Die Mehrheit der Deutschen ist dagegen, Läden die Sonntagsöffnung zu erlauben. Lange Öffnungszeiten kommen aber gut an – trotz Verständnis für die Mitarbeiter.
Als vor fast genau zwanzig Jahren der Bundestag beschloss, Supermärkten und anderen Geschäften zu erlauben, bis 20 Uhr zu öffnen, kam das einer Revolution gleich. Vorher hatten die Geschäfte fast ausnahmslos nur bis 18.30 Uhr öffnen dürfen. Heute ist das vor allem in Großstädten undenkbar. Dort haben Supermärkte nicht selten bis 22 Uhr offen, manchmal sogar bis Mitternacht.
Zwar gehen viele Deutsche so spät dann doch nicht einkaufen – grundsätzlich finden die Meisten lange Öffnungszeiten aber vor allem für Arbeitnehmer sinnvoll. Auch wenn es grundsätzlich Verständnis für die Mitarbeiter in den Geschäften gibt, deren Arbeitszeiten nun bis in die Nachtstunden hinein gehen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.
Demnach gehen 78 Prozent der Befragten nie nach 22 Uhr im Supermarkt einkaufen, und auch zwischen 20 und 22 Uhr ist knapp die Hälfte (48 Prozent) nie dort unterwegs. Teilweise dürfte das allerdings mit der Jahrzehntelangen Gewöhnung zusammenhängen. Denn mit sinkendem Alter gehen immer mehr Menschen manchmal oder häufig auch nach 20 oder gar 22 Uhr einkaufen. So gehen 53 bzw. 20 Prozent der Unter-30-Jährigen mindestens einmal im Monat zwischen 20 und 22 bzw. noch später einkaufen.
Dass lange Öffnungszeiten vor allem für Arbeitnehmer gut sind, die sonst kaum Zeit hätten, einzukaufen, sagen drei von vier Befragten (76 Prozent). 57 Prozent sind zudem der Meinung, dass Geschäfte mit kurzen Öffnungszeiten sich nicht zu wundern bräuchten, wenn ihre Kunden zu Online-Händlern wechseln würden. Allerdings haben zwei von drei Befragten auch Verständnis für die Mitarbeiter in den Supermärkten, Boutiquen etc.: Der Aussage „Die Mitarbeiter der Geschäfte müssen unter den langen Öffnungszeiten leiden, damit andere noch spät einkaufen können“ stimmen 65 Prozent zu.
Eine letzte Bastion in Sachen Öffnungszeiten bleibt allerdings der Sonntag. Außer an einigen wenigen „verkaufsoffenen Sonntagen“ und zum Beispiel in Touristenorten dürfen am siebten Tag der Woche die Geschäfte in Deutschland nicht öffnen. Das möchte die Mehrheit der Deutschen auch beibehalten: Nur 41 Prozent sagen, auch Sonntags sollten die Geschäfte geöffnet haben, 54 Prozent sind anderer Meinung.
Allerdings könnte auch hier bald die Meinung kippen. Denn unter den Millenials gibt es schon eine kleine Mehrheit pro Sonntagsöffnung. 48 Prozent wären dafür, 45 dagegen. Zum Vergleich: Bei den Über-60-Jährigen wären nur 36 Prozent der Befragten dafür, 60 Prozent dagegen.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1047 Personen im Zeitraum vom 14. bis 17. Juni 2016 repräsentativ befragt.