YouGov Sonntagsfrage: CDU/CSU führt nach der Debatte über Migration stabil – Wahlberechtigte befürworten höhere Ausgaben für Verteidigung

Frieder SchmidHead of Research DACH
Februar 12, 2025, 5:00 vorm. GMT+0

Zur Wahlabsicht in der sechsten Kalenderwoche des Jahres 2025 sowie zu sicherheits- und verteidigungspolitischen Einstellungen deutscher Wahlberechtigter

Die aktuelle YouGov Sonntagsfrage zeigt 11 Tage vor der Bundestagswahl kleine Veränderungen bei den großen Parteien und verspricht Spannung hinsichtlich der Frage, welche der kleineren Parteien in den Bundestag einziehen werden.

Die Union führt weiterhin die YouGov Sonntagsfrage an: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden 29 Prozent der Wahlberechtigten CDU/CSU wählen (unverändert gegenüber der Vorwoche). Friedrich Merz‘ Entscheidung, im Bundestag gemeinsam mit der AfD zu stimmen, hat CDU/CSU also bei der Wahlabsicht nicht geschadet – allerdings auch keine zusätzlichen Wählerinnen und Wähler beschert. Die AfD käme auf 21 Prozent, ein Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche. Die SPD bekäme die Stimmen von 16 Prozent der Wahlberechtigten. Das sind 2 Prozentpunkte weniger als noch in der Vorwoche. Bündnis 90/Die Grünen kämen wie schon eine Woche zuvor auf 12 Prozent.

Bei den kleineren Parteien bleibt es spannend: Die Linke käme aktuell auf 6 Prozent, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Schon in der Vorwoche hätte Die Linke 6 Prozent der Stimmen erhalten und bestätigt damit die positive Entwicklung der vergangenen Wochen. Zu Beginn des Jahres (03.-06.01.2025) lag Die Linke noch klar unter der Fünf-Prozenthürde. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verliert gegenüber der Vorwoche einen Prozentpunkt und würde aktuell bei 5 Prozent landen. Die FDP würde unverändert von 4 Prozent der Wahlberechtigten gewählt.

Die Befragung fand zwischen dem 07.02. und 10.02.2025 statt. Die Ergebnisse und Daten können also mögliche Veränderungen durch das TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz am Abend des 09.02.2025 nicht abbilden.

Das ist das Ergebnis der aktuellen YouGov-Sonntagsfrage, für die 2.083 Personen unter 2.416 wahlberechtigten Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ihre Wahlabsicht abgegeben haben. Die Wahlabsicht gehört laut DSGVO zu den sensiblen personenbezogenen Daten und darf daher in YouGov-Umfragen übersprungen werden.

Sicherheit und Verteidigung ist als Thema so wichtig wie Klimawandel – hat aber zugunsten von Einwanderung und Asyl sowie Wirtschaft an Relevanz verloren

Vom 14.02 bis 16.02.2025 findet die Münchner Sicherheitskonferenz statt. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und der, spätestens seit dem Amtsantritt von Donald Trump, veränderten geopolitischen Lage werden Fragen der Sicherheit und Verteidigung in Medien und Politik anders diskutiert. Wie denken deutsche Wählerinnen und Wähler über Sicherheits- und Verteidigungspolitik?

Das Thema „Verteidigung und Sicherheit“ zählt aktuell für rund ein Fünftel der Wahlberechtigten (19 Prozent) zu den drei wichtigsten Themen in Deutschland. Nachdem das Thema durch den russischen Angriff auf die Ukraine an Bedeutung gewonnen hatte – in der Spitze zählte im März 2022 ein Viertel der Wahlberechtigten (26 Prozent) „Verteidigung und Sicherheit“ zu den drei wichtigsten Themen – ist das Thema kurz vor der Bundestagswahl 2025 deutlich hinter die Themen „Einwanderung und Asylpolitik“ (54 Prozent) und „Wirtschaft“ (37 Prozent) zurückgetreten. Dieses Schicksal teilt „Verteidigung und Sicherheit“ übrigens mit dem Thema „Umwelt- und Klimaschutz“ (19 Prozent), das im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 ebenfalls an Bedeutung gegenüber den Vorjahren verloren hat. „Verteidigung und Sicherheit“ ist als Thema v. a. für mögliche Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU (29 Prozent), SPD (24 Prozent) und Bündnis 90/Die Grünen (22 Prozent) wichtig. Wählerinnen und Wähler mit einer Präferenz für Die Linke (9 Prozent), BSW (8 Prozent) und AfD (7 Prozent) messen dem Thema deutlich weniger Bedeutung zu.

Wahlberechtigte zweifeln an Verteidigungsfähigkeit und befürworten höhere Ausgaben für Verteidigung

Aktuell denkt eine große Mehrheit, dass Deutschland im Falle eines Angriffs nicht in der Lage wäre, sich zu verteidigen. Mehr als drei Viertel aller Wahlberechtigten (77 Prozent) sind dieser Auffassung, nur 13 Prozent glauben, dass sich Deutschland im Ernstfall verteidigen könnte.

In dieser Auffassung herrscht unter den Anhängerinnen und Anhängern unterschiedlicher Parteien Einigkeit. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) denken, dass Deutschland „etwas mehr“ oder „viel mehr“ Geld für Verteidigung ausgeben sollte. Unter Anhängerinnen und Anhängern von CDU/CSU (83 Prozent), SPD und Grüne (jeweils 74 Prozent) sowie AfD (66 Prozent) befürwortet eine klare Mehrheit, dass die Verteidigungsausgaben erhöht werden. Die Frage polarisiert stärker unter Anhängerinnen und Anhängern der Linken (mehr Geld ausgeben: 44 Prozent, weniger Geld ausgeben: 31 Prozent) und des BSW (mehr Geld ausgeben: 56 Prozent, weniger Geld ausgeben: 31 Prozent).

