Deutsche haben wesentlich seltener Helden als Briten und Amerikaner. Wenn sie einen haben, dann ist es oft Mahatma Gandhi – oder die eigene Mutter.
"Held" ist in Deutschland ein "verdächtiges Wort", seit Millionen Menschen in den beiden Weltkriegen einen "Heldentod" gestorben sind. Lange Zeit wurde es kaum genutzt, heute wirkt es oft wie eine leere Sprachhülle.
Die Wortgeschichte könnte erklären, warum nur ein kleiner Teil der Deutschen Helden hat. Denn das ist das Ergebnis einer aktuelle YouGov-Umfrage. Dabei gab nur jeder Achte (12 Prozent) an, einen Helden zu haben. Acht von zehn Befragten (79 Prozent) haben hingegen keine Helden.
Ganz anders die Situation in anderen Ländern, in denen YouGov eine vergleichbare Umfrage durchgeführt hat - und in denen das Wort nicht eine solche Geschichte hat: Im Vereinigten Königreich hat immerhin jeder Dritte (31 Prozent) einen oder mehrere Helden, in den USA sogar jeder Zweite (50 Prozent).
In einer Sache aber ähneln sich alle drei Länder: Danach gefragt, wer ihr größter Held ist, wählen die meisten Menschen ein oder mehrere Familienmitglieder aus. Wie in den USA und im Vereinigten Königreich wird die Mutter auch in Deutschland ganz besonders häufig genannt.
Aber auch zeitgeschichtliche Persönlichkeiten werden als Helden angesehen. Besonders häufig genannt wird dabei Mahatma Gandhi. Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Vor-Vor-Vorgänger im Amt, Helmut Schmidt, die im Februar die Wahl zur „Meistbewunderten Person“ in Deutschland gewonnen hatten, werden zwar auch als Helden angesehen, allerdings wesentlich seltener.
Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway sagte einmal: „Umso älter man wird umso schwieriger wird es, Helden zu haben, aber genau das ist notwendig“. Zumindest mit dem ersten Teil des Satzes hat er – bezogen auf die deutsche Bevölkerung – recht. Denn während bei den 18- bis 24-Jährigen immerhin noch jeder Vierte (24 Prozent) einen Helden hat, ist es bei den Über-55-Jährigen lediglich jeder Elfte (9 Prozent).
Ein ähnlicher Trend ist auch im Vereinigten Königreich zu beobachten, nicht aber in den USA. In Amerika haben bei den Über-65-Jährigen sogar besonders viele Menschen einen Helden.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1.017 Personen im Zeitraum vom 19.03. bis 23.03.2015 repräsentativ befragt.
Fotos: Shiho Fukada/AP/Press Association Images / Ross Dettman/AP/Press Association Images (Umfragebild)