Die Fans des ersten Popmusikers, der mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, sind ein bisschen so wie seine Songs.
Bob Dylan hat den Literaturnobelpreis bekommen. Der amerikanische Musiker, über den das Rolling Stone Magazin einmal sagte, er sei der „einflussreichste amerikanische Musiker den der Rock n Roll produziert habe“ , wurde ausgezeichnet dafür, dass er "innerhalb der großen amerikanischen Song-Tradition" neue Ausdrucksformen gefunden habe. Der eigenwillige Mann mit der Gitarre, der über die Nöte des einfachen Mannes singt, und sich auch politisch einmischte, so in etwa beschreiben Widmungen den Musiker. YouGov Profiles Daten zeigen, dass auch seine Fans ein bisschen so sind wie Dylan, oder zumindest wie das, was er verkörpert.
„Ich wollte einen großen Song schreiben, aber mit einfachen Lyrics“, sagte Dylan einmal über „The Times are changing“, einen seiner bekanntesten Songs. Mit dem Lied wurde der Sänger, der aus dem ländlichen Minnesota in die Großstadt von New York gekommen war, in den nächsten Jahren zu einer zurückhaltenden Ikone von Gegenkultur und Jugendrevolte. Weiter bekannte Songs wie „Tambourine Man“ und „Along the Watchtower“ machten Dylan zu einer Stimme von sozialem Wandel, auch als der Sänger selbst sich schon von der Politik abgewandt hatte.
Bob Dylan Fans jedenfalls sind Interessierter an Wirtschaft, Wissenschaft und Politik als der Durchschnittsdeutsche. So sagen etwa 56 Prozent der Bob Dylan Fans, dass sie sich für Politik interessieren, 43 Prozent interessieren sich sogar ziemlich stark für Politik. Politisch stehen die Bob Dylan Fans links der Mitte. Drei von zehn Dylan-Fans (31 Prozent) verorten sich leicht links der Mitte, 41 Prozent stehen weiter links und nur ein Viertel (25 Prozent) steht rechts der Mitte.
Und die Fans des Sängers dessen Songs „The Times they are changing“ und "Along the watchtower" zu Hymnen der Friedensbewegung wurden sind Pazifisten: 92 Prozent der Dylan Fans sagen Deutschland exportiert zu viele Waffen, nur 59 der Deutschen sagen das. Und Dylan Fans zeigen sich überzeugte davon, dass Demonstrationen Veränderung bringen können. 71 Prozent der Dylan sagen diese „bringen etwas“, nur drei von zehn Dylan Fans sagen, dem sei nicht so. In der Restbevölkerung ist der Glaube an die Kraft von Demonstrationen geringer.
Folk-Hero und Volkspoet ist Dylan, der das ganz Große in wenigen Zeilen komprimieren kann und Anspielungen auf die Weltliteratur in Popsongs unterbrachte. Der Sänger ist interessiert an klassischer und modernen Literatur, ließ sich von Rumbaud und Kerouac inspirieren. Dylan Fans jedenfalls zeigen sich interessiert an amerikanischer Literatur: Sie lesen eher Poe, Twain und Hemmingway, Oscar Wilde, Charles Bukowsky als der Durchschnittsdeutsche. Wenig verwunderlich ebenfalls: Dylan Fans schreiben und komponieren doppelt so häufig wie der Durchschnittsdeutsche (17 Prozent zu 8 Prozent).
Im ersten Konzert nach der Auszeichnung zeichnete sich Dylan sichtlich unbeeindruckt vom Nobelpreis und erwähnte die Ehrung mit keinem Wort, nur konsequent für den bisweilen schrulligen Künstler. Dylan steht auch für amerikanischen Nonkonformismus und Individualismus, besang aber auch die Einsamkeit in einem Land in dem man, wenn es nötig ist einfach weiterzieht. Auch Dylan-Fans sind Individualisten, aber warmherzige. Mehr als drei Mal so oft wie die Deutschen sagen die Fans des amerikanischen Musiker, das sie Individualisten seien und doppelt so viele beschreiben sich als warmherzig.
„Ihr Geld kann ihnen nicht ihre Seele zurückkaufen“ sang Dylan 1963. Das Verhältnis des Musikers zu Geld ist gespalten. In seinen Songs offenbarte Dylan immer wieder seine Verachtung von Geld. Mittlerweile ist Dylan ein reicher Mann, der an andere Reiche appelliert mehr zu tun gegen Ungleichheit. Ob die Dylan Fans Geld verachten wissen wir nicht, aber sie sind eher arm. Rund die Hälfte (52 Prozent) der Bob Dylan Fans kann nur über ein Haushaltseinkommen von 1000 Euro oder weniger verfügen. Drei von zehn Dylan-Fans haben können netto nur über weniger als 500 Euro verfügen.
Und unter den Dylan-Fans gibt es deutlich mehr Rentner. 72 Prozent der Dylan-Fans sind 51 Jahre und älter aber nur 47% der Deutschen. Auch wenn der Musiker mit dem Nobelpreis jetzt auch offiziell zu den ganz Großen der Weltliteratur zählt, ist der Held der Counterculture doch vor allem ein Liebling einer bestimmten Generation.
Die mit YouGov Profiles analysierten Daten stammen aus einem wöchentlich aktualisierten, bevölkerungsrepräsentativ gewichteten Datensatz aus den letzten 3 Monaten (Stand: 02. 10. 2016). Für diese Analyse wurden 224 Personen untersucht, die angegeben haben,dass sie Bob Dylan mögen. Deren Angaben wurden im Anschluss mit den Daten von allen 57183 Befragten des Datensatzes verglichen. Der Vergleich der Gruppen erfolgt mithilfe von Z-Scores. Mehr darüber finden Sie hier.
Foto: Herve Merliac/AP/Press Association Images