Gesundheit zwischen Selbstoptimierung und Erschöpfung: YouGov-Studie zeigt neue Dynamiken beim Gesundheitsbewusstsein

YouGov
November 06, 2025, 9:32 vorm. GMT+0

Die YouGov Studien „Who Cares? Who Does? Health“ 2025 und der TrendReality Report untersuchen, wie gesellschaftlicher Druck, technologische Trends und neue Gesundheitsideale das Konsumverhalten prägen.

Nürnberg, 06. November 2025 – Gesundheit bleibt für die Deutschen eines der zentralen Lebensthemen. Doch die Art, wie sie darüber denken und handeln, verändert sich. Gesundheit ist längst mehr als ein Lifestyle-Thema. In einer Zeit des demografischen Wandels, der Zunahme chronischer Krankheiten, geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit und der Nachwirkungen der Pandemie entstehen neue Bedürfnisse – nach Sicherheit und Selbstbestimmung, nach sozialer Verbundenheit und Anerkennung sowie nach ganzheitlichem Wohlbefinden und einem gesunden, langen Leben. Das zeigt die neue Studie „Who Cares? Who Does?“ 2025 von YouGov mit Daten aus dem YouGov Shopper Panel.

Deutschland zwischen Belastung und Bewusstseinswandel

Weltweit wächst die Sorge um die eigene Gesundheit: Der Anteil der Menschen, die körperliche Gesundheit als eine ihrer größten Sorgen nennen, ist zwischen 2022 und 2025 von 31 auf 38 Prozent gestiegen – bei mentaler Gesundheit von 13 auf 17 Prozent, unter der Gen Z sogar auf 26 Prozent.

Auch in Deutschland beschäftigen sich die Menschen intensiv mit ihrem Wohlbefinden. Laut der YouGov-Studie fühlen sich viele in Deutschland (47 Prozent) nicht gesund, sowohl physisch als auch mental. Damit liegt Deutschland unter dem globalen Durchschnitt (53 Prozent). Der Blick auf konkrete Belastungen zeigt: 40 Prozent der Deutschen sorgen sich um ihr Körpergewicht, 29 Prozent um Schlafprobleme, 26 Prozent um Stress. Dabei sorgt sich die Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen eher über mentale Belastungen, während bei Älteren (56+) körperliche Faktoren wie Herzgesundheit und Diabetes dominieren.

Anna-Katharina Kraus, Senior Director Insights & Future Growth kommentiert: „Gesundheit ist zur neuen Währung geworden – ein Ausdruck individueller Sehnsucht nach Stabilität und gesellschaftlicher Suche nach Orientierung. Zwischen dem Wunsch nach Kontrolle und dem Bedürfnis nach Regeneration wächst ein neues Gesundheitsbewusstsein, das über medizinische Aspekte hinausgeht. Unsere Daten aus dem YouGov Shopper Panel zeigen: diese Motive spiegeln sich auch im Konsumverhalten wider – von Ernährung über Freizeitgestaltung bis hin zu Kaufentscheidungen im Supermarkt.“

Zwischen Balance und Beschleunigung – Gesundheit wird zur Identitätsfrage

YouGov identifiziert drei Bedürfnisse, die zeigen, wie Konsumentinnen und Konsumenten Gesundheit heute verstehen – und wie sich diese Überzeugungen unmittelbar in ihrem Verhalten und Konsum widerspiegeln.

Kontrolle ist das Bedürfnis, die eigene Gesundheit aktiv zu steuern und zu kontrollieren. „Clean Living“, Mäßigung und Health Tracking geben Konsumentinnen und Konsumenten das Gefühl, die eigene Gesundheit aktiv steuern zu können. Das spiegelt sich beispielsweise im wachsenden Erfolg alkoholfreier Alternativen wider: Laut YouGov Shopper Panel ist die Kategorie alkoholfrei im Vergleich zum Vorjahr um 18,1 Prozent gewachsen. 34 Prozent der Deutschen verzichten bereits vollständig auf Alkohol, während 24 Prozent ihren Konsum weiter reduzieren möchten. Gleichzeitig kommen neue Lösungen wie GLP-1 Medikamente (Abnehmspritzen) auf den Markt, die unmittelbaren Ergebnisse versprechen und damit das Strebennach Kontrolle kurzfristig bedienen.

