YouGov-Umfrage unter deutschen Wahlberechtigen zur AfD und dem Geheimtreffen in Potsdam
Das Recherechekollektiv Correctiv hatte das geheime Treffen in Potsdam vom November 2023, an dem Mitglieder der AfD, CDU und Werteunion sowie Rechtsextreme teilgenommen hatten, enthüllt. Bei dem Treffen soll u.a. Martin Sellner, früherer Kopf der Identitären Bewegung in Österreich, über die Ausweisung von Millionen von Menschen aus Deutschland, gesprochen haben.
Danach gefragt, inwiefern die Berichterstattung über das Treffen und die Reaktionen der Parteien darauf die persönliche Meinung zur AfD beeinflusst haben, gibt knapp die Hälfte (49 Prozent) der Wahlberechtigten an, die Berichterstattung habe ihre Meinung zur AfD negativ beeinflusst. 14 Prozent sagen dagegen, die Berichterstattung und Reaktion der Parteien habe ihre Meinung zur AfD positiv beeinflusst. Für fast jeden vierten Befragten (24 Prozent) haben die Berichte die persönliche Meinung zur AfD weder positiv noch negativ beeinflusst.
Unter Wählerinnen und Wählern der AfD beeinflussen die Berichte die Meinung positiv
Unter Befragten, die angeben, bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 die AfD gewählt zu haben, zeigt sich ein anderes Bild. Knapp die Hälfte (45 Prozent) derer, die 2021 für die AfD gestimmt haben, geben an, dass die Berichterstattung über das Geheimtreffen die persönliche Meinung zur AfD positiv beeinflusst hat. Lediglich 5 Prozent der Wählerinnen und Wähler der AfD bei der letzten Bundestagswahl geben an, die Berichte hätten ihre Meinung zur AfD negativ beeinflusst. Für 42 Prozent hat es die persönliche Meinung weder positiv noch negativ beeinträchtigt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich unter jenen, die angeben, die AfD wählen zu wollen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Nur 4 Prozent dieser Gruppe gibt an, die Berichte hätten ihre persönliche Meinung zur AfD negativ beeinflusst. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) sagt, die Berichte haben die persönliche Meinung zur AfD positiv beeinflusst. Für 35 Prozent bleibt sie unverändert.
Die Frage nach einem Verbotsverfahren gegen die AfD polarisiert
Die Recherchen von Correctiv haben in Deutschland eine neue Debatte über ein AfD-Verbotsverfahren ausgelöst. Unter Wahlberechtigen in Deutschland polarisiert die Frage dazu stark: 45 Prozent der Befragten würden ein Verbotsverfahren gegen die AfD eher oder voll und ganz befürworten. 43 Prozent würden es dagegen eher oder voll und ganz ablehnen. Mehr als jeder zehnte Befragte (12 Prozent) wollte sich bei dieser Frage nicht festlegen.
Zudem glaubt ein Drittel der Befragten (34 Prozent), dass ein Verbotsverfahren gegen die AfD der Partei eher helfen würde. Ein Viertel (25 Prozent) denkt dagegen, dass es der Partei eher schaden würde. Jeder fünfte Befragte (20 Prozent) hat sich bei dieser Frage enthalten. Unter Befragten, die bei der letzten Bundestagswahl für die AfD gestimmt haben, geben 41 Prozent an, dass ein Verbotsverfahren der AfD eher helfen würde, 22 Prozent glauben, es würde der Partei eher schaden.
Unter den Wahlberechtigten, die ein Verbotsverfahren gegen die AfD voll und ganz ablehnen würden (27 Prozent), ist die Hälfte (50 Prozent) der Meinung, dass ein solches Verfahren der Partei eher helfen würde.
Keine Auswirkung auf das Wählerpotential der AfD
Das Wahlpotential der AfD liegt mit 28 Prozent etwa im Mittelfeld unter den deutschen Parteien. Das Wahlpotential bildet ab, wie viel Prozent der deutschen Wahlberechtigten sich grundsätzlich vorstellen können, eine Partei zu wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Das Wahlpotential ist jedoch keine Wahlabsicht und daher nicht als Wahlprognose zu verstehen.
Die AfD liegt beim Wahlpotential aktuell hinter der CDU/CSU (44 Prozent), SPD (32 Prozent) und gleichauf mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) (28 Prozent), allerdings vor der FDP (21 Prozent), den Grünen (25 Prozent), und der Linkspartei (17 Prozent). Im Vergleich zu den Vormonaten ist das Wählerpotential der AfD auf einem stabilen Niveau (z.B. Sechs-Monats-Vergleich, Juli 2023: „Nein, sicher / wahrscheinlich nicht“ 69%, „Ja, vielleicht / sicher“: 28 Prozent; Vormonat Dezember 2023: „Nein, sicher / wahrscheinlich nicht“ 68%, „Ja, vielleicht / sicher“: 30 Prozent).
Foto: (c) dpa