71 Prozent der Deutschen würden sagen, dass sie zur Mittelschicht gehören. Freunde haben Sie nach eigenen Angaben aber auch in der Unter- und Oberschicht.
Die Mittelschicht wird ausgequetscht, die Oberschicht wird immer reicher und die Unterschicht sitzt seine Zeit mit Trash-TV-Sendungen ab. So lauten jedenfalls die Klischees - ob sie stimmen oder nicht. Aber wer gehört eigentlich zur Mittelschicht und wer zur Unter- oder Oberschicht? Unterschiedliche Organisationen und Institute arbeiten mit unterschiedlichen Definitionen - kommen aber meist zu dem gleichen Ergebnis: Die Mittelschicht schrumpft.
Die "gefühlte Mittelschicht" ist allerdings immer noch groß: Gut zwei von drei Deutschen zählen sich dazu. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach sagen 71 Prozent der Befragten, dass sie sich zur Mittelschicht zählen würden. Lediglich 2 Prozent sagen, sie gehörten zur Oberschicht, jeder Fünfte (20 Prozent) sieht sich in der Unterschicht.
Interessant ist: Selbst von den Befragten, die ein Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1000 Euro angeben, sehen sich 37 Prozent in der Mittelschicht (Unterschicht: 52 Prozent). Dabei setzt zum Beispiel das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft die Grenze bei einem 1-Personen-Haushalt allerdings bei knapp 1000 Euro an (und kam 2013 auf einen Mittelschicht-Anteil von 58 Prozent), die OECD mit ähnlichen Werten.
Freunde haben die Mitglieder der "gefühlten Mittelschicht" allerdings nach eigenen Angaben oft auch in der Ober- und Unterschicht. Das jedenfalls geben 53 Prozent von ihnen für die Ober- und 65 Prozent für die Unterschicht an. Und jeder Vierte (26 Prozent), der sich selbst der Unterschicht angehörig fühlt, sagt, er habe auch Freunde in der Oberschicht.
In einer YouGov-Umfrage im Januar überschätzten übrigens viele Befragte den Besitz der wohlhabendsten zehn Prozent der Bevölkerung - und waren der Meinung, dass vor 50 und 100 Jahren die Vermögen fairer verteilt waren.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1123 Personen im Zeitraum vom 19. bis 23. Februar 2016 repräsentativ befragt.
Foto: Dominic Lipinski/PA Archive/PA Images