wenn auf der Reise etwas schiefgeht, kann das einen nachhaltigen Image-Schaden bedeuten, denn die Deutschen können nicht aufhören, über ihre Kreuzfahrt zu reden.

Wenn der Urlaub für die Reisenden zum Albtraum wird, dann kümmert das manche Reiseveranstalter wenig. Anders ist das bei Kreuzfahrten: Wenn da etwas schief läuft, dann sind nicht nur einzelne, sondern oft eine große Zahl von Reisenden betroffen, was wiederum schnell ein schlechtes Licht auf den Veranstalter werfen kann. Zuletzt hat sich das gezeigt, als wiederholt hunderte Passagiere an Bord von Royal-Caribbean-Schiffen krank wurden und als bei einem Unfall während eines Landausflugs in Mexiko mehrere Passagiere ums Leben kamen. Veranstalter und Gäste sitzen buchstäblich im selben Boot.

Kreuzfahrtunternehmen müssen also besonders darauf achten, ein rundum zufriedenstellendes Erlebnis zu bieten. Wie gut das gelingt, sehen wir im YouGov-Markenmonitor BrandIndex. Zunächst einmal bestätigen unsere Daten, dass Kreuzfahrten nichts Exotisches mehr sind. Zwei bis drei Prozent der für die Bevölkerung ab 18 Jahren repräsentativ Befragten waren schon einmal auf einem TUI-Schiff – bekannt unter dem Label „Mein Schiff“. Ebenso viele haben schon eine Reise auf einem MSC-Schiff wie der MSC Fantasia oder der MSC Bellissima gebucht. Obwohl MSC das größte im deutschen BrandIndex vertretende Kreuzfahrt-Unternehmen ist, findet eine andere Marke in Deutschland mehr Kunden: AIDA. Gut vier Prozent der Deutschen waren dort schon mal gemäß unseren Ergebnissen an Bord.

Prägendes Erlebnis

Diese Kreuzfahrt-Passagiere können nicht aufhören, über ihre Reise zu erzählen. Egal, wie lange die Buchung zurückliegt, mehr als ein Drittel der Reisenden gibt an, sich kürzlich über den jeweiligen Anbieter unterhalten zu haben. Den höchsten Gesprächswert erzeugen AIDA und die norwegischen Schiffe von Hurtigruten. Zum Vergleich: Nur 16 Prozent derjenigen, die schon einmal in einem Steigenberger-Hotel übernachtet haben, unterhalten sich heute noch darüber. Auch große Reiseanbieter wie DER oder TUI können mit 15 bzw. 19 Prozent viel weniger Kunden und ehemalige Kunden zum Schwärmen bringen. Die Kreuzfahrt-Passagiere generieren also anhaltend ein bedeutendes Maß an Aufmerksamkeit für die Marke, mit der sie unterwegs waren.

Sofern die Erfahrungen an Bord positiv waren, bedeutet das viel kostenlose Werbung – sogar die wertvollste Art von Werbung: persönliche Empfehlungen. Doch da fällt im BrandIndex eine Marke aus dem Raster. Mehr als die Hälfte der Passagiere würde etwa Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten oder Flusskreuzfahrten mit A-Rosa weiterempfehlen. Zwei Drittel würden ihre Freunde oder Bekannten bei Cunard an Bord gehen lassen. TUI, Aida und Hurtigruten würden sogar mehr als 70 Prozent der Kreuzfahrt-Erfahrenen weiterempfehlen. Nur Costa kann da nicht ganz mithalten. Relativ gesehen sind es hier nur 39 Prozent der aktuellen oder ehemaligen Costa-Kunden, die ihren Freunden und Bekannten diese Marke ans Herz legen würden.

Costa erholt sich

Befragen wir nicht nur Kunden, sondern alle Verbraucher, welche die jeweiligen Kreuzfahrt-Marken kennen, ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Index, unser Wert für das Gesamtimage einer Marke, sieht Hurtigruten und AIDA vorn, die übrigen Marken nicht allzu weit dahinter, Costa dann noch mit einem merklichen Abstand. Immerhin konnte sich Costa aber vom Negativ-Image, das an der Marke noch im Sommer klebte, auf inzwischen bis zu +16 Punkte vorarbeiten (unser Index kann zwischen -100 und +100 Punkten liegen). Eine Entwicklung, die für Costa gerade zur rechten Zeit kommt – zur Buchungszeit. Tatsächlich sehen wir in den vergangenen Wochen, dass mehr und mehr Kenner der Marke Costa angeben, sich ebenfalls eine Buchung dort vorstellen zu können.

So erschienen auf WirtschaftsWocheOnline.

Bild: dpa