Mehrheit hält regionale Unabhängigkeitsbestrebungen grundsätzlich für legitim

Oktober 16, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Gut die Hälfte der Deutschen sagt, dass Regionen grundsätzlich das Recht zur Unabhängigkeit haben sollten, wenn die Mehrheit der Bevölkerung das will.

Schottland gehört weiterhin zum Vereinigten Königreich – weil die Bevölkerung es so will. Jetzt ist Katalonien an der Reihe. Auch dort gibt es Bestrebungen, sich vom Mutterland (in diesem Falle Spanien) zu lösen. Bei der als maßgeblich für eine Abspaltung geltenden Regionalwahl Ende September konnten die separatistischen Parteien zwar den Wahlsieg erringen, verpassten aber die absolute Mehrheit. Und der katalanische Ministerpräsident Artur Mas muss sich nun wegen einer illegalen Volksbefragung vor Gericht verantworten.

Sollte sich in Zukunft zum Beispiel unter den Katalanen oder den Schotten allerdings eine echte Mehrheit finden, die für eine Abspaltung ist, sollte die Unabhängigkeit möglich sein – zumindest nach Meinung der Mehrheit der Deutschen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach sagen 51 Prozent der Befragten, dass Regionen grundsätzlich das Recht zur Unabhängigkeit haben sollten, wenn die Mehrheit der Bevölkerung das will. Lediglich halb so viele (25 Prozent) sind anderer Meinung, ebenfalls ein Viertel der Befragten (24 Prozent) kann oder will keine Angaben machen.

Die Ansicht, dass Unabhängigkeitsbestrebungen grundsätzlich legitim seien, gibt es dabei in allen Bevölkerungsgruppen, egal ob jung, alt, männlich, weiblich, vom Land oder aus der Stadt. Und auch zwischen den Wählern der vier im Bundestag vertretenen Parteien gibt es kaum Unterschiede.

Allerdings war die Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten auch wenig von größeren Separatistenbewegungen betroffen. Zuletzt forderte Pegida-Organisatorin Tatjana Festerling einen "Säxit", also ein Ausscheiden Sachsens aus der Bundesrepublik. Zudem gibt es in Bayern die separatistisch gesinnte Bayernpartei. Doch die Regionalpartei erreichte seit Mitte der 60er Jahre nicht mehr den Einzug in den bayerischen Landtag.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1166 Personen im Zeitraum vom 6. bis 9. Oktober 2015 repräsentativ befragt.

Foto: Joan Cros/Demotix/Press Association Images