Wahlwerbung wird von der Mehrheit der Deutschen wahrgenommen. Doch bei der Wahlentscheidung spielen auch andere Faktoren eine Rolle.
Die heiße Phase der Bundestagswahl hat begonnen: Die Straßen sind vollgepflastert mit Plakaten von Kandidaten und Parteien. Im Fernsehen und Radio laufen Wahlwerbespots. Auf öffentlichen Plätzen warten Politiker mit Giveaways für Passanten auf. Doch wie wirkt diese Wahlwerbung? Wirkt sie überhaupt? Und wie kann dieser Effekt isoliert gemessen werden, wenn neben Wahlwerbung auch die mediale Aufbereitung des Wahlkampfes Einfluss auf politische Ansichten hat?
Ein Blick auf die Nachwahlbefragung von YouGov zur Bundestagswahl 2013 zeigt, dass besonders Wahlwerbung im Fernsehen (60 Prozent) und Wahlplakate (52 Prozent) über Parteien und Kandidaten wahrgenommen wurden. Mit deutlichem Abstand folgen Flugblätter/Handzettel, Anzeigen in Zeitungen und Radio-Werbung.
Jedoch ist der Einfluss der Wahlwerbung auf die tatsächliche Wahlentscheidung recht klein: Nur knapp jeder Zehnte (9 Prozent) gab nach dem Wahlkampf 2013 an, dass Wahlwerbung von Parteien hilfreich bei der Wahlentscheidung war. Viel häufiger sind es Nachrichtensendungen im Fernsehen (33 Prozent), Berichte in Zeitungen (23 Prozent) oder persönliche Gespräche mit Verwandten, Freunden und Bekannten (18 Prozent). Nach einer aktuellen YouGov-Umfrage scheint bei der Bundestagswahl 2017 auch der Wahl-O-Mat eine wichtigere Rolle zu bekommen: Immerhin 19% gehen davon aus, dass der Wahl-O-Mat sie bei der Wahlentscheidung unterstützen wird.
Eine aktuelle YouGov-Studie fand heraus, wie die Wahlplakate der unterschiedlichen Parteien bei den Deutschen ankommen. Beachtet man, dass sich in wissenschaftlichen Studien vor allem Effekte der Wahlwerbung auf die Aktivierung der Wähler und die Verstärkung der bereits getroffenen Wahlentscheidung nachweisen ließen, so hat diese Aufgabe die AfD – gefolgt von den Grünen – am besten erledigt. Die AfD schafft es, ihre Stammwähler am ehesten zu aktivieren: Die Wahlplakate der AfD erreichen immerhin einen Ad Score von 70 Punkten (der Ad-Score zeigt die ganzheitliche Bewertung des Plakats auf einer Skala von 0 bis 100 an), die Grünen erreichen bei den eigenen Wählern immerhin 66 Punkte.
Besonders gut bei der Zielgruppe der unentschiedenen Wähler kommen die Plakate von den Grünen (42 Punkte) und SPD (39 Punkte) an. Etwas überraschend schneiden die Plakate der FDP im Vergleich schlechter ab. Was bei der Landtagswahl in NRW noch hervorragend funktioniert hat, scheint bundesweit nicht in gleichem Maße zu überzeugen: Bei den eigenen Wählern erreicht das Plakat der FDP nur 55 Punkte und bei den Unentschiedenen einen Ad-Score von 34.
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Bild: dpa