Bei einer Fusion sollten Deutsche Bank und Commerzbank auf die Marke Commerzbank setzen. Ihre Kunden mögen sie lieber – und sie sind deutlich zufriedener.
Die Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank laufen. Entschieden ist noch nichts, doch beide Banken zeigen Interesse. Und die Fusion scheint so realistisch, dass sich die ersten Politiker und Kommentatoren zu Wort melden und den möglichen Zusammenschluss bewerten.
Meist findet das auf politisch-volkswirtschaftlicher Ebene statt. Die Kommentare reichen von „endlich eine große Bank, die international konkurrenzfähig ist“ bis zu „Das Risiko steigt, dass der Steuerzahler am Ende wieder einspringen muss“. Eher selten wird die Frage aufgeworfen, inwiefern eine Fusion der beiden Banken aus Markensicht sinnvoll erscheint – also welchen Einfluss sie auf die Marken Commerzbank und Deutsche Bank haben könnte und wie deren Kunden dazu stehen.
Selbst, wenn die beiden Banken ihre Namen behalten: Die rund 10,7 Millionen Deutschen, die laut YouGov-Markenmonitor BrandIndex Kunden dieser Banken sind oder zumindest kürzlich eines ihrer Produkte in Anspruch genommen haben, werden ihre Bank nach einer Fusion wohl etwas anders wahrnehmen als vorher.
Ähnliche Zielgruppen
Das Gute für Commerzbank und Deutsche Bank vorweg: Sie haben viele Gemeinsamkeiten, auch wenn es ein paar Unterschiede gibt.
Genauer gesagt: Die Kunden haben viele Gemeinsamkeiten – das zeigt das Zielgruppenanalyse-Tool YouGov Profiles. So gibt die überwiegende Mehrheit sowohl der Deutsche-Bank- als auch der Commerzbank-Kunden an, gut mit Geld umgehen zu können, zuversichtlich hinsichtlich ihrer Zukunft zu sein, nicht gerne Schulden zu machen und am liebsten bar zu zahlen. Auch das Haushaltsnettoeinkommen ist ähnlich: Die meisten Kunden beider Banken verfügen über 1000 bis 3500 Euro im Monat.
Für die Commerzbank und Deutsche Bank heißt das: Wenn sie fusionieren würden, könnten sie zumindest das Privatkundengeschäft weitgehend unverändert lassen – ihre Zielgruppe würde sich nicht stark verändern.
Commerzbank-Kunden mögen Deutsche Bank nicht
Allerdings gilt das nur dann, wenn die jetzigen Kunden auch Kunden bleiben. Und das könnte für die neue Großbank zum Problem werden. Denn besonders bei den aktuellen Kunden der Commerzbank besteht das Risiko, dass sie zu einer anderen Bank wechseln. Das Hauptproblem: Sie mögen die Deutsche Bank nicht sonderlich.
Mit -18 Punkten (auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten) erzeugt die Deutsche Bank unter den Kennern (Aware) den schlechtesten allgemeinen Eindruck in der YouGov-Kategorie Finanzen . Fragen wir nun ausschließlich die Kunden der Commerzbank, verliert die Deutsche Bank noch mehr an Zustimmung. Der Wert liegt unter ihnen bei -22 Punkten.
Dass die Commerzbank-Kunden die Deutsche Bank noch weniger mögen als der Rest der Bevölkerung, muss nicht automatisch zum Problem werden. Aber: Jeder vierte Commerzbank-Kunde nennt die Sparkasse, ING, DKB, Volks- und Raiffeisenbanken oder PSD Bank als das aktuell bevorzugte Finanzinstitut – und eben nicht die Deutsche Bank. Werden diese zwangsweise Kunden der Deutschen Bank, könnten sie womöglich genau dadurch motiviert sein, sich eine neue Bank zu suchen.
Große Differenz bei Kundenzufriedenheit
Aus Markensicht ist bei der möglichen Fusion die Deutsche Bank das Problem. Die beiden Banken wären also gut beraten, zumindest die Marke Commerzbank unangetastet zu lassen. Ihr Image steigt seit zwei Jahren langsam, aber stetig, während sich das der Deutschen Bank leicht verschlechtert hat. Bei der Kundenzufriedenheit ist die Entwicklung noch deutlicher: Aktuell beträgt die Differenz zwischen den beiden Banken bemerkenswerte 38 Punkte zugunsten der Commerzbank – deutlich mehr als vor zwei Jahren.
Für mögliche Fusionsgespräche heißt das: Die Deutsche Bank mag das größere Geldhaus sein – doch bei den deutschen Verbrauchern punktet die Commerzbank.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.
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