Gestaltung begreift Gesundheit als langfristiges Entwicklungsziel. Statt Krankheitsbewältigung rücken Prävention, Resilienz und Langlebigkeit in den Fokus. Das Thema Longevity – also gesundes, leistungsfähiges Altern – entwickelt sich zum Leitmotiv dieser Einstellung. Produkte rund um Protein, Nahrungsergänzungsmittel und Fermentation boomen, weil sie für Regeneration und Resilienz stehen. Laut YouGov Shopper Panel ist der Umsatz mit fermentierten Lebensmitteln und Getränken in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 17,8 Prozent gestiegen, mit Nahrungsergänzungsmitteln um 22,5 Prozent und bei Proteinprodukten sogar um 26,8 Prozent. Auch soziale Anerkennung und der Wunsch, vital zu erscheinen, rücken neben Gesundheit stärker in den Fokus.

Verbundenheit schließlich beschreibt das Gegenmodell zur dauernden Selbstoptimierung. Wer sich nach Balance und innerer Ruhe sehnt, sucht gezielt nach Entlastung – durch Wellness, erholsamen Schlaf und Entschleunigung. So ergreifen immer mehr Menschen aktive Maßnahmen, um Stress abzubauen und ihr Wohlbefinden zu stärken: 60 Prozent der Deutschen achten gezielt auf ausreichenden und erholsamen Schlaf, 32 Prozent reduzieren aktiv ihre Screen Time, um ihre mentale und körperliche Gesundheit zu unterstützen.

Diese drei Bedürfnisse verdeutlichen, wie eng Einstellungen, Routinen und Konsumentscheidungen miteinander verknüpft sind. Und gleichzeitig zeigen sie eine wachsende Polarisierung auf. Auf der einen Seite steht das Streben nach Selbstoptimierung und Leistungssteigerung, auf der anderen die Rückbesinnung auf Ruhe, Natürlichkeit und mentale Stabilität. Während auf der einen Seite immer mehr Menschen in High-Protein-Produkte, Vitaminpräparate oder Schlaf- und Achtsamkeitstools investieren, besteht auf der anderen Seite bei vielen Deutschen noch eine große Skepsis gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln und Zusätzen. Zwischen beiden Extremen entsteht eine neue Gesundheitskultur, in der Vertrauen und Glaubwürdigkeit zur entscheidenden Währung werden.

„Klassische Zielgruppen, die auf dem Alter der Menschen basieren, greifen zu kurz“, sagt Anna-Katharina Kraus, Senior Director Insights & Future Growth. „Entscheidend ist die Haltung zur Gesundheit. Ob jemand Kontrolle sucht, Performance oder Balance. Zusätzlich unterscheiden wir in unserer Studie zwischen ‚Health Actives‘, also Menschen, die aktiv und umfassend Maßnahmen für einen gesunden Lebensstil ergreifen, und ‚Health Passives‘, die kaum aktiv werden. Marken, die ihre Strategien – von Produktentwicklung über Positionierung bis Kommunikation – an diesen Einstellungen ausrichten, erzielen deutlich größere Wirkung und erreichen Konsumentinnen und Konsumenten nachhaltiger.“

Anna-Katharina Kraus, Senior Director Insights & Future Growth ergänzt: „Unsere Studien ‚Who Cares? Who Does? Health‘ und der TrendReality Report 2025 liefern die Grundlage, um Gesundheits- und Konsumtrends zu verstehen und gezielt in Strategien zu übersetzen.“

Über die Studie

Die internationale Studie „Who Cares? Who Does? Health“ 2025, durchgeführt von YouGov in Kooperation mit Europanel und Kantar, basiert auf den Daten von über 100.000 Haushalten in 31 Märkten weltweit. Ein Teil der Daten stammt aus dem YouGov Shopper Panel – ehemals Consumer Panel Services (CPS), bis 2023 Teil der GfK Gruppe. Die Studie liefert umfassende Einblicke in die Einstellungen und Verhaltensmuster von Konsumentinnen und Konsumenten zu den Themen Gesundheit, Ernährung, Nachhaltigkeit und Lifestyle. Sie zeigt, wie gesellschaftliche Entwicklungen – von wirtschaftlicher Unsicherheit bis hin zum technologischen Wandel – den Alltag und die Konsumentscheidungen beeinflussen und wie Marken und Händler das wachsende Bedürfnis nach Wohlbefinden, Transparenz und Vertrauen gezielt ansprechen können.

Der TrendReality Report strukturiert über 200 Trends sowie Verbraucherbedürfnisse in 22 europäischen Ländern. Die Analyse wird durch Marktdaten, Beispiele und strategische Interpretationen der YouGov FMCG- und Trendexperten ergänzt.

Pressekontakt
Für YouGov Shopper: FleishmanHillard, Naomi Lahner | yougov.dach@fleishman.com | +49 (0)152-09556977

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