Ein Blick auf die Hintergründe die Brexit-Debatte zeigt einen Trend: Nie in den vergangenen Jahren sagten so viele Briten, dass das Königreich einflussreich in Europa ist.
Während der hart umkämpften Debatte um den möglichen Ausstieg aus der Europäischen Union schwankt die Stimmung im Vereinigten Königreich. Wie das Referendum am 23. Juni ausgehen wird, ist noch unklar. Doch einen ganz eindeutigen Trend über die vergangenen fünf Jahre - vor allem aber das vergangene halbe - kann man schon jetzt beobachten. Bemerkenswerter- und überraschenderweise haben die Briten in dieser Zeit nie - YouGov erhebt diese Daten seit 2012 alle zwei Monate im Rahmen des YouGov Eurotrack - den Einfluss des Vereinigten Königreiches auf europäische Angelgenheiten so hoch eingeschätzt wie derzeit. Zum ersten Mal überhaupt waren im Februar mehr Briten der Meinung, dass ihr Land einflussreich sei, als dass es dies nicht sei. Zwei weitere Ergebnisse zeigen, dass dies kein Ausrutscher war.
Eine Rolle könnte dabei das Referendum selbst spielen, genauso wie die Verhandlungen von Premierminister David Cameron über seine Forderungen an die EU. Dazu gehörten vor allem Ausnahmen, um den Briten den Verbleib möglichst schmackhaft zu machen.
Doch auch der Perssimismus der Briten über die Zukunft der Europäischen Union selbst war vor einigen Jahren deutlich größer als heute. Zwar liegt der "Netto-Optimismus" (also der Anteil derer, die der Zukunft der EU optimistisch entgegen sehen, minus der Anteil derer, die ihr pessimistisch entgegen sehen, mit -15 immer noch im negativen Bereich. Doch 2012 (Durchschnitt: -43) und 2013 (-29) war er noch deutlich niedriger.
Übrigens fühlen sich die Deutschen trotz allem noch deutlich einflussreicher in europäischen Belangen. Hierzulande sagten im April 61 Prozent der Befragten, dass Deutschland einflussreich sei. Nur 14 Prozent waren anderer Meinung.
Am 31. Mai 2016 veranstaltet YouGov Deutschland in Berlin die YouGov Debate 2016. Dabei diskutieren unter anderem Dr. Katarina Barley (Generalsekretärin der SPD und Mitglied des deutschen Bundestages), Iain Duncan Smith MP (Ehemaliger Minister für Arbeit und Pensionen im Kabinett Cameron, Conservative Party) und Jens Spahn (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, CDU) über den Brexit. Weitere Informationen zur Veranstaltung im F.A.Z.-Atrium hier.
Für den aktuellen YouGov Eurotracker wurden insgesamt 8751 Personen vom 21. bis 25. April 2016 repräsentativ befragt: 2033 Briten, 2060 Deutsche, 1001 Franzosen, 1009 Dänen, 1022 Schweden, 1006 Finnen und 620 Norweger. In Deutschland wurde die Befragung im Rahmen des YouGov Omnibus durchgeführt. In Großbritannien wurden 1708 Personen am 12. und 13. May 2016 befragt.
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