Bis 1994 war männliche Homosexualität in Deutschland strafbar. Gut die Hälfte der Deutschen wäre dafür, die bis dahin verhängten Gerichtsurteile aufzuheben und die Opfer zu entschädigen.
Mehr als 120 Jahre hatte das Verbot existiert, erst am 11. Juni 1994 wurde es abgeschafft. Bis dahin stand männliche Homosexualität in Deutschland nach §175 des Strafgesetzbuches unter Strafe. Bis heute sind die aufgrund dieses Gesetzes erlassenen Urteile nicht revidiert, obwohl immer wieder eine Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer gefordert wird - und das, obwohl die Mehrheit der Deutschen dafür wäre. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.
Demnach sagen insgesamt 59 Prozent der Befragten, sie würden einen solchen Schritt befürworten, jeder Vierte (25 Prozent) wäre dagegen. Dabei unterscheidet sich das Meinungsbild nur leicht in den einzelnen Altersgruppen – 61 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wären dafür, aber auch 54 Prozent der Über-60-Jährigen.
Auf den ersten Blick scheint es auch zwischen den Geschlechtern kaum Unterschiede zu geben, sind doch 57 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen für eine Rehabilitierung. Allerdings ist die Gruppe derer, die dies ablehnt, unter den Männern mit 30 Prozent signifikant größer als unter Frauen (20 Prozent). Letztere konnten oder wollten stattdessen häufiger keine Stellung zu der Frage beziehen.
Wenig überraschend gibt es auch zwischen den Wählern der unterschiedlichen Parteien Unterschiede in der Bewertung. Allerdings sind die Anhänger aller im Bundestag vertretener Parteien in der Mehrheit dafür, die Opfer von §175 zu rehabilitieren. Ähnliches hatte sich auch bei einer Umfrage zur Legalisierung der "Ehe für Alle" gezeigt.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1048 Personen im Zeitraum vom 3. bis 7. Juni 2016 repräsentativ befragt.
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