Das Ansehen der Fußball-Clubs in Deutschland hängt auch mit deren Wahrnehmung abseits des Spielfeldes zusammen. Interessante Untersuchungsobjekte: Schalke, Frankfurt, die Aufsteiger und der potenzielle Meister.
Schalke: Nachrichten jenseits des Fußballs
Rein stimmungsmäßig könnte die neue Bundesliga-Saison für den FC Schalke 04 durchaus besser starten. Da ist zum einen die Hypothek der vergangenen Saison, die Schalke mit Platz 14 abschloss, der weit hinter den Erwartungen aller Beteiligten lag. Nun hätte man sich kommunikativ zum Beispiel auf den neuen Trainer David Wagner konzentrieren können, dem Ähnlichkeiten zu Jürgen Klopp nachgesagt werden und der von diesem in höchsten Tönen gelobt wird. Stattdessen überschattet die Berichterstattung um rassistische Äußerungen von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies auf einer Veranstaltung der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe Anfang August Schalkes Saisonstart. Und neben der öffentlichen Kritik zeigten ihm auch Schalke-Fans symbolisch die Rote Karte.
Dass Tönnies dem Verein Schalke zumindest temporär einen Image-Schaden zugefügt hat, können wir im YouGov-Markenmonitor BrandIndex messen. Hier tracken wir auch alle Bundesliga- sowie ausgewählte ausländische Vereine und ermitteln unter anderem, wie beliebt sie, ihre Spieler und ihr Management sind.
Den letzten Platz beim Buzz, der ermittelt, wie negativ oder positiv eine Marke im öffentlichen Gespräch ist, belegt zurzeit: Schalke 04 . Dieser Wert ist normalerweise stark vom Ergebnis des letzten Spiels abhängig. In diesem Fall ist ein Zusammenhang mit den Aussagen von Clemens Tönnies nicht von der Hand zu weisen.
Auch dürften seine Äußerungen der Bewertung des Schalke-Managements nicht zuträglich sein: Diese ist seit dem Sommer 2018 deutlich schlechter geworden. Nur das Management des Hamburger SV erhält aktuell noch weniger Zustimmung.
Eintracht Frankfurt: Plötzlich Sympathieträger
Bessere Laune dürften die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt haben. Mit Saisonbeginn 2018/19 ging die Zufriedenheit mit der sportlichen Leistung des Vereins nach oben und hält sich bis heute stabil. Die Eintracht feierte zu diesem Zeitpunkt eine Siegesserie und gewann auch wichtige Spiele in der Europa-League. Das Ergebnis abseits des Stadions: Deutlich mehr Menschen als früher empfinden den gezeigten Fußball der Eintracht als attraktiv. In dieser Kategorie liegen unter den im internationalen Umfeld getrackten deutschen Vereinen vor Frankfurt aktuell nur Borussia Dortmund, Bayern München und RB Leipzig.
Was Frankfurt mit attraktivem Fußball und einem als gut empfundenen Management geschafft hat: Die Menschen mögen den Verein. Genauer fragen wir im BrandIndex: Welchen Verein empfinden sie grundsätzlich als sympathisch, unabhängig davon, ob Sie von einem bestimmten Club Fan sind? Und auch hier geht es für die Eintracht, im Vergleich zum Zeitpunkt vor einem Jahr, steil bergauf. Nur der BVB und Bayern München werden aktuell noch häufiger genannt. Von den beiden größten Vereinen in Deutschland abgesehen gilt die Eintracht also als der sympathischste Fußballclubs Deutschlands.
Bekanntheit der Aufsteiger steigt, Union mit Vorteilen
Unter denjenigen, die angeben, die jeweiligen Fußball-Clubs zu kennen, hegen durchaus viele Sympathien für den 1. FC Union Berlin. Aktuell bekommt er in dieser Kategorie sogar mehr Zustimmung als der Stadtrivale Hertha BSC. In der Sympathie rangiert der Traditionsklub FC Köln im oberen Mittelfeld der aktuellen Bundesligavereine und nimmt Kurs auf die Eintracht.
Obwohl die neue Saison gerade erst angefangen hat: Schon jetzt sind positive Effekte für Union Berlin und Paderborn zu erkennen. Ihre Bekanntheit in Deutschland steigt messbar.
BVB und Bayern
Eine Fußball-Kolumne ohne ein paar Worte zu Borussia Dortmund und Bayern München wäre nicht vollständig. Vorab: Bayern München wird wieder Meister. Das denkt in unserer aktuellen Umfrage jedenfalls etwas mehr als jeder dritte Befragte (37 Prozent). Rund ein Viertel der Deutschen (24 Prozent) sieht hingegen Chancen für die anderen Vereine, die Bayern am Saisonende zu schlagen. Aktuell hat der BVB die Nase vorn, jedenfalls im BrandIndex: Er ist der Verein,
• der von den meisten Menschen als sympathisch empfunden wird (vor Liverpool und Bayern),
• der besonders häufig mit guten Spielern und Trainern verbunden wird (vor Liverpool und Bayern),
• dem das beste Management bescheinigt wird (vor Bayern und Liverpool),
• mit der mit Abstand besten Fan-Kultur (vor Liverpool und Bayern),
• der, nach Ansicht der Kenner des Vereins, den attraktivste Fußball spielt (vor Liverpool und Barcelona).
Trotzdem: Die meisten Fans hat immer noch der FC Bayern.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.