Fußball-EM 2024: Zustimmung für Deutschland als Austragungsort, aber kein „Sommermärchen“ erwartet

Juni 05, 2024, 4:59 vorm. GMT+0

YouGov-Studie anlässlich der UEFA EURO 2024 in Deutschland vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 in Kooperation mit dem SINUS-Institut

“Football’s coming home!“ Das erste Mal seit 2006 findet in diesem Jahr in Deutschland wieder ein großes Herren-Fußball-Turnier statt: die Fußball-Europameisterschaft der UEFA, kurz UEFA EURO 2024. Anlässlich der EM hat YouGov in Kooperation mit dem SINUS-Institut die Deutschen in einer repräsentativen Online-Umfrage gefragt, wie man zur EM im eigenen Land oder zum Bundestrainer Julian Nagelsmann steht, wer laut Meinung der Deutschen Europameister wird, oder ob die Deutschen eine Terrorgefahr während des Turniers sehen.

Dass die Europameisterschaft im eigenen Land stattfindet, befürwortet die Mehrheit aller Deutschen (56 Prozent). An ein erneutes „Sommermärchen“ wie bei der Heim-WM im Jahr 2006 glauben allerdings nur 28 Prozent aller Befragten.

Ein Drittel (32 Prozent) der Deutschen empfindet explizit Vorfreude auf die UEFA EURO 2024. Die meisten geben jedoch an, dem Turnier im eigenen Land gleichgültig gegenüberzustehen (46 Prozent). Etwa jeder Zehnte (11 Prozent) lehnt die UEFA EURO 2024 sogar ab.

Jeder fünfte Deutsche glaubt an den deutschen EM-Titel

Die Frage, wer schließlich den Europameister-Titel mit nach Hause nehmen darf, wird hierzulande mit klarer Tendenz beantwortet: 21 Prozent der Deutschen glauben, dass das DFB- Team das Rennen machen wird. Dies ist zwar keine Mehrheit, jedoch der höchstgenannte Wert unter allen potenziellen Ergebnissen. Dabei zeigt sich: Je jünger die Befragten, desto stärker der Glaube an den Titelgewinn.

So vermuten nur 7 Prozent der Deutschen, dass das DFB-Team schon in der Vorrunde ausscheiden wird. Weitere 12 Prozent glauben an ein Aus im Achtelfinale, 17 Prozent im Viertelfinale und immerhin 10 Prozent im Halbfinale. 2 Prozent rechnen mit einer Niederlage im Finale.

Trotz des verhaltenen deutschen Optimismus sind die Menschen in Deutschland immer noch etwas häufiger der Meinung, dass der deutsche Profi-Fußball einen Tiefpunkt erreicht habe (39 Prozent vs. 30 Prozent, die dieser Aussage nicht zustimmen). Julian Nagelsmann halten zwei von fünf (39 Prozent) für den richtigen Trainer für das DFB-Team. Dass sie auf die deutsche Nationalmannschaft stolz seien, sagen 35 Prozent aller Befragten.

Frankreich als Europameister sehen 11 Prozent aller Befragten, 5 Prozent glauben an Spaniens und 4 Prozent an Englands EM-Titel. Laut Buchmachern und Quoten gelten die Briten im Übrigen als Favoriten.

EM weckt vor allem bei Frauen Interesse am Fußball

Stimmt das Klischee der Fußball-verrückten Deutschen? ­Gut die Hälfte der Deutschen (52 Prozent) gibt an, sich für die EM zu interessieren. Das Turnier begeistert nur wenig neue Fans für den Fußball, denn das generelle Interesse an Fußball liegt nur leicht darunter (47 Prozent). Das weibliche Fußball-Interesse wird hingegen durch die EM sehr wohl geweckt (generelles Interesse: 31 Prozent vs. EM-Interesse: 40 Prozent).

Wie stehen Deutsche zu Fußball? Begeisterung für Wettkampf vs. politische Sensibilität

Deutlich stärker als Alter oder Bildung beeinflussen Werte und Lebensstil das Interesse an Fußball. Das zeigt die Analyse nach dem Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus, das die Bevölkerung in zehn „Gruppen Gleichgesinnter“ unterteilt.

