Gut die Hälfte der Deutschen glaubt, dass es in den kommenden 12 Monaten eine neue globale Finanzkrise gibt – und dass der Börsencrash in China der deutschen Wirtschaft schadet.
Als Anfang vergangener Woche die chinesischen Börsen abstürzten, zog das auch den deutschen Leitindex Dax unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Die langfristigen Folgen der andauernden Krise im Reich der Mitte sind noch nicht absehbar. Sigmar Gabriel hat aber schon einmal Entwarnung gegeben. Sie könnten „nicht dazu beitragen, die deutsche Entwicklung zu beeinträchtigen“, sagte der Bundeswirtschaftsminister.
Die Mehrheit der Deutschen ist anderer Meinung – und fürchtet eine neue globale Finanzkrise. Das ergab eine aktuelle YouGov-Umfrage. Demnach sagt gut die Hälfte der Befragten (51 Prozent), dass der Absturz der chinesischen Märkte ihrer Einschätzung nach einen „sehr“ oder „eher großen“ Einfluss auf die deutsche Wirtschaft haben wird. Jeder Dritte (31 Prozent) sagt, der Einfluss werde klein sein, nur ein Bruchteil der Befragten (3 Prozent) glaubt, dass die Krise keinen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft haben wird.
Insgesamt sind die Deutschen etwas besorgter als die Menschen in Großbritannien, wo die Umfrage ebenfalls durchgeführt wurde. Dort glauben 43 Prozent der befragten, dass der Einfluss der chinesischen Krise auf die einheimische Wirtschaft „sehr“ oder „eher groß“ sei.
Allerdings ist auch die Angst vor einer neuen globalen Finanzkrise in Deutschland größer als in Großbritannien. Während auf der Insel 40 Prozent eine solche innerhalb der nächsten 12 Monate für wahrscheinlich halten, tut dies hierzulande mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent). Besonders verbreitet ist diese Sorge dabei unter den Wählern der Linkspartei. Von ihnen halten knapp zwei von drei Befragten eine Finanzkrise für wahrscheinlich, bei den Anhängern der Union dagegen nur 43 Prozent.
Aber wer bzw. was ist schuld? Werden solche Krisen durch schlechtes Management ausgelöst oder sind sie ein grundsätzliches Problem des Finanzsystems. Hier sind sich Linke- und Unions-Anhänger seltsam einig. Beide Wählergruppen sind tendenziell eher der Meinung, dass sie durch schlechtes Management ausgelöst werden (Union: 44 Prozent, Linke: 52 Prozent) als durch das Finanzsystem selbst (39 bzw. 35 Prozent). Lediglich die Grünen-Wähler sind der Meinung, Finanzkrisen seien ein systemimmanentes Problem. Das sagen von ihnen 49 Prozent, 38 Prozent sehen die Schuld bei den einzelnen Managern und anderen Entscheidern.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1122 Personen im Zeitraum vom 25. bis 28. August 2015 repräsentativ befragt.
Fotos: Mark Schiefelbein/AP/Press Association Images / Ng Han Guan/AP/Press Association Images (Umfragebild)