Eine knappe Mehrheit der Deutschen befürwortet das gemeinsame Lernen behinderter und nichtbehinderter Kinder. Größer ist sie bei jenen, die selbst Inklusions-Erfahrung haben.
Seit im März 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft getreten ist, lernen an immer mehr Schulen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam. Allerdings geht die Inklusion von Kindern mit Förderbedarf in Deutschland nur langsam – und nicht ohne Probleme – voran.
Dabei befürwortet ein großer Teil der Deutschen das gemeinsame Lernen behinderter und nichtbehinderter Kinder. Dieser Anteil ist in der Gruppe derer, die als Schüler, Lehrer oder Elternteil selbst Inklusions-Erfahrung gesammelt hat, besonders groß. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.
Demnach ist etwa jeder zweite Befragte (49 Prozent) für gemeinsamen und lediglich jeder Dritte (35 Prozent) für getrennten Unterricht. Von den Befragten mit Inklusions-Erfahrung sind sogar zwei Drittel (67 Prozent) für das gemeinsame lernen. Nur jeder vierte von ihnen (24 Prozent) wäre dafür, behinderte und nichtbehinderte Kinder wieder getrennt zu Unterrichten.
Einig sind sich die Befragten mit und ohne Inklusions-Erfahrung zudem, dass vor allem behinderte Kinder von gemeinsamem Unterricht profitieren. Das glauben in der Gesamtbevölkerung 57 Prozent, bei den Inklusions-Erfahrenen sogar 68 Prozent. Dass es diesen Kindern durch die Inklusion schlechter geht, glauben nur 23 bzw. 20 Prozent.
Ob allerdings auch die nicht-behinderten Kinder von der Inklusion profitieren, sind sich viele Deutsche nicht so sicher. Von allen Befragten glauben dies 39 Prozent, kaum weniger (34 Prozent) sind der Meinung, dass diese Kinder dadurch Nachteile haben. Aber: Glaubt man der Mehrheit (52 Prozent) derer, die schon Erfahrung mit Inklusion haben, dann tut auch den nicht-behinderten Kindern das gemeinsame Lernen gut.
Lediglich eine Gruppe scheint unter der Inklusion zu leiden: Die Lehrer. Zumindest glauben dies 40 Prozent aller Befragten und 41 Prozent der Inklusions-Erfahrenen. Denn für sie bedeutet das inklusive Lernen auch mehr Arbeit – für die sie oftmals im Studium kaum vorbereitet wurden.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1227 Personen im Zeitraum vom 23. bis 26. Juni 2015 repräsentativ befragt. Davon gaben 204 Befragte (17 Prozent) an, dass sie zum Beispiel als Lehrer, Schüler oder Elternteil Erfahrung mit einer Inklusions-Klasse gemacht haben.
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