Vom 23. bis 26. Mai 2019 findet die Europäische Parlamentswahl statt. Knapp die Hälfte der Deutschen könnte einen Monat vor der Wahl eher Probleme haben, sich für einen Kandidaten zu entscheiden.
Denn 45 Prozent kennen keinen der neun Spitzenkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien. Mit 39 Prozent hat die von der SPD ins Rennen geschickte Justizministerin Katharina Barley noch den höchsten Bekanntheitsgrad, knapp vor dem AfD-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen mit 35 Prozent. Den Unions-Spitzenkandidaten Manfred Weber (CSU), der Präsident der EU-Kommission werden will, kennt hingegen nur jeder Vierte (26 Prozent). Auf denselben Wert kommt FDP-Generalsekretärin Nicola Beer. Weit abgeschlagen liegen die Spitzenkandidaten der Grünen, Ska Keller (7 Prozent) und Sven Giegold (6 Prozent), sowie die der Linken, Özlem Alev Demirel (15 Prozent) und Martin Schirdewan (4 Prozent). Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.
Den letzten Platz auf der Bekanntheitsskala teilt sich Schirdewan mit Udo Bullmann, dem zweite Spitzenkandidaten der SPD, der ebenfalls nur auf 4 Prozent kommt. Selbst von den SPD-Anhängern kennt den hessischen Politiker, der seit 20 Jahren im Europaparlament sitzt, nur jeder Zwanzigste (5 Prozent). Nur einer der neun Spitzenkandidaten kommt zumindest bei den Wählern der eigenen Partei auf einen Bekanntheitsgrad von mehr als 50 Prozent: Jörg Meuthen von der AfD mit 54 Prozent.
Europawahl unwichtiger als Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen
Dass sich die Deutschen so wenig bei den Kandidaten auskennen, mag auch an der Bedeutung der Wahl liegen. Diese wird geringer eingeschätzt als die der Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen. 23 Prozent halten sie für den unwichtigsten der vier Urnengänge. Dahinter folgen die Kommunalwahl (15 Prozent), die Landtagswahl (8 Prozent) und die Bundestagswahl (3 Prozent). Jeder Zweite sagte, er halte keine der Wahlen für die unwichtigste.
Thematisch wollen zwei von fünf Deutschen (38 Prozent) ihre Wahlentscheidung am ehesten an der Europapolitik ausrichten, nur 27 an der deutschen Innenpolitik. Als mit Abstand wichtigstes Thema wird von den Befragten Klimaschutz und Umweltpolitik (55 Prozent) genannt, knapp vor der Flüchtlingspolitik (54 Prozent). Dahinter folgen rechter Populismus (28 Prozent), Finanzpolitik (26 Prozent), Brexit (17 Prozent), Verteidigungspolitik (15 Prozent) und Regulierung des Internets (12 Prozent).
Text: YouGov/dpa