Bei der Frage, in welchen Bereichen zugunsten höherer Ausgaben gespart werden sollte, sind sich Wahlberechtigte uneins. 43 Prozent denken, es sollte bei der Entwicklungshilfe gespart werden. Bei weiteren Bereichen gehen die Meinung stark auseinander: Ein Viertel (27 Prozent) findet, es sollte im Kulturbereich gespart werden, je rund ein Fünftel nennt den Ausbau erneuerbarer Energien (22 Prozent), Subventionen für die Industrie (21 Prozent) oder Sozialausgaben (18 Prozent). Bei sozialem Wohnungsbau (8 Prozent), Infrastruktur und öffentlichem Nahverkehr (5 Prozent) und Bildung (4 Prozent) würden die wenigsten sparen wollen. Ein Fünftel (19 Prozent) findet, es sollte in keinem der abgefragten Bereiche zugunsten der Verteidigungsausgaben gespart werden.

Die potenziellen Wählerinnen und Wähler unterschiedlicher Parteien treffen unterschiedliche Abwägungsentscheidungen. Mögliche Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU würden am ehesten bei Entwicklungshilfe (56 Prozent), Kultur (37 Prozent) und Sozialausgaben (29 Prozent) sparen. SPD-Anhängerinnen und -Anhänger würden bei Entwicklungshilfe (37 Prozent), Subventionen (30 Prozent) und Kultur (27 Prozent) sparen. Wählerinnen und Wähler, die Die Grünen oder Die Linke wählen würden, würden am ehesten bei Subventionen (Die Grünen: 38 Prozent, Die Linke: 19 Prozent), Entwicklungshilfe (Die Grünen: 23 Prozent, Die Linke: 18 Prozent) oder Kultur (Die Grünen: 24 Prozent, Die Linke: 13 Prozent) sparen. Allerdings: Die meisten Anhängerinnen und Anhänger der Linken würden überhaupt nicht zugunsten von höheren Verteidigungsausgaben sparen wollen (40 Prozent), unter Anhängerinnen und Anhängern der Grünen will knapp ein Drittel (30 Prozent) nicht sparen. Mögliche Wählerinnen und Wähler des BSW würden bei Entwicklungshilfe (35 Prozent), dem Ausbau erneuerbarer Energien (25 Prozent) und Subventionen (19 Prozent) streichen. Ein Viertel (25 Prozent) würde überhaupt nicht sparen wollen. Wählerinnen und Wähler, die die AfD wählen würden, würden klar bei Entwicklungshilfe (59 Prozent) und dem Ausbau der Erneuerbaren (43 Prozent) sparen. Danach folgen mit einigem Abstand Kultur (28 Prozent) und Sozialausgaben (25 Prozent).

Und wie hoch, denken Wahlberechtigte, sollten die Ausgaben für Verteidigung sein? Das NATO-Ziel sieht vor, dass die Mitgliedstaaten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung investieren. Die Bundesregierung meldete für das vergangene Jahr Verteidigungsausgaben von etwa 2,1 Prozent des BIP. 41 Prozent denken, Deutschland sollte mehr als 2 Prozent seines BIP für Verteidigung ausgeben. Ein Drittel (32 Prozent) denkt, die Verteidigungsausgaben sollten etwa 2 Prozent betragen, weitere 10 Prozent möchten, dass Deutschland weniger als 2 Prozent für Verteidigung ausgeben sollte.

Eine klare Mehrheit für die Erhöhung der Verteidigungsausgaben über 2 Prozent gibt es aktuell nur unter möglichen Wählerinnen und Wählern von CDU/CSU. 57 Prozent möchten, dass die Verteidigungsausgaben über 2 Prozent steigen. 29 Prozent möchten, dass etwa 2 Prozent für Verteidigung ausgegeben wird, und 6 Prozent möchten weniger als 2 Prozent dafür ausgeben. Anhängerinnen und Anhänger von SPD (mehr als 2 Prozent: 45 Prozent, etwa 2 Prozent: 38 Prozent, weniger als 2 Prozent: 5 Prozent) und den Grünen (mehr als 2 Prozent: 45 Prozent, etwa 2 Prozent: 39 Prozent, weniger als 2 Prozent: 4 Prozent) sind sich in ihrem Meinungsbild sehr ähnlich. Anhängerinnen und Anhänger der AfD sind gespalten (mehr als 2 Prozent: 37 Prozent, etwa 2 Prozent: 32 Prozent, weniger als 2 Prozent: 18 Prozent). Unter Anhängerinnen und Anhängern der Linken (mehr als 2 Prozent: 29 Prozent, etwa 2 Prozent: 34 Prozent, weniger als 2 Prozent: 16 Prozent, weiß nicht: 22 Prozent) und des BSW (mehr als 2 Prozent: 26 Prozent, etwa 2 Prozent: 32 Prozent, weniger als 2 Prozent: 22 Prozent, weiß nicht: 20 Prozent) gibt es keine Mehrheit für eine Erhöhung der Ausgaben für Verteidigung.

Diese Umfrage wurde von YouGov Deutschland als YouGov Surveys Eigenstudie im YouGov Omnibus Politik durchgeführt. Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen YouGov Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 07.02. bis 10.02.2025 insgesamt 2.416 Personen in einer repräsentativen Stichprobe, quotiert nach Alter, Geschlecht, Region, Wahlverhalten, Bildung und politisches Interesse, befragt. Die Stichprobe bildet die Wahlberechtigten Deutschlands ab 18 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.

Die Ergebnisse samt einer Erklärung der Methodik stehen hier kostenlos zur Verfügung.

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Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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