Eine aktuelle YouGov-Umfrage in 28 Ländern unter 32.000 Menschen zeigt, wie unterschiedlich der Klimawandel weltweit wahrgenommen wird.
Das Thema Klimaschutz war wohl noch nie so präsent wie in diesen Tagen. Angeführt von der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg hat sich vor gut einem Jahr die „Fridays for Future“-Bewegung aus Schülern auf der ganzen Welt gebildet. Anfangs noch als Schulschwänzen abgetan, findet der Protest für das Klima nun Beachtung und hat sich in Deutschland auch politisch niedergeschlagen. Klimaschutz ist ein globales Thema – doch jede große Veränderung fängt bei dem Einzelnen an. YouGov hat daher in einer internationalen Umfrage in 28 Ländern über 32.000 Menschen befragt, wie sie zum Thema Klimawandel stehen.
Mehrheit sieht Menschheit zumindest teilweise als verantwortlich für Klimawandel
Dass sich das Klima verändert und das menschliche Handeln zumindest teilweise dafür verantwortlich ist, sieht die Mehrheit der Weltbevölkerung so. Besonders die befragten Inder (71 Prozent) sind der Ansicht, dass Menschen der Hauptgrund für den Klimawandel sind.
Die Norweger und Saudi-Araber sind jeweils mit 35 Prozent am wenigsten von der Hauptverantwortung der Menschheit für den Klimawandel überzeugt. Jedoch sind von ihnen zusätzlich 48 bzw. 36 Prozent zumindest von einer Teilschuld überzeugt.
Nur eine sehr kleine Minderheit (zwischen 0 und 6 Prozent je nach Land) ist davon überzeugt, dass es keinen Klimawandel gibt. Fast ebenso selten glauben die Menschen, dass sich das Klima überhaupt nicht durch menschliches Zutun verändert hat (1 bis 10 Prozent). Am häufigsten sind die jeweiligen Meinungen unter Amerikanern zu finden. Hier glaubt immerhin jeder Zehnte (10 Prozent), dass der Klimawandel nicht menschgemacht ist.
Große oder moderate Auswirkungen des Klimawandels aufs eigene Leben erwartet
Doch nicht nur darin, dass der Klimawandel existiert, ist sich die Weltbevölkerung einig. Auch erwarten die Meisten große oder zumindest moderate Auswirkungen auf ihr eigenes Leben durch den Klimawandel. Jedoch gibt es im weltweiten Vergleich große Unterschiede, wie intensiv diese Auswirkungen eingeschätzt werden.
Die Befragten aus den Ländern des Mittleren und Fernen Ostens fürchten viel häufiger, dass es durch die Veränderungen des Weltklimas große Veränderungen in ihrem Leben geben wird. So glauben beispielsweise drei Viertel der Filipinos (75 Prozent) und der Vietnamesen (74 Prozent), dass der Klimawandel ihr eigenes Leben stark beeinflussen wird. Auch in Katar (65 Prozent) und Ägypten (58 Prozent) ist die Mehrheit diese Meinung. Im Gegensatz dazu sind die Menschen in Europa deutlich entspannter. Mit 32 Prozent sind die Spanier noch am beunruhigtesten, während die Deutschen nur zu 16 Prozent der Meinung sind, dass der Klimawandel starke Auswirkungen auf ihr eigenes Leben haben wird.
Diese Auswirkungen halten die Menschen für wahrscheinlich
Die Auswirkungen des Klimawandels sind mannigfaltig. Die Schreckensszenarien, die sowohl von Experten als auch von Medien gezeichnet werden, teilweise unvorstellbar.
Den Befragten haben wir mehrere dieser möglichen Auswirkungen des Klimawandels vorgestellt und gefragt, für wie wahrscheinlich diese jeweils gehalten werden.
Die Mehrheit in allen Ländern glaubt, dass der Klimawandel zu ernsthaften wirtschaftlichen Schäden führen wird. Auch befürchtet ein Großteil der Weltbevölkerung, dass Städte durch den steigenden Meeresspiegel verloren gehen. Ebenfalls ein für wahrscheinlich gehaltenes Resultat ist die Massenvertreibung von Menschen aus einem Teil der Welt in einen anderen. Außerdem wird befürchtet, dass kleinere Kriege entstehen werden.
Weniger deutlich sind die Ergebnisse, wenn es darum geht, dass der Klimawandel zu einem neuen Weltkrieg oder gar zum Aussterben der Menschheit führen wird. Hier sind die Menschen aus der Asien-Pazifik-Region deutlich überzeugter. Menschen aus Europa und den USA halten diese Möglichkeiten für unwahrscheinlicher.
Wir können den Klimawandel noch stoppen – aber nur mit drastischen Maßnahmen
Doch auch wenn sich hier eine sehr negative Grundstimmung der Weltbevölkerung offenbart, hat diese offensichtlich noch nicht die Hoffnung verloren. Eine Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass wir immer noch in der Lage sind, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden – zumindest, wenn wir die Maßnahmen drastisch verändern. Besonders positiv sind die Spanier (82 Prozent), die Katarer (80 Prozent) und die Chinesen (79 Prozent).
Für die meisten reicht es nicht, den derzeitigen Kurs beizubehalten. Die Finnen und Schweden sind mit jeweils 21 Prozent noch am ehesten davon überzeugt, dass es ausreichen würde, den aktuellen Kurs beizubehalten.
Fängt der Kampf gegen den Klimawandel beim Einzelnen an?
Die Menschen sind sich also weltweit einig, dass nur drastische Gegenmaßnahmen den Klimawandel noch stoppen können oder zumindest die Auswirkungen vermindern können. Doch wo fangen diese Maßnahmen an? Beim Einzelnen oder beim eigenen Land?
In 25 der 28 von uns befragten Ländern ist man eher der Meinung, dass die eigene Nation mehr tun könnte, um das Klima zu verbessern, als dass man als Individuum mehr tun könnte.
Tendenziell sind jedoch die Menschen der Meinung, dass sie selbst mehr in Sachen Klimaschutz tun könnten. Deutlich weniger davon überzeugt sind die Menschen im Nahen Osten und die Finnen, Norweger, Schweden und Australier.
Wo liegt die Hauptverantwortung für den aktuellen Stand des Klimawandels?
Die Frage der Schuld am Klimawandel ist omnipräsent. Doch wer trägt die Hauptverantwortung dafür, dass der Klimawandel soweit fortgeschritten ist? Eine Mehrheit in allen Ländern ist der Ansicht, dass internationale Organisationen, nationale Regierungen sowohl von reichen als auch von Entwicklungsländern, Unternehmen und Industrie sowie Einzelpersonen "sehr" oder "eher" für die aktuelle Situation im Zusammenhang mit dem Klimawandel verantwortlich sind.
Global herrscht außerdem Einigkeit, dass alle eben genannten Akteure die Macht haben, den Klimawandel zu bekämpfen. Eine Ausnahme sind Befragte einiger europäischer Länder. Hier wird mehrheitlich davon ausgegangen, dass der Einzelne keine Macht hat, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Besonders unbedeutend als Individuum fühlen sich dabei die Deutschen und Norweger mit je 54 Prozent.
Die vollständigen Ergebnisse finden Sie hier.
Alle Befragungen wurden online durchgeführt. In einigen Ländern ist die Internetdurchdringung gering, so dass die Stichprobe als repräsentativ für die Online-Bevölkerung angesehen werden kann. Die Länder, in denen die Online-Bevölkerung unter 60 Prozent der Gesamtzahl liegt, sind China, Thailand, Vietnam, Ägypten, Indien und Indonesien.