Trump verliert in den Umfragen nach sexistischem Video und nach der zweiten TV-Debatte gestern Nacht bisher nur leicht an Zustimmung.
Zeigen die Umfragen den „Super-Gau“ für Donald Trump vom Wochenende nur noch nicht oder ist dieser nicht so stark wie die Presse sagt? Die ersten Zahlen nach dem Wochenende deuten eher auf die zweite Vermutung hin, doch es gibt auch Hinweise für die erste These.
Am Freitag war ein Video geleakt worden, in dem sich Trump vulgär-sexistisch über Frauen äußert. Doch die Kandidatur Trumps wurde schon vielfach für gescheitert erklärt und doch ist der polemische Milliardär aus New York immer noch im Rennen um die US-Präsidentschaft.
Im YouGov-Modell zur Vorhersage der US-Präsidentschaftswahlen liegt Hillary Clinton derzeit mit 5,1 Prozent vorne. Das Modell wertet die Angaben von 40.000 Umfragedaten der letzten zwei Wochen aus und wird täglich mit etwa 3000 Interviews aktualisiert. Am Freitag führte Clinton noch mit 4,2 Prozent. Das sieht nach nur wenig Veränderung aus.
In dieses Bild passen die letzten Befragungen von Trump-Wählern aus den Swing-States Ohio und Pennsylvania von diesem Wochenende, bei denen zuvor Befragte nochmals kontaktiert wurden. Dabei gaben in Ohio und Pennsylvania neun von zehn Trump-Wählern (91 Prozent bzw. 90 Prozent), die vom Inhalt des Videotapes erfahren hatten, das verändere ihre Meinung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nicht. Allerdings hatten am Freitag und Samstag erst weniger als die Hälfte der Trump-Anhänger das Trump-Tape gesehen.
Die Umfragen zeigen vermutlich noch nicht in vollem Umfang die Folgen der Enthüllungen, vermutet YouGov-Analyst Will Jordan.
Das von der Washington Post am Freitag veröffentlichte Video von 2005 zeigt Donald Trump, wie er damit prahlt, er könne es sich erlauben Frauen in den Schritt zu fassen. Offenbar sind zumindest Trumps Anhänger auch von den neuesten Enthüllungen über sexistische Aussagen des Milliardärs unbeeindruckt.
Doch bei unentschlossenen Wählern und denen von Drittpartei-Kandidaten wie der Grünen Jill Stein und dem Libertären Gary Johnson, die im letzten Moment doch noch einen der beiden großen Parteien wählen könnten, sieht das anders aus. 48 Prozent dieser Wählergruppe, sagen sie denken schlechter über Trump seit Veröffentlichung des Videos. Sie könnten durch taktisches Verhalten an der Wahlurne in letzter Sekunde entweder Trump oder Clinton in einigen wichtigen Swing-States wahlentscheidende Stimmen bringen.
Und auch wenn Hillary Clinton am Wochenende ihre Führung nicht deutlich ausbauen konnte: Das YouGov Modell zeigt, dass die Demokratin mittlerweile in fünf wichtigen Swing-States führt oder ihre sehr knappe Führung ausgebaut hat. In Nevada, Iowa, Ohio, Pennsylvania und Florida zeigte das YouGov-Modell letzte Woche noch ein graues „Unentschieden“. Aktuell sind alle fünf Staaten, die in manchen Präsidentschaftswahlen demokratisch und manchen republikanisch wählen, hellblau eingefärbt. Das heißt sie tendieren zu Clinton.
2012 hatte das YouGov-Modell das Wahlergebnis mit einem Fehler von nur 0,2 Prozent vorausgesagt.
Aus der gestrigen zweiten Debatte zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten ging Clinton zwar der Mehrheit der Amerikaner zufolge als Siegerin aus dem Rededuell hervor, aber der erhoffte „Knockout“ von Trump blieb aus. 47 Prozent der Amerikaner sagen laut einer YouGov-Umfrage von gestern Nacht, dass Clinton die Debatte gewonnen hat und 42 Prozent meinen, Trump war der Gewinner. ´
Doch bei der wichtigen Wählergruppe der Unentschiedenen sagen nur 44 Prozent Clinton hat gewonnen, einer von vier der „Undecideds“ meint dagegen, Trump habe die Debatte für sich entschieden. Zudem sagt eine knappe Mehrheit der männlichen Wähler, Trump habe sich besser geschlagen (46 Prozent zu 43 Prozent).
Ganz gelaufen ist das Rennen offenbar noch nicht, doch ob das am Freitag veröffentlichte Tape wirklich ein Gau ist wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen.