Futuristisches Einkaufen

YouGov
Mai 06, 2015, 1:32 nachm. GMT+0

Wer hätte wohl vor 50 Jahren gedacht, dass man eines Tages seine Lebensmittel nicht mehr im Tante-Emma-Lädchen um die Ecke, sondern in einem riesigen Supermarkt einkauft? Hätte ich meiner Großmutter damals erzählt, dass ich einen Artikel des täglichen Bedarfs online kaufe, hätte sie mich wohl eher für verrückt erklärt.

Wenn ich Ihnen nun erzähle, dass wir in naher Zukunft noch nicht einmal mehr den Supermarkt betreten müssen, um Lebensmittel und Drogerieartikel zu kaufen, sondern einfach über eine Fotografie an der Wand den Einkauf tätigen können, würden Sie mir glauben?

Ich stelle mir das so vor: Wir stehen an der U-Bahn oder am Bus und warten. Nach einem langen Arbeitstag sind wir nun endlich auf dem Weg nach Hause. An der Wand, auf die wir schauen, hängt ein Plakat, auf dem Regale mit Lebensmitteln, sagen wir einmal mit Säften, abgebildet sind. „Ach“, fällt uns ein‚ „ich habe ja heute Morgen die letzte Packung O-Saft leer gemacht“. Wir treten einen Schritt näher, scannen mit unserem Handy den Lieblingsartikel ein und schwupps, liegt er in einem virtuellen Einkaufskorb. Dann suchen wir uns so noch schnell Shampoo und Brot auf den Wänden daneben raus und senden die Bestellung ab. Als wir zu Hause ankommen, sind die Produkte auch schon da. Der Lieferant hat sie beim Nachbarn abgegeben, weil wir ja noch unterwegs waren.

Ein fantastisches Szenario, finden Sie nicht? 59 Prozent der Deutschen können sich zumindest vorstellen, eines Tages auf diesem Weg einzukaufen. In den USA und in Großbritannien sieht es ganz ähnlich aus. Nur unsere lieben Nachbarn in Frankreich haben dabei noch etwas mehr Schwierigkeiten: 54 Prozent schließen diese Art des Einkaufs kategorisch aus.

Insgesamt sind wir Europäer aber doch etwas konservativer, wenn es ums Einkaufen geht. Woran es auch immer liegen mag, sowohl im Mittleren Osten als auch in Asien scheint man damit weniger Schwierigkeiten zu haben. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Ägypten und Indien können sich zwischen 80 und 89 Prozent der Befragten zumindest vorstellen, virtuell einzukaufen, in Asien sind es sogar bis zu 93 Prozent. Das zeigen die Ergebnisse der jüngst global durchgeführten Eigenstudie von YouGov .

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Und wissen Sie, was das Beste ist? So fern wie Sie meinen, ist diese Art des Einkaufens gar nicht.

Eigentlich sollte es nur eine außergewöhnliche Werbung sein, die ein Supermarktriese in Süd-Korea gelauncht hat. Diese ist aber so gut angekommen, dass das Angebot virtueller Einkaufsstätten ausgebaut wurde und nun bereits für viele Süd-Koreaner zum Alltag gehört. Auch z.B. in den USA, der Schweiz und Australien gibt es bereits erste Pilotversuche.

Ich tippe darauf, es ist nur eine Frage der Zeit, bis es sich auch bei uns in Europa durchsetzt. Und der von Natur aus kritischere Europäer wird sich mit Sicherheit auch schneller daran gewöhnen, als er es sich jetzt vorstellen kann.

Und wie kaufen Sie in Zukunft ein?

Catherine-Thérèse Keller ist Consultant bei Custom - Research Consulting bei YouGov.

Mehr Informationen rund um mobiles Einkaufen von Alltagsgegenständen, finden Sie hier.

Bild: © dragonstock, fotolia.com
Grafik: YouGov (2015). Studie: The Role of Mobile Social on FMCG and Retail