„Die höchste Begeisterung für Fußball messen wir im Milieu der Performer. Diese Leistungselite unserer Gesellschaft mit ihrer stark kompetitiven Grundhaltung erlebt die EM als Wettkampf der Besten unter den Besten“, stellt Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des SINUS-Instituts, fest. Im Neo-Ökologischen Milieu ist das Interesse an Fußball gering. Dazu Borgstedt: „Fußball lässt dieses Milieu weitgehend kalt. Weil hier das Bewusstsein für politische und soziale Herausforderungen besonders groß ist, stört man sich zudem an Kommerz oder möglichem Party-Patriotismus und reagiert sensibel auf die Nachhaltigkeits-Versprechen der Veranstalter.“

Fanpatriotismus steht man zurückhaltend gegenüber

Fanmeilen und Public Viewing machen es zwar vor – denn dort dominiert Schwarz-Rot-Gold als Farbkombination – die YouGov- und SINUS-Umfrage zeigt jedoch, dass die Menschen hierzulande allgemein eher zurückhaltend mit Fan-Artikeln sind: Jeder Fünfte (20 Prozent) gibt an, sich als Fan zu zeigen (beispielsweise mit Trikot, Schminke und Fahnen), wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt. Hierbei sind die jüngeren vorn: 28 Prozent der 18- bis 39-Jährigen tragen gerne Fanartikel. Unter Fußball-Interessierten sind es 36 Prozent.

„Fußball verbindet! – In der Fußball-Nation Deutschland traf das in den letzten Jahrzehnten und durch viele DFB-Erfolge auf internationalen Turnieren zu. Daher sind sich gerade die älteren Befragten einig, dass das Gemeinschaftsgefühl durch die EM wachsen wird“, sagt Philipp Schneider, Head of Marketing DACH bei YouGov. „Mit den Erfahrungen der letzten WM im Hinterkopf wird es interessant zu sehen sein, wie sich die Nachfrage nach Fan-Artikeln entwickeln wird. Unsere Erfahrungen aus anderen internationalen Turnieren zeigen, dass die Begeisterung mit jeder Runde, die die deutsche Elf weiterkommt, zunimmt.“

EM wird mehrheitlich zuhause geschaut

Der Ort, an dem die meisten EM-Spiele verfolgt werden, ist das eigene Zuhause: In einer Mehrfachauswahl unter möglichen Orten wollen 52 Prozent die Spiele der UEFA EURO 2024 in den eigenen vier Wänden schauen, 19 Prozent bei Freunden, 9 Prozent in einer Kneipe oder Bar und 9 Prozent bei einem Public-Viewing-Event. Keines der Spiele zu schauen, plant jeder Dritte (32 Prozent).

Vorteile für die deutsche Wirtschaft und das deutsche Image

Die positive Einstellung zu Deutschland als Austragungsort könnte an der erwarteten ökonomischen Bedeutung eines solchen Riesen-Events liegen. Die Hälfte aller in Deutschland Befragten ist der Meinung, dass das Turnier der deutschen Wirtschaft guttun wird (49 Prozent). Vergleichbar viele erwarten (47 Prozent), dass durch die EM das Gemeinschaftsgefühl im Land wachsen wird. Weitere 43 Prozent vermuten, dass die EM sich positiv auf das Image von Deutschland im Rest der Welt auswirken wird.

Fußball, Politik und der Terror – die EM im eigenen Land schürt Besorgnis

An Orten, wo viele tausende Menschen auf einmal zusammenkommen, lässt sich inzwischen der Gedanke an mögliche Terrorattentate nur bedingt verdrängen. Zu Zeiten der EM ist er sehr präsent: 47 Prozent, also knapp die Hälfte der Deutschen, sind besorgt, dass es im Rahmen der UEFA EURO 2024 zu Terroranschlägen kommen könnte. Am unbekümmertsten sind jüngere Befragte bis 29 Jahre (35 Prozent sind besorgt).

Nur jeder zwölfte Österreicher glaubt an den EM-Titel für das österreichische Team

Auch bei unseren österreichischen Nachbarn ist das Interesse an der EM vorhanden – schließlich nimmt die österreichische Nationalmannschaft auch an dem Turnier teil – es ist jedoch etwas geringer als hierzulande: 45 Prozent der Österreicher haben Interesse an der UEFA EURO 2024 (vgl. 52 Prozent in Deutschland). Dies zeigen Daten des SINUS-Schwesterinstituts INTEGRAL.

In Österreich glauben die Menschen am häufigsten an einen EM-Sieg Frankreichs (16 Prozent). Dass Österreich selbst den Titel nach Hause holen wird, daran glauben nur 8 Prozent, während 21 Prozent der Deutschen an den eigenen Titel glauben. Gut jeder fünfte Österreicher (19 Prozent) rechnet damit, dass das eigene Team in der Vorrunde ausscheiden wird, etwas mehr (22 Prozent) vermuten das Ausscheiden im Achtelfinale, weitere 18 Prozent im Viertelfinale.

Methodischer Hinweis

Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH mit YouGov Surveys, an der zwischen dem 18. bis 25.04.2024 2.065 Personen teilgenommen haben. Die gewichteten Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung im Alter von 18 bis 75 Jahren. 

Foto: Federico Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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